- Alfred Frenzel
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Alfred Frenzel (* 18. September 1899 in Josefsthal, Böhmen; † 23. Juli 1968 in Liberec, Tschechoslowakei) war ein deutscher Politiker der SPD. Er war Landtagsabgeordneter in Bayern und anschließend ab 1953 Bundestagsabgeordneter. Im Jahr 1960 wurde er als Spion der Tschechoslowakei enttarnt, daraufhin verhaftet und aus dem Bundesparlament ausgeschlossen. Er wurde 1961 zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, aber Ende 1966 im Zuge eines Gefangenenaustauschs in die Tschechoslowakei ausgewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frenzel stammte ursprünglich aus Böhmen und gehörte dort zur deutschen Minderheit. Nach einer Bäcker- und Konditorlehre absolvierte er auch noch eine Glasschmelzerausbildung. Ab 1925 arbeitete er als Handelsvertreter. Er trat 1921 in die Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei ein und war eine Zeit lang Filialleiter einer kommunistischen Konsumgenossenschaft in Karlsbad. Ende der 1920er Jahre wurde er wegen Unregelmäßigkeiten sowohl aus seiner Position entlassen als auch aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Er schloss sich anschließend der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) an, wo er dem Bezirksvorstand für Reichenberg angehörte. Im Jahr 1934 wurde er Angestellter der Partei und blieb dies bis 1938, als er kurz vor der Annexion durch Deutschland nach Großbritannien auswanderte. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in einer tschechischen Auslands-Einheit als Sanitäter und wurde später Leiter einer Offiziersküche der Royal Air Force. Er war Mitglied der Treugemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten und hatte Kontakte zu tschechoslowakischen Exilstellen. Nach dem Krieg war er Leiter einer Aussiedlungsstelle für ehemalige DSAP-Mitglieder und siedelte im Dezember 1946 nach Bayern über.
Politik in der Nachkriegszeit
Frenzel war seit 1946 Mitglied der SPD und wurde stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Südbayern. Später war er stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsausschusses im SPD-Vorstand. Er war zunächst Mitglied im Kreistag des Landkreises Schwabmünchen. Von 1950 bis 1954 war er Abgeordneter des Bayerischen Landtags. Bei der Bundestagswahl 1953 wurde er erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Im davor gegangenen Wahlkampf hielt ihm ein Kandidat des GB/BHE im Kampf um die Stimmen der Heimatvertriebenen seine Vergangenheit (KP-Mitgliedschaft und kriminelle Machenschaften) öffentlich vor. Frenzel verklagte den Konkurrenten bezüglich der Straftaten wegen übler Nachrede und leistete zu diesem Zweck vor Gericht einen Eid, dessentwegen er den Prozess gewann. Frenzel zog über die Landesliste Bayerns ins Bundesparlament ein. Er gehörte zunächst von 1953 bis 1956 als ordentliches Mitglied dem Ausschuss für Außenhandelsfragen an und war zudem in seiner ersten Wahlperiode Mitglied im Ausschuss für Post- und Fernmeldewesen. Ab März 1954 war er Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung, dem er ebenfalls nach der Bundestagswahl 1957, bei der er ebenfalls über die Landesliste sein Mandat errang, weiter angehörte. Ab 1957 war er im Verteidigungsausschuss und im Februar 1958 übernahm er von Otto Heinrich Greve den Vorsitz des Ausschusses für Wiedergutmachung.
Landesverrat
Mit dem Wissen um sein Vorleben und dem Meineid vor Gericht wurde er seit 1956 vom tschechoslowakischen Geheimdienst zur nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit erpresst. Am 28. Oktober 1960 wurde er enttarnt und festgenommen. Er hatte Informationen über die Bundeswehr und die NATO preisgegeben. Er legte am 4. November 1960 sein Bundestagsmandat und den Vorsitz des Ausschusses nieder. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde Gerhard Jahn, im Bundestag rückte für ihn Hans Lautenschlager nach. Wegen seiner Agententätigkeit wurde er am 31. Oktober 1960 [1] zudem aus der SPD ausgeschlossen. Am 28. April 1961 verurteilte ihn der Bundesgerichtshof zu 15 Jahren Freiheitsentzugs wegen Landesverrats, außerdem wurden ihm für zehn Jahre die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Er war im Zuchthaus Straubing inhaftiert und wurde im Dezember 1966 begnadigt. Der Begnadigung folgte ein Austausch, bei dem er in die Tschechoslowakei gebracht wurde, wo er die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft bekam und vier in der DDR einsitzende westdeutsche Agenten in die Bundesrepublik entlassen wurden. Frenzel verbrachte die letzten eineinhalb Jahre seines Lebens als Staatspensionär in Liberec.
Literatur
- Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. Band 1, A–M, Saur, München 2002, ISBN 3-598-23781-2, S.224.
Einzelnachweise
- ↑ Bundesarchiv: Kabinettsprotokolle 1960, abgefragt am 27. Oktober 2009
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