- Gymnasium St. Augustin
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Gymnasium St. Augustin zu Grimma Schulform Gymnasium Gründung 1550 Land Sachsen Staat Deutschland Koordinaten 51° 14′ 8,9″ N, 12° 43′ 52,3″ O51.23580555555612.731194444444Koordinaten: 51° 14′ 8,9″ N, 12° 43′ 52,3″ O Schüler 1297 (Stand: 2006/2007) Website www.staugustin.de Das Gymnasium St. Augustin zu Grimma ist ein sächsisches Regelgymnasium. Es ist eine der drei ehemaligen sächsischen Fürstenschulen und war voruniversitäre Lehranstalt für den Beamten- und Theologennachwuchs in Kursachsen, der meist an der Leucorea oder an der Universität Leipzig seine Ausbildung fortsetzte. Das Gymnasium bietet eine vertiefte sprachliche Ausbildung mit der 2. Fremdsprache Latein ab der 5. Klasse an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nachdem seit 1287 in Grimma Augustinermönche ein Kloster an der Mulde errichtet hatten, und diese nach der Reformation 1541 das Kloster wieder verlassen hatten, erließ Herzog Moritz von Sachsen im Jahre 1543 die Neue Landesordnung. Diese sah vor, dass drei Klöster in Sachsen:
- Sankt Afra in Meißen,
- St. Marien zur Pforte bei Naumburg (Saale)
- eines in Merseburg in Landesschulen umgewandelt werden; die Merseburger Schulgründung scheiterte am Widerstand des Merseburger Bischofs.
So wurde schließlich 1550 die dritte sächsische Landesschule im ehemaligen Augustiner-Eremiten-Kloster zu Grimma gegründet und auch Collegium Moldanum genannt. Ihr erster Rektor war der Pädagoge Adam Siber.
Zwischen 1622 und 1627 besuchte der spätere protestantische Kirchenliederdichter Paul Gerhardt die Landesschule Grimma und zwischen 1645 und 1650 war der Philosoph und Völkerrechtler Samuel von Pufendorf Schüler der Fürstenschule. Die Brüder Johann Heinrich und Gottlieb Stöckhardt begründeten um 1690 nach ihrem Schulbesuch die beiden Hauptlinien der Gelehrtenfamilie Stöckhardt in Putzkau und Lauterbach.
1820 wurde das alte Schulgebäude abgerissen und an gleicher Stelle ein neuer Bau errichtet, welcher 1828 eingeweiht wurde. Dieser Bau ist während des 19. Jahrhunderts mehrmals erweitert worden, bis schließlich 1891 der sächsische König Albert I. den dritten, im Neorenaissance-Stil ausgeführten, Komplettneubau einweihte.
Nach dem Ersten Weltkriegs begann 1924 der Umbau der konservativen Fürsten- und Landesschule in ein Reformgymnasium mit republikanischer Prägung.
Die Schule wurde 1933 von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Unterricht abgebrochen und erst am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen.
Nach der Schulreform wurde die ehemalige Landesschule zu einer Oberschule sozialistischer Prägung umgestaltet. Im Jahre 1964 wurde die Oberschule in eine Erweiterte Oberschule umgewandelt. Diese trug seit 1974 den Namen des Kommunisten Ernst Schneller.
Nach der Wende in der DDR wurde das Gymnasium 1989 auf Beschluss der Schüler und Lehrer wieder in Gymnasium St. Augustin zu Grimma umbenannt. Heute ist das Gymnasium St. Augustin nach einer Schulfusion mit dem Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium das einzige Regelgymnasium in Grimma. Die Schulfusion war allerdings von einem Großteil der Schüler, Lehrer und Eltern abgelehnt worden, wurde letztlich aber vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus durchgesetzt. Der Schulleiter des Seume-Gymnasiums war Peter Heinig. Am 30. Januar 2006 wurde Schulleiter Klaus-Dieter Tschiche nach 14-jähriger Tätigkeit verabschiedet. Neuer Schulleiter des fusionierten Gymnasiums ist Dr. Wolf Dieter Goecke.
Trivia
1997 wurde an der Schule die 387. Episode der Krimi-Serie „Tatort“ gedreht mit dem Titel „Fürstenschüler“.
Rektoren und Professoren
- Adam Siber (1550–1584)
- Jakob Fuhrmann (1584–1588)
- Martin Hayneccius (1588–1610)
- Johann Weber (1610–1613)
- Andreas Timpler (1613–1620)
- Johann Merck (1620–1622)
- Franz Kess (1623–1626)
- Johann Merck (1627–1658)
- Johann Schütze (1658–1686)
- Christian Andreas Siber (1686–1688)
- Tobias Petermann (1688–1710)
- Georg Ermel (1710–1745)
- Heinrich August Schumacher (1745–1758)
- Friedrich Immanuel Schwarz (1758–1762)
- Johann Tobias Krebs (1763–1782)
- Johann Heinrich Mücke (1782–1799)
- Heinrich Gotthelf Noah Hofmann (1799–1803)
- Friedrich Wilhelm Sturz (1803–1823)
- Johann August Weichert (1823–1842)
- Eduard Wunder (1843–1866)
- Heinrich Rudolf Dietsch (1866–1872)
- Emil Müller (1872–1884)
- Karl Schnelle (1884–1890)
- Kurt Bernhardi (1891–1892)
- Kurt Gehlert (1893–1899)
- Walther Gilbert (1899–)
- Justus Hermann Lipsius (1834–1920), Professor
Berühmte Schüler
- Johannes Clajus (* 1535), evangelischer Theologe und Grammatiker
- Jakob Lindner (* 1544), Pädagoge
- Paul Zwilling (* 1547), neulateinischer Epiker
- Johannes Wanckel (* 1553), Historiker
- Hieronymus Nymmann (* 1554), Mediziner
- Adam Theodor Siber (* 1563), Sprach- und Literaturwissenschaftler
- Tobias Tandler (* 1571), Mediziner und Mathematiker
- Franz Kess (* 1584), Schüler ab 1599, Pädagoge
- Polykarp Leyser II. (* 1586), lutherischer Theologe
- Paul Gerhardt (* 1607), Schüler von 1622 bis 1627, Kirchenliederdichter
- Benjamin Hederich (* 1615), Lexikonautor
- Samuel von Pufendorf (* 1632), Schüler von 1645 bis 1650, Philosoph und Völkerrechtler
- Balthasar Stolberg (* 1640), Philologe
- Christian Friedrich Bauer (* 1696), evangelischer Theologe
- Christian Gottlieb Kluge der Ältere (* 1699), evangelischer Theologe
- Siegmund Friedrich Dresig (* 1700), Konrektor der Thomasschule zu Leipzig
- Johann Rudolf Kiesling (* 1706), lutherischer Theologe und Orientalist
- Johann Gottfried Hermann (* 1707), lutherischer Theologe
- Christoph Jeremias Rost (* 1718), Philologe und Rektor
- Friedrich Gottlieb Barth (* 1738), Pädagoge
- Johann Samuel Gottlob Flemming (* 1740), sächsischer evangelischer Pfarrer
- Karl Christian Tittmann (* 1744), lutherischer Theologe
- Christian Gottfried Körner (* 1756), Schriftsteller und Jurist
- Ernst Florens Friedrich Chladni (* 1756), Physiker
- Traugott August Seyffarth (* 1762), lutherischer Theologe
- Karl Friedrich Wilhelm von Gersdorff (* 1765), sächsischer Militär
- Christian Friedrich Franke (* 1767), evangelischer Theologe
- Christian Adolf Deutrich (* 1783), Bürgermeister von Leipzig
- Heinrich Anschütz (* 1785), Schauspieler
- August Wilhelm Heffter (* 1796), preußischer Rechtsgelehrter
- Albert von Carlowitz (* 1802), sächsischer und preußischer Politiker
- Gustav Hartenstein (* 1808), Philosoph
- Johann Georg Theodor Grässe (* 1814), Bibliograph
- Richard von Volkmann (* 1830), Chirurg und Schriftsteller
- Georg Heinrich Wahle (* 1854), Rechtswissenschaftler
- Adolph von Carlowitz (* 1858), sächsischer Militär
- Carl Küchler (* 1869), Reiseschriftsteller und Nordistik-Forscher
- Wilhelm Külz (* 1875), Reichsinnenminister, Vorsitzender der LDPD
- Walter Andrae (* 1875), Archäologe und Bauforscher
- Christian Rietschel (* 1908), Kunsthistoriker und evangelischer Theologe
- Gerhard Gey (* 1950), sächsischer Kommunalpolitiker
- Carmen Nebel (* 1956), Fernsehmoderatorin
- Olaf Beyer (* 1957), Schüler 1972 bis 1976, Sportler
- Petra Köpping (* 1958), sächsische Kommunalpolitikerin
- Hermann Winkler (* 1963), sächsischer Landespolitiker
Literatur
- M. Chr. G. Lorenz: Grimmenser-Album. Verzeichniss sämmtlicher Schüler der königlichen Landesschule zu Grimma von ihrer Eröffnung bis zur dritten Jubelfeier. Grimma, 1850 (Digitalisat)
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