-leben

-leben

-leben ist eine in Deutschland und in Skandinavien häufig vorkommende Endung von Ortsnamen.

Die hochdeutsche Endung -leben hatte im Mittelniederdeutschen meist die Form -leve, im Ostfälischen gibt es die Varianten −lewwe/−lebbe und −lä/−lee. Im Dänischen lautet die Endung -lev und im Schwedischen -löv.

Inhaltsverzeichnis

Germanischer Ursprung

Im skandinavischen Gebiet kann man wohl immer von einem germanischen Ursprung ausgehen.

In Dänemark und Schweden kommen Ortsnamenendungen vor, die der deutschen Endung -leben zumindest ähnlich sind:

Diese Endung hat ihren Schwerpunkt auf Sjælland (Seeland), kommt aber auch auf den anderen dänischen Inseln, in Jütland mitsamt Südschleswig und in Schonen vor, jedoch nicht auf Bornholm und in Blekinge.[1]

Im Norden ist diese Endung an der schwedischen Westküste bis zum Göta-Fluss und bis zum Vänern-See verbreitet. Das nördlichste gesicherte Vorkommen ist der Pfarrgemeindename Häggesled (in der Gemeinde Lidköping). Dieser Ortsname wurde 1363 als Heggislefh erwähnt.[1]

Die Grundbedeutung -lev oder -löv ist „etwas Überlassenes, Zurückgelassenes“ (vgl. englisch to leave), woraus sich dann die Bedeutung „Erbe“ entwickelte. In beiden Fällen kann der erste Teil des Ortsnamens eine Person bezeichnen, und zwar diejenige, die etwas hinterlässt oder vererbt.[1][2]

Die ältesten Ortsnamen mit der Endung -lev oder -löv können aus der Zeit der Völkerwanderung stammen.[1]

Es ist jedoch umstritten, ob die deutschen Ortsnamen auf -leben durch die Völkerwanderung mit der skandinavischen auf -lev und -löv verknüpft sind. Wahrscheinlich liegen hier nur parallele Bildungen vor.[1][2]

Slawischer Ursprung

Im sorbischen Sprachraum wurde eine slawische Endung -slav’ oft an die mittelniederdeutsche Endung -leve oder an die mittelhochdeutsche Endung -leibe(n) angepasst. [3]

Beispiele:

  • Blattersleben, entstanden aus einem rekonstruierten Ortsnamen Bratroslav’
  • Jersleben (im Kreis Wolmirstedt), entstanden aus einem rekonstruierten Ortsnamen Jaroslav’
  • Pripsleben (im Kreis Demmin, Vorpommern), entstanden aus einem rekonstruierten Ortsnamen Pribyslav’ [3]

Verbreitung

Eine große Zahl von -leben-Orten gibt es in Ostfalen zwischen Helmstedt und Magdeburg, wie Eilsleben, Dreileben, Ausleben, Ohrsleben, Wefensleben, Alleringersleben, Ostingersleben, Morsleben, Bartensleben, Irxleben, Erxleben, Grasleben, Uhrsleben, Nordgermersleben, Eichenbarleben, Groß Rodensleben, Rottmersleben, Hötensleben, Hohendodeleben, Eimersleben, Haldensleben, Hillersleben, Jersleben, Barleben, Fallersleben, Wanzleben.

Ebenfalls weit verbreitet ist -leben im Thüringer Becken (z. B. Ebeleben, Elxleben, Merxleben, Walschleben, Grabsleben).

Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt etwa 70 und in Thüringen etwa 50 Gemeinden, die auf -leben enden.

Quellen

  1. a b c d e f Harry Ståhl: Ortnamn och ortnamnsforskning; Andra upplagan, Uppsala 1976; ISBN 91-20-04466-6; S. 63–65
  2. a b Birgit Schönwälder: Die „-leben“-Namen, Heidelberg 1993, ISBN 3-8253-0043-9
  3. a b Walter Kaestner, Niederdeutsch-slavische Interferenzen; in: Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, hrsg. von Gerhard Cordes und Dieter Möhn, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7, S. 678–729; S. 709 = Abschnitt 3.1.2.3

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leben — Leben, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1. * Im eigentlichsten Verstande, schreyen, lärmen, einen starken Schall hervor bringen. Diese Bedeutung, in welcher das Wort zugleich eine sinnliche Nachahmung des Schalles ist, ist …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • leben — leben: Das gemeingerm. Verb mhd. leben, ahd. lebēn, got. liban, engl. to live, schwed. leva gehört wahrscheinlich im Sinne von »übrig bleiben« zu der unter ↑ Leim dargestellten vielfach erweiterten idg. Wurzel. *‹s›lei »feucht, schleimig,… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Leben — leben: Das gemeingerm. Verb mhd. leben, ahd. lebēn, got. liban, engl. to live, schwed. leva gehört wahrscheinlich im Sinne von »übrig bleiben« zu der unter ↑ Leim dargestellten vielfach erweiterten idg. Wurzel. *‹s›lei »feucht, schleimig,… …   Das Herkunftswörterbuch

  • leben — V. (Grundstufe) nicht tot sein Beispiele: Sein Vater lebt nicht mehr. Die Schriftstellerin lebte von 1900 bis 1980. leben V. (Grundstufe) irgendwo wohnen Beispiel: Wir leben in einer Kleinstadt. leben V. (Aufbaustufe) seinen Lebensunterhalt mit… …   Extremes Deutsch

  • Leben — avec de l’huile d olive. Le leben لـبـن (ou labné), est l’appellation qu’on donne au Maghreb et au Proche et Moyen Orient pour le lait fermenté. Il se mange souvent au petit déjeuner dans les pays arabes. Il est servi dans une assiette où on lui… …   Wikipédia en Français

  • Leben — Leben, ein bestimmter Komplex von Erscheinungen, der an den Organismen beobachtet wird. Man unterscheidet allgemeine Lebenserscheinungen, die allen Organismen gemeinsam sind (Ernährung, Atmung, Fortpflanzung etc.), und spezielle, die nur… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • leben — Vsw std. (8. Jh.), mhd. leben, ahd. lebēn, as. libbian Stammwort. Aus g. * lib ǣ Vsw. leben , auch in gt. liban, anord. lifa, ae. libban, lifian, leofian, afr. libba. Durativ zu dem unter bleiben behandelten starken Verb. Ausgangsbedeutung ist… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • leben — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • am Leben sein • existieren • geben • vorhanden sein • wohnen Bsp.: • …   Deutsch Wörterbuch

  • Leben — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Lebenszeit Bsp.: • Das Leben ist schwer. • Sie kamen bei einem Unfall ums Leben. • Genießt du dein Leben als professioneller Billard Spieler? • Er hatte ein interessantes Leben …   Deutsch Wörterbuch

  • Leben [2] — Leben. Zur Beantwortung der Frage nach dem Begriff des L s ist seine Bedeutung auf dem Gebiete aufzusuchen, auf welches er sich ursprünglich bezieht, nämlich dem der Pflanzen u. Thiere, welche im eigentlichen Sinne des Worts als lebendige… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”