Grünes Band Europa

Grünes Band Europa
Der Verlauf des Grünen Bandes Europa mit der Aufteilung in drei Hauptregionen.

Das Grüne Band Europa (European Green Belt) ist eine Naturschutzinitiative, bei dem der durch den Kalten Krieg entstandene, weitgehend naturnah belassene Grenzstreifen quer durch Europa erhalten werden soll. Dieses „Grüne Band“ hat eine Gesamtlänge von über 8500 km und reicht dabei vom Eismeer im Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer an der Grenze zur Türkei, wobei es durch 24 europäische Staaten verläuft. Schirmherr des Grünen Bands Europa ist die Weltnaturschutzunion (World Conservation Union – kurz IUCN).

Inhaltsverzeichnis

Die Entstehung

Die Idee eines European Green Belt ist aus dem vor allem durch den BUND initiierten Projekt Grünes Band Deutschland entstanden, welches den Grenzstreifen an der innerdeutschen Grenze für den Naturschutz zu sichern versucht. Dieser zwischen 50 und 200 m breite Grenzstreifen ist zu einem Rückzugsgebiet bedrohter Arten geworden, da sich hier die Natur während des Kalten Krieges nahezu ungestört entwickeln konnte. 2004 wurden auf einer internationalen Konferenz in Ungarn die Grundlagen für das „Grüne Band Europa“ gelegt. Das Ergebnis dieser hauptsächlich durch das deutsche Bundesamt für Naturschutz finanzierten Veranstaltung war ein Arbeitsprogramm, das seitdem mit den betroffenen Stakeholdern weiterentwickelt wird.[1]

Die Organisationsstruktur

Das Grüne Band Europa wurde in drei Hauptabschnitte unterteilt, um eine leichtere Koordination zu ermöglichen:

  • Fennoskandien (Regionalkoordinator: Baltic Fund for Nature): Norwegen, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen
  • Mitteleuropa (Regionalkoordinator: BUND-Projektbüro Grünes Band): Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Italien, Kroatien, Polen
  • Balkan (Regionalkoordinator: Euronatur): Serbien, Montenegro, Mazedonien, Rumänien, Bulgarien, Albanien, Kosovo, Griechenland, Türkei[2]

Jeder Abschnitt hat dabei einen regionalen Koordinator, der ebenfalls für eine verbesserten Informationsaustausch, eine gute Koordination, die Ausführung von Projekten und die Organisation von Workshops zuständig ist. [3] In allen beteiligten Ländern wurde im jeweils zuständigen Ministerium ein Repräsentant zur Koordination der nationalen Aktivitäten ernannt (in Deutschland beispielsweise ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Umweltschutz). Diese so genannten „National Focal Points“ sollen Synergieeffekte zwischen der Arbeit des nationalen Ministeriums und den Aktivitäten des Grünen Bandes befördern sowie eine gute Kommunikation zwischen den Ministerien und dem Grünen Band Europa sicherstellen. Die „National Focal Points“ stimmen sich dabei sowohl mit den Regionalkoordinatoren, als auch mit dem Sekretariat des Grünen Bandes direkt ab.[4]

Darüber hinaus wird in das Projekt die größtmögliche Zahl an interessierten und betroffenen Stakeholdern mit eingebunden, da sich nur so ein effektives Schutzsystem erreichen lässt. Zu den Stakeholdern zählen vor allem nationale und internationale NGOs, nationale und regionale Ministerien und andere staatliche Verwaltungseinheiten sowie Landeigentümer und sonstige Interessierte[5]

Die von NGOs durchgeführten Schutzaktivitäten werden in der Regel durch Spenden finanziert. Darüber hinaus gibt es auch Schützbemühungen von staatlicher Seite.[6][7]

Das Arbeitsprogramm

Ziel des 2004 verabschiedeten Arbeitsprogramms ist es, die beteiligten Länder bei der internationalen Zusammenarbeit zu unterstützen, nachhaltige Entwicklung zu fördern und den Artenverlust am Grünen Band bis 2010 zu stoppen. Dazu wurden sieben Ziele erarbeitet, welche dem Managementgrundsatz nach SMART sein sollen.[8]

Ökologische Bedeutung

Entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westblock (hier der frühere Grenzzaun zwischen Thüringen und Hessen) soll ein schmaler Streifen geschützter Natur entstehen.

Neben dem Erhalt bedrohter Arten ist vor allem die barrierefreie Vernetzung verschiedener Gebiete eines der Hauptziele des Grünen Bandes. Dabei sollten bestehende Nationalparks und andere Schutzgebiete in das System des Grünen Bandes so integriert werden, dass ein Austausch zwischen Populationen und z.B. eine Wanderung von Tieren zwischen den einzelnen Habitaten möglich ist. [9]

Die einzelnen Abschnitte des Grünen Bandes zeichnen sich durch unterschiedliche Lebensraum-Bedingungen aus:

Fennoskandien

Der Fennoskandien-Abschnitt des Grünen Bandes beherbergt Teile des letzten verbliebenen ursprünglichen borealen Waldes. Zu den bedeutenden Lebensräumen entlang des Grünen Bandes gehören Teile der eurasischen Taiga, verschiedene boreale Ökozonen, außerordentliche Hochstandorte der Föhre, Gebiete mit allgemein hoher Biodiversität, insbesondere in Verbindung mit Feuchtgebieten, sowie Teile der Küste. Ren, Wolf, Braunbär, Ringelrobbe sowie eine Reihe endemischer Tierarten sind entlang des Grünen Bandes Fennoskandien ebenso zu finden wie Zugvögel oder gefährdete Pflanzen.[10]

Mitteleuropa

Der mitteleuropäische Abschnitt des Grünen Bandes verläuft meist durch intensiv genutzte Kulturlandschaft. Deswegen ist der ehemalige Grenzstreifen zu einem Rückzugsgebiet für hunderte auf der Roten Liste geführte Tier- und Pflanzenarten geworden. Beispielsweise finden sich entlang des Grünen Bandes Vorkommen von zahlreichen besonderen Vogelarten wie Braunkehlchen, Schwarzstorch, Birkhuhn, Nachtschwalbe oder Neuntöter.[11]

Balkan

Der Balkan-Abschnitt des Grünen Bandes zeichnet sich vor allem durch seine große landschaftliche Diversität aus. Dabei ist dieser Abschnitt besonders durch die Verbindung artenreicher Feuchtgebiete mit den vielen Flüssen der Region, allen voran der Donau, von besonderer Bedeutung für den Naturschutz. Das Grüne Band verläuft in diesem Abschnitt in allen Höhenlagen von 0 m ü. NN an der Küste des Schwarzen Meeres und der Adria bis zu 2753 m ü. NN im Korab.[12]

Gefährdung

Der Bestand des Grünen Bandes wird derzeit noch durch viele Faktoren gefährdet. In Fennoskandien wird vor allem die zunehmende Abholzung seit dem Ende des Kalten Krieges zum Problem. Der Neubau von Verkehrsinfrastruktur wie Autobahnverbindungen gefährdet den Bestand des Grünen Bandes in Mitteleuropa und auf dem Balkan. Diese Baumaßnahmen zerstören nicht nur die bislang kaum berührte Natur, sondern zerschneiden vor allem auch das Grüne Band und machen so eine durchgängige Vernetzung von Schutzgebieten unmöglich. Außerdem werden zunehmend Flächen des Grünen Bandes in eine intensiv-landwirtschaftliche Nutzung mit einbezogen, wodurch der ökologische Nutzen des Bandes auf freien Feldern verloren geht. In Deutschland sind derzeit noch etwa 85 Prozent des Grünen Bandes in einem naturnahen Zustand.[13]

Literatur

  • Norddeutsche Naturschutzakademie (Hrsg.): Mitteilungen aus der NNA, 1994, Heft 3. Themenschwerpunkt: Naturschutz am ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen. 1994, ISSN 0938-9903.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. European Green Belt: The Organisation
  2. European Green Belt: The Structure
  3. European Green Belt: The coordinators
  4. European Green Belt: The Focal Points
  5. European Green Belt: The Programme of Work
  6. European Green Belt: The Green Belt Book
  7. Central European Green Belt
  8. European Green Belt: Programme of Work
  9. Le Rideau Vert
  10. European Green Belt: Fennoscandia and the Baltic
  11. European Green Belt: Central Europe
  12. European Green Belt: South Eastern Europe
  13. BUND: Grünes Band Deutschland

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