Görlitzer Altstadt

Görlitzer Altstadt
Wappen von Görlitz

Altstadt
Stadtteil von Görlitz

Lage der Görlitzer Altstadt
Koordinaten 51° 9′ 22″ N, 14° 59′ 0″ O51.15611111111114.983333333333199Koordinaten: 51° 9′ 22″ N, 14° 59′ 0″ O.
Höhe 199 m ü. NN
Einwohner 2334 (31. Juli 2009)
Postleitzahl 02826
Vorwahl 03581
Verkehrsanbindung
Straßenbahn 2, 3
Bus A, B, 139, 140, 143
Quelle: goerlitz.de

Die historische Altstadt von Görlitz ist der Tourismusmagnet der Stadt. Neben vielen hundert denkmalgeschützten Gebäuden ranken sich allerhand Sagen um die Görlitzer Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Luftbild der Görlitzer Altstadt (2008)
Schwarze Gasse in der Görlitzer Altstadt
Die Görlitzer Altstadt

Nach dem das Siedlungsgebiet der Stadt sich ausweitete, entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts Anfänge der heutigen Altstadt. Neben einer Befestigungsanlage, bestehend aus über 20 Wachtürmen, einem Zwinger sowie einer Stadtmauer, entstand auch das Görlitzer Rathaus als Sitz der Verwaltung sowie der Unter- und Obermarkt als Handelsplätze. Ende des 15. Jahrhunderts kam der Kaisertrutz zur Görlitzer Wallanlage hinzu. Im Mittelalter fiel die Stadt mehreren Bränden zum Opfer. Dabei wurden viele Bauten unwiederbringlich zerstört. Auch Teile der Peterskirche mussten erneuert werden.

Görlitz wuchs zu einer reichen Handelsstadt heran. Dies wurde durch die günstige Lage an zwei der wichtigsten Handelsstraßen Europas begünstigt, der Via Regia und der Neiße-Talrand-Straße. Architektonisch ist die Altstadt Schauplatz vieler Stilbegegnungen. Renaissance, Barock und Gotik sind im Stadtbild wiederzufinden. Diese Vielzahl an Bauwerken und Stilen verdankt Görlitz dem Umstand, dass es im Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt blieb. Während des Sozialismus zerfiel die Bausubstanz immer mehr und es wurden Pläne entworfen, die Altstadt gänzlich zu beseitigen. 1989 wurden die ersten Bohrlöcher gesetzt, in denen die Sprengladungen deponiert werden sollten. An einigen Fassaden sind diese Löcher heute noch zu sehen. Die Wende brachte Investoren und damit Gelder in die Stadt. Der damalige Oberbürgermeister Wiesbadens, Achim Exner, wurde auf Grund seiner Förderung zum Erhalt der Altstadt zum Ehrenbürger von Görlitz ernannt.

Festlichkeiten

Görlitzer Altstadtfest
Die beliebteste und auch bestbesuchte Veranstaltung der Stadt ist das alljährliche Altstadtfest. Es hat ein mittelalterliches Flair, das sich am letzten Augustwochenende jeden Jahres, von Freitag bis Sonntag, über die Görlitzer Altstadt legt. Gaukler, Musikanten und allerhand gastronomische Spezialitäten aus dem Mittelalter (und der Gegenwart) ziehen die Menschen aus ganz Deutschland an.
Zum Abschluss des Festes findet auf dem Obermarkt ein Feuerwerk statt.
In der Vergangenheit gab es Diskussionen, das Fest ausfallen zu lassen, da Gelder knapp waren. Stattdessen wurde ein freiwilliger Wegzoll eingeführt, aus dem das Spektakel zum Teil finanziert wird.
ViaThea
Sinngemäß heißt es Straßentheater. Bei diesem Fest verwandelt sich die gesamte Altstadt für ein Wochenende in eine Bühne für Künstler aus der ganzen Welt.

Sehenswürdigkeiten

Das Neiße-Wehr mit Vierradenmühle
Die Brüderstraße in Görlitz mit Blick auf den Schönhof
Kirchtürme der Stadtkirche St. Peter und Paul
Altstadtbrücke
Die am 20. Oktober 2004 neueröffnete Altstadtbrücke dient als Grenzübergang für Fußgänger zwischen dem deutschen und polnischen Teil der Stadt.
Drei- und Vierradenmühle
Die Dreiradenmühle befindet sich auf der polnischen Seite der Stadt und ist, genau wie die Vierradenmühle auf der deutschen Seite, ein Restaurant direkt an der Neiße neben der Altstadtbrücke. Die Vierradenmühle bietet zudem die Möglichkeit, auf einer Terrasse inmitten der Neiße zu speisen.
Das Rathaus
Das historische Rathaus ist heute noch Sitz des Standesamtes und gilt als Blickfang und Touristenattraktion. Im Inneren des Gebäudes befindet sich ein alter Paternosteraufzug.
Schönhof
Der am Untermarkt gelegene Schönhof ist das älteste Renaissance-Bauwerk in Görlitz. Es wurde 1525 vom Ratsbaumeister Wendel Roskopf dem Älteren erbaut.
Die Stadttürme
Der Nikolaiturm, der Dicke Turm sowie der Reichenbacher Turm gaben der Stadt den Beinamen „Stadt der Türme“. Alle drei sind ehemalige Wachposten der historischen Stadtmauer und dienten den Turmwächtern nicht nur als Ausschaupunkt, sondern auch als Wohnort. Während der Tourismussaison können die Türme unter fachkundiger Führung besichtigt werden.
St. Peter- und Paulskirche
Umgangssprachliche wird sie Peterskirche genannt. Die zwei Türme sind prägnant für die Silhouette der Stadt. Sie gilt neben der Landeskrone und den alten Stadtmauertürmen als Wahrzeichen der Stadt. Eine Legende besagt, dass beim Montieren der Kugel auf einer der Turmspitzen ein junger Arbeiter verunglückte. Der Arbeiter rutschte bei seiner Arbeit ab und konnte sich noch am Turm festhalten. Trotz aller Bemühungen, den Mann vor dem Absturz zu bewahren, schlug dieser auf das umliegende Kopfsteinpflaster auf. Die Stelle des Absturzes wurde mit einem besonderen Pflasterstein gekennzeichnet. Allerdings ist dieser Vorfall nicht bewiesen.
Waid- und Renthaus
Das älteste nichtkirchliche Gebäude der Stadt, der damalige Aufbewahrungsort und Stapelplatz für die Tuchfärbepflanze Waid aus dem 15. Jahrhundert, ist heute Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege e. V. Es steht direkt neben der Peterskirche.

Sagen

Der dreibeinige Hund
Diese Sage erzählt die Geschichte eines dreibeinigen Hundes, welcher jedes Jahr zur Silvesternacht seinen Weg durch die Altstadt in den Görlitzer Zwinger sucht. Der Hund darf dabei nicht gestört werden, da einem sonst schreckliche Dinge widerfahren können, wie es der Sage nach einst eine junge Stadtwache erfahren musste, die dem Hund den Zugang zum Zwinger verwehren wollte.
Der kopflose Reiter
Eine eher unbekanntere Sage. Eine Gedenktafel auf der Peterstraße erzählt davon, wie ein kopfloser Kutscher mit seinem Leichenwagen durch die Görlitzer Altstadt spukte.
Der Klötzelmönch
Die traurige Geschichte eines kleinen Mädchens, das von einem grausamen Mönch geschändet und ermordet wurde. Diese Sage basiert auf einem Verbrechen, welches so stattgefunden haben soll. Ein Mönch, unfähig sein Zölibat zu halten, verging sich an einem kleinen Mädchen. Aus Angst, seine Tat könne entdeckt werden, wurde er zum Mörder und legte das Kind unter einer Grabesplatte der Kirche zur Ruhe. Ein Wanderschaftsbursche, welcher zufällig in der Kirche war, wurde unabsichtlich zum Mitwisser und half, das Verbrechen aufzuklären. An der ehemaligen Löwen-Apotheke, welche 1945 vor Kriegsende niederbrannte, waren zwei Steinplastiken in der Fleischergasse angebracht. Die eine zeigte die Mutter des Kindes, welche sehnsüchtig in Richtung Kirche blickte. Ihr gegenüber war der Kopf eines unansehnlichen Mannes angebracht, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Darstellung des besagten Mönches handelte.
Die Linde auf dem Kirchhof
Die Görlitzer Rechtsprechung galt als vorschnell und ungeduldig, wenn es darum ging, Todesstrafen zu verhängen. So musste es auch ein Knecht eines Raubritters erfahren. Dieser bestritt, sogar unter Folter, an der Wegelagerei seines Herren beteiligt gewesen zu sein. Der Rat verurteilte ihn dennoch zum Tode. Auf dem Weg zur Hinrichtung wurde dem Verurteilten gewährt, das Grab seiner Eltern zu besuchen. Er riss eine kleine Linde heraus, die auf dem Grab wuchs und pflanzte sie kopfüber wieder ein. Er sprach zu seinen überraschten Henkern, dass es der Beweis seiner Unschuld sei, wenn diese Zweige Halt fänden und die Wurzeln erblühten. In den folgenden Jahren wuchs und gedieh der Baum. Der Jüngling galt seit dem als begnadigt.
Eine weitere Legende dazu erzählt vom Theologen und Pfarrer Martin Moller, Primarius an der Peterskirche. Ihm wurde im 16. Jahrhundert unterstellt, er würde die Lehre des Crypto-Calvinismus verbreiten und nicht das Wort Gottes sprechen. Hier erzählt die Sage davon, dass er einen Baum auf sein Grab pflanzen ließ, ebenfalls mit den Zweigen in der Erde. Wenn dieser Baum wachse, so sollte dies der Beweis sein, dass er das Wort Gottes lehrte.
Der Nachtschmied
Die wohl bekannteste Görlitzer Sage erzählt von einem fleißigen Schmied und dessen neuen Gesellen. Der einst so fleißige Schmied begann, faul zu werden und schob seine Arbeiten auf den Gesellen ab. Eines Tages, als der Geselle nicht in der Schmiede war, tauchte ein Reiter auf und beauftragte den Schmied mit der Herstellung eines Tores. Der Schmied schob auch diese Arbeit seinem Gesellen zu. Während dieser am Tor arbeitete, betrank sich der Meister in seinem Stammlokal. Am Tag vor der Fertigstellung war der Geselle verschwunden und das Schmiedestück wie verhext – es liess sich nicht fertig stellen. Ein Ring am Tor zersprang jedes Mal nach dem letzten Hammerschlag. Der Schmied arbeitete die ganze Nacht, doch vergebens. Noch in dieser Nacht verschwand der Schmied für immer und mit ihm das besagte Tor. Es soll sich bei dem Gesellen sowie dem Reiter um Luzifer persönlich gehandelt haben. Im gleichnamigen Lokal soll man den Schmied heute noch klopfen hören.
Beim Schmiedestück soll es sich um das ehemalige Friedhofstor des Nikolaifriedhofs handeln, welches heute die hintere Toreinfahrt im Hofe des Museums Neißstraße 30 verschließt. Die Ringe sind allerdings vollzählig.

Literatur zu den Sagen



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