Hainhausen

Hainhausen
Blick vom Wasserturm auf die Hochhäuser von Frankfurt am Main
Übersichtskarte von Hainhausen

Hainhausen ist heute der kleinste Ortsteil der Stadt Rodgau im Landkreis Offenbach in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Hainhausen liegt an der Rodau in der Rhein-Main-Ebene auf 122 m über NN, ca. 7 km westlich von Seligenstadt.

Geschichte

Territorialentwicklung

Fachwerkhaus in der Heinrich-Sahm-Straße

1108 wird ein Haginhusen als Standort einer Wasserburg der Herren von Hagenhausen erstmals urkundlich erwähnt.[1] Die Zuordnung dieser Nennung zu Hainhausen ist allerdings fraglich.[2] Die nächste Erwähnung erfolgt 1122. Reste der Burg sind als Bodendenkmal in einer Wiese nahe der Rodau an der heutigen Burgstraße erhalten. Das Geschlecht der Hagenhausener siedelte in den Taunus um und nannte sich seit dem nach ihrer dortigen Burg von Eppstein. Unter diesem Namen erlangten sie vom 13. Jahrhundert an große Bedeutung und Macht und schrieben sie ein Stück deutscher Geschichte des Mittelalters. Allein vier Erzbischöfe von Mainz wurden durch sie gestellt. Hainhausen profitierte allerdings nicht vom Glanz der Nachfahren seiner einstigen Burgherren. Hainhausen war unter eppsteinischer Herrschaft Teil des Amtes Steinheim.

1371 verpfändete Eberhard von Eppstein Hainhausen an Ulrich IV. von Hanau. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Dorf an Kurmainz. Hier gehörte es bis 1803 zur Amtsvogtei Seligenstadt. Kirchlich gehörte das Dorf als Filiale zu Weiskirchen.

Seinen Tiefpunkt erlebte der Ort – ebenso wie seine Nachbargemeinden – im Dreißigjährigen Krieg, als auch die Pest unter der Bevölkerung wütete. Die letzten Überlebenden flehten den Pest-Patron St. Rochus um Hilfe an. Das Ende der tödlichen Epidemie wird noch heute alljährlich (am 16. August) mit einer Prozession gefeiert, deren Ziel ursprünglich die bereits 1692 geweihte Rochus-Kapelle war. Seit Ende des 19. Jahrhunderts dient die an anderer Stelle im Ortskern neu errichtete Rochus-Kirche als deren Endpunkt.

Nach der Säkularisation von Kurmainz fiel Hainhausen 1803 an das Großherzogtum Hessen und gehörte dort zu folgenden Verwaltungseinheiten:

Am 1. Januar 1977 wurde Hainhausen im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch den Zusammenschluss von fünf bis dahin selbstständigen Gemeinden Teil der Großgemeinde Rodgau, seit 1977 Stadt Rodgau.

Historische Namensformen

  • Haginhusen (1108) (?)
  • Hainhausen (um 1122)
  • Hagenhuse (1131)
  • Hagenhusun (1145)
  • Hagenhusen
  • Hahenhusen (1189-1220)
  • Hanhusen (1278)
  • Henhusin (1371)
  • Hyenhusen (1451)
  • Heynhusen (1465)
  • Haynhusen (1473)

Mühle

In dem Dorf lag im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine Mühle an der Rodau, am Ostausgang. 1189-1220 hatte ein Gottfried von Hainhausen die Hälfte der Einnahmen der Mühle von den Herren von Eppstein zu Lehen. 1681 bezog die Kellerei des Amtes Steinheim Einkünfte aus der Mühle zu Hainhausen.

Wappen

Wappen von Hainhausen

Hainhausen bekam 1954 sein Wappen verliehen. Es stellt in heraldischer Stilisierung die ehemalige Wasserburg des Ortes da, des Stammsitzes der Herren von Eppstein. Deren Sparrenwappen wurde deshalb ebenfalls in das Wappen von Hainhausen aufgenommen.

Einwohner

  • 1556: 18 Familien,
  • 1681: 18 Haushalte, 101 Einwohner
  • 1829: 308 Einwohner,
  • 1834: 341 Einwohner
  • 1939: 835 Einwohner

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen in erheblichem Umfang Flüchtlinge zu.

  • 1961: 1.568 Einwohner
  • 1970: 2.051 Einwohner
  • 2009: 3.807 Einwohner.[3]

Verkehr

1896 erhielt Hainhausen mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und einen Bahnhof. Nachdem über viele Jahre kein Personenverkehr mehr auf der Strecke bestand, ist es seit Ende 2003 mit der S-Bahn-Linie S1 (Wiesbaden HauptbahnhofOber-Roden) an das Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen.

Sehenswürdigkeiten

St. Rochus-Kirche
St. Rochus-Kirche

Die Kirche St. Rochus wurde in den Jahren 1891-93 erbaut. Sie beherbergt als kunsthistorisches Kleinod ein Vesperbild aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, das Maria und den vom Kreuz abgenommenen Jesus als Skulptur darstellt.

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29, S. 138f, 158.
  • Geschichts- und Kulturverein Hainhausen: 900 Jahre Hainhausen. Hainhausen 2008
  • Michael Hofmann: Die Eisenbahn in Offenbach und im Rodgau. DGEG Medien, Hövelhof 2004, ISBN 3-937189-08-4
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 1995, S. 409.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 290f.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 106.
  • Georg Schäfer u.a.: Kreis OffenbacV = Teilband von: Rudolf Adamy: Die Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen. 1885, S. 66f.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 68. 2000, S. 18ff, 373ff.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Braunschweig/Wiesbaden 1987, S. 254ff.
  • Werner Stolzenburg u. a.: 100 Jahre Rodgau-Bahn 1896–1996. Rodgau 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichts- und Kulturverein Hainhausen e.V Hainhausen: Rodgaus kleinster Stadtteil feiert ein großes Jubiläum .
  2. „Hainhausen, Gemeinde Rodgau“, in: Historisches Ortslexikon <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/14118> (Stand: 17. Dezember 2010).
  3. Einwohnermeldeamt Stadt Rodgau

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