Al Jarreau

Al Jarreau
Al Jarreau in Breslau, Polen am 25. Juni 2006
Al Jarreau beim North Sea Jazz Festival 2006.

Al Jarreau, eigentlich Alwyn Lopez Jarreau, (* 12. März 1940 in Milwaukee/Wisconsin) ist ein US-amerikanischer Jazz-, Pop- und Rhythm and Blues-Sänger und Songautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Al Jarreau ist das fünfte von sechs Kindern. Die Familie war sehr arm und zeichnete sich durch eine große Musikalität aus. Al sang bereits mit vier Jahren sein erstes Solo in der Kirche. Sein aus New Orleans stammender VaterEmile Alphonse Jarreauwar Pfarrer in derSeventh Day Adventist Church“, arbeitete aber während des Zweiten Weltkrieges in der Munitionsfabrik A.O. Smith, so dass Al seinen Vater nie in der Kirche predigen hörte, nur zu Hause. Seine MutterPearl Walker Jarreauwar Kirchenorganistin. Schon als Kind entdeckte Al Jarreau durch seine Brüder die Improvisation, als er mit ihnen zusammen zu Hause sang.

Studium und Zeit als Sozialarbeiter

In seiner Jugend begann er in Bars seiner Heimatstadt aufzutreten. In einer davon lernte er den ungarischen Jazzpianisten Laszlo Les Czimber (genanntTarzan“) kennen, der 1956 nach dem Volksaufstand von Budapest nach Milwaukee geflohen war, und ihm beibrachte, wie man Songs ausarbeitet. Von 1958 bis 1962 studierte Al am Ripon College in Wisconsin Psychologie und schloss das Studium mit demBachelor of Artsab. Während seines Studium trat er lokal mit einer vierköpfigen Gruppe namensThe Indigosan den Wochenenden auf. Danach absolvierte er an der University of Iowa einen Magisterstudiengang (Master's Degree in Vocational Rehabilitation).

1964 ging er nach sechs Monaten Dienstzeist in der Armeereserve nach San Francisco. Dort führte er eine Art Doppelleben: Dreimal pro Woche trat er abends in einem Club mit einem Trio auf, welches von dem damals noch unbekannten George Duke geleitet wurde. Tagsüber arbeitet er als Rehabilitationshelfer imCalifornia Division and Rehabilitation Center“, wo er Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen half, sie wieder ins Arbeitsleben mit einzugliedern. 1965 sang er als Student an Wochenenden unter anderem mit dem Joe Abodeely Trio in einem Club in Cedar Rapids, genanntThe Tender Trap“. Dort traf er auch auf den Saxophonisten J. R. Monterose, der ihm beibrachte, die Noten, welche für den Saxophonisten bestimmt waren, einfach zu singen beziehungsweise zuscatten“. Ein Liveauftritt wurde mitgeschnitten, welcher später als Platte unter dem Titel1965 - Al JarreaubeimBainbridge Labelerschien (auch unter den TitelnThe Masquerade is overoderJ. R. Monterose - Live at the Tender Trapbekannt), auf dem er so bekannte Standards wieSophisticated Lady“, „My Favourite Things“, „Come Rain or ShineoderOne Note Sambasingt.

Mit dem brasilianischen Gitarristen Julio Martinez, den er 1968 kennenlernte, trat er als Duo imGatsby'sin Sausalito auf. In dieser Zeit entdeckte er auch seine Liebe zum Bossa Nova und entwickelte er seinen speziellen Gesangsstil (den Gesang mit instrumentalen Sounds zu unterlegen). Die Tätigkeit als Sozialarbeiter war eigentlich sein Traumberuf, weil er schon immer anderen Menschen in irgendeiner Weise helfen wollte. 1969 entschied er sich jedoch ganz für die Musik und kündigte seine Arbeitsstelle, da ein Doppelleben auf Dauer einfach zu anstrengend war.

Karriere (19752007)

Al Jarreau bei einem Live-Auftritt zu Anfang des Jahres 1981
Al Jarreau im ICC Berlin 1986
Al Jarreau

1975 trat er im Vorprogramm des Jazzpianisten Les McCann im Troubadour Club in Hollywood auf. Bei einem nachfolgenden Auftritt imBla Bla Cafewurde er von einem Warner Brothers Talentscout entdeckt und unterschrieb seinen ersten Plattenvertrag. Kurz darauf erschien seine erste Platte bei Warner:We got By“. Er war damals bereits 35 Jahre alt. 1976 kam sein zweites Album heraus:Glow“. 1977 wurden Ausschnitte von der Europa-Tournee auch auf die Platte Look to the Rainbow gepresst. Hier machte ihn vor allem die Liveversion von Dave Brubecks KlassikerTake Fivemit einem Schlag bekannt. Er erhielt den deutschen Schallplattenpreis für Nachwuchskünstler. Auch in den USA wuchs seine Bekannt- und Beliebtheit. Im gleichen Jahr erhielt er dort denGrammyalsBest Male Jazz Vocalist“. 1978 gewann er fürAll Fly Homeeinen zweiten Grammy alsBest Jazz Vocal Performance

1980 erschienThis Time“. 1981 erschienBreakin' Awaymit dem halsbrecherischen Song „(Round, Round, Round) Blue Rondo a la Turkvon Dave Brubeck, der ihm seinen dritten Grammy alsBest Jazz Vocal Performance, Maleund den vierten für dieBest Pop Vocal Performance, Maleeinbrachte. 1983 und 1984 erschienen die AlbenJarreauundHigh Crime“. 1985 wurdeLive in Londonim Wembley-Stadion in London vor Publikum live aufgenommen. Außerdem sang er beim von Quincy Jones produzierten WelthitWe Are the Worldmit anderen bekannten Künstlern für das ProjektUSA for Africader Afrika-Welthungerhilfe mit. 1986 erschienL is for Lover“. 1987 intonierte er die Titelmelodie für die bekannte amerikanische FernsehserieDas Model und der Schnüfflermit Cybill Shepherd und Bruce Willis in den Hauptrollen und schrieb selbst den Text zur Musik von Lee Holdrige. 1988 erschienHeart's Horizon“.

1992 bekam er seinen fünften Grammy für sein AlbumHeaven and Earthfür dieBest R & B Performance, Male“. 1994 wurdeTendernessauf einer kleinen Bühne in Los Angeles vor knapp 250 Zuschauern live eingespielt, produziert von Marcus Miller. 1996 folgte erstmal eine Tourpause, in der er drei Monate am Broadway in New York im Musical Grease die Rolle desTeen Angelspielte. Ebenfalls folgten TV-Gastauftritte in den amerikanischen SerienNew York UndercoverundTouched by an Angel“ (dt. „Ein Hauch von Himmel“). Außerdem erschienBest of Al Jarreau“, eine Zusammenstellung seiner bekanntesten Hits.

In den folgenden Jahren kam es zu keinen weiteren Veröffentlichungen, da Jarreau sich von seiner langjährigen Plattenfirma (Warner Brothers) trennte. Er tourte weiter rund um den Globus. 2000 wurde sein AlbumTomorrow Todayund neuer Plattenfirma bei Verve/Grp) veröffentlicht. 2002 erschienAll I Got“. 2004 löste er mitAccentuate the Positivedas langjährige Versprechen ein, endlich ein Jazzalbum herauszubringen, welches er mit einem Trio einspielte. 2006 veröffentlichte er mitGivin' It Upein ganzes Album mit dem Jazz-Gitarristen und -Sänger George Benson. Im Jahr 2007 gewann er seinen sechsten Grammy für das Stück aus dem AlbumGod Bless the Childin der KategorieBest Traditional R & B Performance with Vocal“.

Stimme

Joachim Ernst Berendt beschreibt Jarreaus Stimme wie folgt:

Jarreau - singend, gurgelnd, mit der Zunge schnalzend, stöhnend, schreiend, flatternd, flüsternd, seufzend, knatternd - verfügt über ein Arsenal stimmlicher Möglichkeiten, das mit dem keines anderen männlichen Sängers vergleichbar ist. Jarreau ist ein Instrumentalist der Stimme, seine Musik kommt von instrumentalen Phrasen her. Seine Kehle bringt wirklich ein ganzes Orchester hervor: Schlagzeuge und Saxophone, Trompeten und Flöten, Congas und Bässe - aber das alles aus dem Mund eines einzigen Mannes, vom tiefsten Bass zum höchsten Flageolett, als ob dieser Mann über ein Dutzend oder mehr verschiedener männlicher oder weiblicher Stimmen verfüge. Am frappantesten ist Al Jarreaus Flötenstimme.“

Joachim-Ernst Berendt: Das Ritual aus der Kehle. In: Jazz Forum Nr. 49, 5/1977, S. 35

Paul Desmonds KlassikerTake Five“, den Al Jarreau auf seinem AlbumLook to the Rainbowgecovert hat, zeigt als gutes Beispiel seine Imitationskunst. Ebenso als echter Zungenbrecher auf demBreakin'-Away“-AlbumBlue Rondo a la Turkoder Chick CoreasSpain - I can recall“ (auf dem AlbumThis Timezu finden).

Musikalische Einflüsse

Von Kind an wurde Al Jarreau durch den Jazz geprägt. Es war die Musik, die im Hause Jarreau ausgeübt und gehört wurde. Am Radio hörte Al Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald, Jon Hendricks, Dizzy Gillespie, Illinois Jacquet und Nat King Cole.

Schnelle, instrumental gedachte Melodien so zu singen, dass er zusätzlich auch noch die Botschaft und Bedeutung des Songs vermitteln könne, das alles habe er von Jon Hendricks gelernt. Musikalisch hat er zwischen Jon Hendricks und Johnny Mathis versucht, seine eigene Stimme zu finden. Textlich wurde er dagegen von Joni Mitchell, den Beatles, Marilyn Allen Bergman und Bob Dylan geprägt.

Al Jarreau wurde durch den Scat-Gesang und den Bossa Nova und viele weitere Musikrichtungen beeinflusst. Er sagt selbst: So I'm really a product of a lot of different music. The whole American scene was an influence as a part of my past, but probably the jazz stuff was the most important.“ (Zitat nach: Sandra Cooper, Never giving up, in: Jazz Forum Nr. 71, 3/1981, S. 43)

Preise und Auszeichnungen

Hollywood Walk of Fame

2001 erhielt er als einer der besten Sänger seiner Generation einen goldenen Stern auf dem berühmtenHollywood Walk of Famein Los Angeles.

Grammy-Award-Auszeichnungen

  • 1978 - Beste Gesangsdarbietung - Jazz, Look to the Rainbow
  • 1979 - Beste Gesangsdarbietung - Jazz, All Fly Home
  • 1981 - Beste Aufnahme für Kinder, In Harmony - A Sesame Street Record, zusammen mit anderen Künstlern
  • 1982 - Beste männliche Gesangsdarbietung - Pop, Breakin' Away
    • Beste männliche Gesangsdarbietung - Jazz, (Round, Round, Round) Blue Rondo a La Turk
  • 1993 Beste männliche Gesangsdarbietung - Rhythm and Blues, Heaven and Earth
  • 2007 Beste traditionelle Gesangsdarbietung - Rhythm and Blues, God Bless the Child, zusammen mit George Benson und Jill Scott

Bis heute ist er der einzige Künstler, der in diesen drei unterschiedlichen Musikrichtungen Grammy Awards bekommen hat: Jazz, Pop und Rhythm & Blues.

Diskografie

Alben

  • 1965: 1965 Al Jarreau
  • 1975: We Got By
  • 1976: Glow (USA Nr. 132, D Nr. 41)
  • 1977: Look to the Rainbow (live) (USA Nr. 49)
  • 1978: All Fly Home (USA Nr. 78)
  • 1980: This Time (USA Nr. 27)
  • 1981: Breakin' Away (USA Nr. 9, GB Nr. 60)
  • 1983: Jarreau (USA Nr. 13, GB Nr. 39, D Nr. 25)
  • 1984: High Crime (USA Nr. 49, GB Nr. 81, D Nr. 42)
  • 1985: In London (live) (USA Nr. 125, D Nr. 58)
  • 1986: L is for Lover (USA Nr. 81, GB Nr. 45, D Nr. 7)
  • 1988: Heart's Horizon (USA Nr. 75, D Nr. 33)
  • 1992: Heaven and Earth (USA Nr. 105, D Nr. 59)
  • 1994: Tenderness (live) (USA Nr. 114, D Nr. 76)
  • 1996: Best of (D Nr. 91)
  • 1998: The Masters
  • 1999: Tomorrow - Today (USA Nr. 137, D Nr. 28)
  • 2002: All I Got (USA Nr. 137, D Nr. 48)
  • 2004: Accentuate the Positive (D Nr. 88)
  • 2006: Givin' It Up (mit George Benson) (USA Nr. 60, D Nr. 59)
  • 2008: Love Songs
  • 2008: Christmas
  • 2009: The Very Best Of Al Jarreau

Singles

  • 1976: Rainbow in your Eye
  • 1977: Take Five
  • 1978: Thinkin' About It Too
  • 1980: Never Givin' Up (USA Nr. 102)
    • Distracted
  • 1981: We're in this Love Together (USA Nr. 15, GB Nr. 55)
    • Breakin' Away (USA Nr. 43)
    • Teach Me Tonight (USA Nr. 70)
  • 1982: Your Precious Love (mit Randy Crawford) (USA Nr. 102)
  • 1983: Mornin' (USA Nr. 21, GB Nr. 28)
    • Boogie Down (USA Nr. 77, GB Nr. 63)
    • Trouble In Paradise (USA Nr. 63, GB Nr. 36)
  • 1984: After All (USA Nr. 69)
  • 1985: Day By Day (mit Shakatak GB Nr. 53)
  • 1986: The Music Of Goodbye (Theme From Out Of Africa)“ (mit Melissa Manchester) (GB Nr. 75)
    • Tell Me What I Gotta Do (GB Nr. 98)
  • 1987: Moonlighting (Theme) (USA Nr. 23, GB Nr. 8)
  • 1988: So Good
  • 1989: All of My Love
    • All or Nothing At All
  • 1992: Blue Angel

= 1998: "Smile/Pierrot (mit Tenor Gregor Praecht)

  • 2001: In My Music (mit Phife Dawg) (GB Nr. 194)

Weblinks

 Commons: Al Jarreau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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