- Ernst Bickel
-
Ernst Johann Friedrich Bickel (* 26. November 1876 in Wiesbaden; † 10. April 1961 in Bonn) war ein deutscher klassischer Philologe.
Bickel wurde geboren als Sohn des Arztes Dr. Ernst Bickel und seiner Frau Bertha geb. Schellenberg. Er wurde evangelisch getauft. Er studierte Klassische Philologie an der Bonner Universität bei Franz Bücheler, Hermann Usener und Anton Elter und wurde 1900 promoviert. Seit 1906 war er mit einer Norwegerin verheiratet. Nach seiner Habilitation in Greifswald (1906) wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und ging im Sommersemester 1909 in derselben Stellung an die Universität Kiel. 1921 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität Königsberg berufen. Zum Sommersemester 1928 folgte er einem Ruf auf den vakanten Lehrstuhl von Friedrich Marx in Bonn. Von Marx übernahm er im Jahr 1935 auch die Herausgeberschaft des Rheinischen Museums für Philologie, die er bis zum letzten Band der Folge (92/1944) innehatte. Während der Weimarer Republik engagierte sich Bickel in der nationalliberalen Deutschen Volkspartei.
Während der Zeit des Nationalsozialismus verhielt sich Bickel dem Regime gegenüber loyal, ohne jedoch politisch hervorzutreten. Er trat 1933 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei, engagierte sich jedoch nicht im Sinne der herrschenden Ideologie und hielt nationalsozialistische Einflüsse aus seiner Forschungsarbeit fern. Seine Emeritierung, die 1941 anstand, wurde wegen seiner Verdienste in Lehre und Forschung und seiner Beliebtheit bei den Studenten hinausgeschoben. Vom Sommersemester 1943 bis zum Wintersemester 1943/1944 war Bickel Dekan der Philosophischen Fakultät.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb Bickel als Professor für Klassische Philologie im Amt. Er wurde 1948, im Alter von 71 Jahren, emeritiert und übernahm die neugegründete Professur der Eloquenz, die er erst 1960 (im Alter von 84 Jahren) aufgab. 1948 gründete Bickel die Zeitschrift Rheinisches Museum für Philologie unter Beibehaltung der alten Zählung neu.
Bickel wohnte in der Hohenzollernstrasse 8 in Bonn-Bad Godesberg. Sein älterer Bruder Adolf Bickel war Arzt und außerordentlicher Professor für Parthophysiologie an der Universität Berlin.
Literatur
- Helmut Beumann: In memoriam Ernst Bickel: Reden, am 15. Juni 1961 bei der Gedächtnisfeier der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn. Bonn 1961.
- Peter Robert Franke: Ernst Bickel (1876–1961). Ein Besuch in Rom 1953. In: Eikasmós 4, 1993, S. 127–128.
- Hans-Paul Höpfner: Die Universität Bonn im Dritten Reich: Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft. Bonn 1999.
- Clemens Zintzen: Ernst Bickel über Hans Herter. In: Eikasmós 4, 1993, S. 129–130.
Weblinks
- Literatur von und über Ernst Bickel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Höpfner (1999) 425.
Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität KielErster Lehrstuhl (seit 1972 C3-Professur): Karl Friedrich Heinrich (1804–1818) | Wilhelm Wachsmuth (1820–1825) | Gregor Wilhelm Nitzsch (1827–1852) | Georg Curtius (1854–1862) | Otto Ribbeck (1862–1872) | August Wilmanns (1873–1874) | Eduard Lübbert (1874–1881) | Richard Foerster (1881–1890) | Ivo Bruns (1890–1901) | Siegfried Sudhaus (1901–1914) | Werner Jaeger (1915–1921) | Christian Jensen (1921–1926) | Manfred Fuhrmann (1962–1966) | Antonie Wlosok (1968–1972) | Herbert Juhnke (1972–1997) | Lore Benz (1997–2001) | Hans Bernsdorff (2002–2003) | Jan Radicke (seit 2004)
Zweiter Lehrstuhl: Friedrich Blass (1881–1892) | Alfred Schöne (1892–1902) | Paul Wendland (1902–1906) | Felix Jacoby (1907–1935) | Erich Burck (1938–1969) | Ernst Doblhofer (1971–1984) | Konrad Heldmann (1985–2005) | Thorsten Burkard (seit 2005)
Dritter Lehrstuhl (bis 1921 Extraordinariat): Erwin Rohde (1872–1876) | Friedrich Blass (1876–1881) | Friedrich Leo (1881–1883) | Christian Lütjohann (1884) | Ivo Bruns (1886–1890) | Otto Rossbach (1890–1895) | Ernst Bickel (1909–1921) | Johannes Stroux (1922–1923) | Eduard Fraenkel (1923–1928) | Richard Harder (1930–1941) | Hans Diller (1942–1973) | Ernst-Richard Schwinge (1976–1999) | Lutz Käppel (seit 1999)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Ernst Bickel — Saltar a navegación, búsqueda Ernst Johann Friedrich Bickel (*Wiesbaden, 26 de noviembre de 1876 †Bonn, 10 de abril de 1961) filólogo alemán. Biografía Estudió filología clásica en la Universidad de Bonn con Franz Bücheler, Hermann Usener y Anton … Wikipedia Español
Bickel — ist der Familienname folgender Personen: Adolf Bickel (1875–1946), deutscher Arzt und Physiologe Alfred Bickel (1918–1999), schweizerischer Fußballspieler und trainer Christine Bickel Vetsch (* 1961), Glarner Politikerin der Sozialdemokratischen… … Deutsch Wikipedia
Ernst Doblhofer — (* 2. September 1919 in Eferding; † 25. Dezember 2002 in Graz) war ein österreichischer Klassischer Philologe. Leben Ernst Doblhofer bestand 1937 in Steyr die Matura, konnte jedoch sein Studium wegen des Militärdienstes nicht beginnen. 1942… … Deutsch Wikipedia
Ernst-Richard Schwinge — (* 4. September 1934 in Berlin Charlottenburg) ist deutscher Klassischer Philologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Wichtige Veröffentlichungen (Auswahl) … Deutsch Wikipedia
Ernst Toller — (3. von rechts) in einer Gruppendiskussion mit Max Weber (4. von rechts), Fotografie Mai 1917 bei der Lauensteiner Tagung Ernst Toller (* 1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; † 22. Mai 1939 in New York) war ein deutscher Schriftsteller … Deutsch Wikipedia
Ernst Lörtscher — Pas d image ? Cliquez ici. Biographie Nationalité … Wikipédia en Français
Adolf Bickel — (* 19. März 1875 in Wiesbaden; † 21. Januar 1946 in Wangen/ Bodensee) war ein deutscher Arzt und Physiologe. Er absolvierte sein Studium der Medizin an den Universitäten Oxford, Straßburg, Genf und an der Universität Bonn, an der er… … Deutsch Wikipedia
Wilhelm Wachsmuth — Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth (* 28. Dezember 1784 in Hildesheim; † 23. Januar 1866 in Leipzig) war ein deutscher Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Publikationen … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Bia–Bid — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Museum für Philologie — Das von Ernst Bickel 1950 wiederbegründete Rheinische Museum für Philologie (RhM) ist die weltweit älteste Fachzeitschrift im Bereich der Altertumswissenschaften und besteht bis heute. Ursprünglich wurde die Zeitschrift 1827 von Barthold Georg… … Deutsch Wikipedia