- Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer
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Die Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) ist ein seit 1999 bestehender informeller Zusammenschluss aus 19 Staaten und der Europäischen Union. Sie soll als Forum für die Kooperation und Konsultation in Fragen des internationalen Finanzsystems dienen.
An den Treffen der G-20 nehmen die Staats- und Regierungschefs der G-20 Länder, die Finanzminister und Zentralbankchefs der G8 und elf weiterer Staaten, sowie die EU-Präsidentschaft (wenn diese zu diesem Zeitpunkt nicht von einem G8-Staat geführt wird), der Präsident der Europäischen Zentralbank, der Geschäftsführende Direktor (Managing Director) des Internationalen Währungsfonds, der Vorsitzende des Internationalen Währungs- und Finanzausschusses (IMFC), der Präsident der Weltbank und der Vorsitzende des Development Committees von Weltbank und Internationalem Währungsfonds teil.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaftliche Bedeutung, Mitglieder
In den in der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer direkt oder indirekt vertretenen Staaten erwirtschaften zwei Drittel der Weltbevölkerung rund 90 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und bestreiten 80 Prozent des Welthandels.[1] Die durch die zusammengefasste europäische Vertretung entstehende gleichmäßigere regionale und kulturelle Verteilung der Mitglieder verleiht der G-20 zusätzliche Legitimation.
Land Bevölkerung
in MillionenBevölkerung
in ProzentBIP
(Mrd. US-Dollar)BIP
(Prozent)Region Welt 7000,0 100,0 54620,0 100,0 Vereinigte Staaten
304,0 4,5 13840,0 25,3 Angloamerika Japan
127,2 1,9 4384,0 8,0 Ostasien Deutschland (DE)
82,4 1,3 3322,0 6,1 Europa China
1330,0 19,9 3251,0 6,0 Ostasien Vereinigtes Königreich (GB)
61,0 0,9 2773,0 5,1 Europa Frankreich (FR)
64,0 1,0 2560,0 4,7 Europa Italien (IT)
60,3 0,9 2105,0 3,9 Europa Kanada
33,2 0,5 1432,0 2,6 Angloamerika Brasilien
196,4 2,9 1314,0 2,4 Lateinamerika Russland
140,7 2,1 1290,0 2,4 Europa/Asien Indien
1148,0 17,1 1099,0 2,0 Südasien Südkorea
48,4 0,7 957,0 1,8 Ostasien Australien
21,0 0,3 908,0 1,7 Ozeanien Mexiko
110,0 1,6 893,4 1,6 Lateinamerika Türkei
71,9 1,1 729,4 1,2 Europa/Vorderasien Indonesien
237,5 3,5 432,9 0,8 Südostasien Saudi-Arabien
28,1 0,4 376,0 0,7 Vorderasien Südafrika
48,8 0,7 282,6 0,5 Afrika Argentinien
40,5 0,6 260,0 0,5 Lateinamerika Europäische Union*
501,0 7,4 16830,1 31,0 Europa G-20** 4385,7 65,5 48213,1 88,3 Bevölkerung am 1. November 2011, Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008
*Einschließlich der G-20-Mitglieder DE, FR, GB, IT.
**Summe aller Zeilen außer DE, FR, GB, IT, weil deren Daten schon in der Zeile Europäische Union enthalten sind.Geschichte
In Reaktion auf die Asienkrise wurde auf dem Gipfel der APEC-Länder im November 1997 in Vancouver (Kanada) auf Initiative des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton eine auch als Willard Group bezeichnete Gruppe der 22 beschlossen. Gegenüber der heutigen G-20 waren bei den G-22-Staaten zusätzlich Hongkong, Malaysia, Polen, Singapur und Thailand vertreten, es fehlten die Europäische Union, die Türkei und Saudi-Arabien. Im April 1998 fand das erste Treffen der G-22 in Washington statt.
Im Jahr 1999 wurde die Gruppe kurzzeitig zur G33 erweitert, die zwei Zusammenkünfte im März und April 1999 hatte. Bereits im September 1999 wurde jedoch auf dem Treffen der G8-Finanzminister als Ersatz die G-20 ins Leben gerufen. Das erste Treffen fand im Dezember 1999 in Berlin statt.
Zusammenkünfte
Nr. Jahr Logo Stadt Land Datum Bemerkungen Website 1 1999 Berlin Deutschland
15./16.12. 2 2000 Montreal Kanada
3 2001 Ottawa Kanada
4 2002 Delhi Indien
5 2003 Morelia Mexiko
6 2004 Berlin Deutschland
7 2005 Peking China
8 2006 Melbourne Australien
18./19.11. 9 2007 Kapstadt Südafrika
10 2008 São Paulo Brasilien
08./09.11. 11 2008 Washington, DC Vereinigte Staaten
15./16.11. erstes Gipfeltreffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs angesichts der Finanzkrise ab 2007 („Weltfinanzgipfel“), unter zusätzlicher Beteiligung von den Niederlanden, Spanien und Tschechien. Veranstaltungsort war das National Building Museum 12 2009 London Vereinigtes Königreich
01./02.04. Nachfolgetreffen des Gipfels in Washington, wiederum unter zusätzlicher Beteiligung von Spanien, Tschechien (EU-Ratsvorsitz), den Niederlanden, Äthiopien (NEPAD-Vertreter) und Thailand (ASEAN-Vorsitz) [1] 13 2009 Pittsburgh, PA Vereinigte Staaten
24./25.09. Gipfeltreffen unter zusätzlicher Beteiligung von Spanien, den Niederlanden, Schweden (EU-Ratsvorsitz) [2] 14 2010 Toronto Kanada
26./27.06. Gipfeltreffen unter zusätzlicher Beteiligung von Äthiopien (NEPAD-Vertreter), Malawi (AU-Vorsitz), Niederlande, Spanien (EU-Ratsvorsitz) und Vietnam (ASEAN-Vorsitz) [3] 15 2010 Seoul Südkorea
11./12.11. Gipfeltreffen unter zusätzlicher Beteiligung von Äthiopien (NEPAD-Vertreter), Malawi (AU-Vorsitz), Singapur, Spanien und Vietnam (ASEAN-Vorsitz) [4] 16 2011 Cannes Frankreich
3./4.11. Gipfeltreffen unter zusätzlicher Beteiligung von Äthiopien (NEPAD-Vertreter), Äquatorialguinea (AU-Vorsitz), Singapur, Spanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Golf-Kooperationsrat) [5] 17 2012 Los Cabos Mexiko
18./19.06. geplantes Gipfeltreffen Kritik
Die Legitimation wird teils in Frage gestellt; die G-20 umgeht die internationalen Organisationen der UNO, was von Kritikern teilweise als eine Rückkehr zum Recht des Stärkeren bezeichnet wird. Auch die Tatsache, dass die Beschlüsse der G-20 nicht rechtlich bindend sind, wird von manchen Seiten bemängelt.
Obwohl sich die G-20 mit Fragen des internationalen Finanzsystems befasst, wurde die Schweiz, einer der wichtigsten Finanzplätze der Welt, nicht in die G-20 aufgenommen. Auch nach der Größe der Volkswirtschaften, gemessen am BIP, würde die Schweiz zu den G-20 gehören, ist doch das BIP der Schweiz größer als dasjenige von Indonesien, Saudi-Arabien, Südafrika und Argentinien. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy im November 2010 die Schweiz für Vorbereitungsarbeiten zum Gipfel im November 2011 im französischen Cannes eingeladen.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ What is the G-20. G-20, 8. April 2009, abgerufen am 16. April 2009 (englisch).
- ↑ http://www.drs.ch/www/de/drs/nachrichten/international/222954.parteien-begruessen-sarkozys-g-20-vorstoss.html Meldung von Radio DRS
Weblinks
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