- Gregor Wilhelm Nitzsch
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Gregor Wilhelm Nitzsch (* 22. November 1790 in Wittenberg; † 22. Juli 1861 in Leipzig) war ein klassischer Philologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Georg Wilhelm Nitzsch wurde als jüngster Sohn des einstigen Pastors, Generalsuperintendenten und ersten Direktors des königlichen evangelischen Predigerseminars in Wittenberg Karl Ludwig und Luise Nitzsch (geb. Wernsdorf) am 22. November 1790 in Wittenberg geboren. Nach dem Besuch der Landesschule Pforta von 1806-1812 nahm er an der Wittenberger Universität ein Theologiestudium auf und wechselte während seiner Studienzeit zur klassischen Philologie.
Während der Befreiungskriege nahm er an Kampfhandlungen in Flandern und Nordfrankreich teil und übernahm nach seiner Rückkehr im Juni 1814 eine Lehrerstelle am Wittenberger Gymnasium. 1817 wechselte er an das Gymnasium Francisceum in Zerbst, wo er eine Konrektorstelle erhielt. Er kehrte 1820 in gleicher Position zurück an das Wittenberger Gymnasium. Hier begann Nitzsch seine ersten philologischen Arbeiten zu veröffentlichen, die ihm 1827 einen Ruf an den Lehrstuhl für klassische Philologie und Beredsamkeit an der Universität Kiel einbrachten, wo er im selben Jahr zum Dr. phil. h.c. wurde.
Er organisierte das dortige Seminar neu unter der Konzeption eines christlichen Humanismus und schuf als Inspektor damit einen eigenständigen Gymnasiallehrerstand Schleswig-Holsteins. 1837 wurde er Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen und 1836 Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften. Während der Revolution 1848 gab er seiner Mitgliedschaft das Erkennungsabzeichen der Dänischen Akademie der Wissenschaften, den Danebrogorden, zurück und demonstrierte damit der dänischen Regierung seine prodeutsche Haltung, wofür man ihn 1852 mit der Amtsenthebung bestrafte. Deswegen folgte er im Wintersemester 1852 dem Ruf der Universität Leipzig und lehrte dort bis zu seinem Tode am 22. Juli 1861.
Wertvoll für das sprachliche Verständnis waren seine planvoll gestalteten Schöpfungen in modifizierter Form, unter veränderten Fragestellungen und mit neuen, aus der Homeranalyse gewonnenen Argumenten, die sich in der modernen Forschung wiederfinden.
Werkauswahl
- Platonischer Dialog Ion. 1822
- Quaestiones Homericae. 1824
- Erklärenden Anmerkungen zu Homers Odyssee. 3 Bände 1826 – 1840)
- De historia Homeri maximeque de scriptorum carminum aetate meletemata 1830 - 1837
- Die Heldensage der Griechen nach ihrer natürlichen Geltung. 1841
- Die Sagenpoesie der Griechen kritisch dargestellt. 3 Bände, 1852
- Betrachtung zur Geschichte der epischen Poesie der Griechen. 1862
Literatur
- Wolfhart Unte: Nitzsch, Gregor Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 294 f.
- Richard Hoche: Nitzsch, Gregor Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 718–722.
- E. Alberti: Lexikon der schleswig-holstein.-lauenburgischen Schriftsteller von 1829-1866. 2 Bd 1868 (mit Werk-Verzeichnis)
- F. Lübker: Georg Wilhelm Nitzsch in seinem Leben u. Wirken. 1864 (mit Werk-Verzeichnis)
- Conrad Bursian: Geschichte der klassischen Philologie in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1883. S. 714–716
- John Edwin Sandys: A History of Classical Scholarship. III. Teil 1967. Seite 105 f
- E. Hofmann: Geschichte der Christian-Albrecht-Universität Kiel 1665-1965. 1969 Beitrag „Geschichte der philosophischen Fakultät“ S. 128–37
- Helga Plöger: Studien zur Geschichte der Klassischen Philologie an der Universität Kiel (1773–1852). Dissertation Kiel, 1972. S. 162–221:
- Biographisches Lexikon Schleswig-Holstein V. 1979.
Weblinks
- Literatur von und über Gregor Wilhelm Nitzsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Gregor Wilhelm Nitzsch an der Universität Leipzig (Sommersemester 1853 bis Sommersemester 1861)
- Gregor Wilhelm Nitzsch im Professorenkatalog der Universität Leipzig
Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität KielErster Lehrstuhl (seit 1972 C3-Professur): Karl Friedrich Heinrich (1804–1818) | Wilhelm Wachsmuth (1820–1825) | Gregor Wilhelm Nitzsch (1827–1852) | Georg Curtius (1854–1862) | Otto Ribbeck (1862–1872) | August Wilmanns (1873–1874) | Eduard Lübbert (1874–1881) | Richard Foerster (1881–1890) | Ivo Bruns (1890–1901) | Siegfried Sudhaus (1901–1914) | Werner Jaeger (1915–1921) | Christian Jensen (1921–1926) | Manfred Fuhrmann (1962–1966) | Antonie Wlosok (1968–1972) | Herbert Juhnke (1972–1997) | Lore Benz (1997–2001) | Hans Bernsdorff (2002–2003) | Jan Radicke (seit 2004)
Zweiter Lehrstuhl: Friedrich Blass (1881–1892) | Alfred Schöne (1892–1902) | Paul Wendland (1902–1906) | Felix Jacoby (1907–1935) | Erich Burck (1938–1969) | Ernst Doblhofer (1971–1984) | Konrad Heldmann (1985–2005) | Thorsten Burkard (seit 2005)
Dritter Lehrstuhl (bis 1921 Extraordinariat): Erwin Rohde (1872–1876) | Friedrich Blass (1876–1881) | Friedrich Leo (1881–1883) | Christian Lütjohann (1884) | Ivo Bruns (1886–1890) | Otto Rossbach (1890–1895) | Ernst Bickel (1909–1921) | Johannes Stroux (1922–1923) | Eduard Fraenkel (1923–1928) | Richard Harder (1930–1941) | Hans Diller (1942–1973) | Ernst-Richard Schwinge (1976–1999) | Lutz Käppel (seit 1999)
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