Hallenburg

Hallenburg

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Hallenburg
Ruine Hallenburg

Ruine Hallenburg

Alternativname(n): castum Haldenberc (1268), Haldenberg (1360, 1420), Haldenburg (1391), Schloß Hallenbergk (1532), Hauß Hallenbergk (1565), Schloß Hallenburgk (1607), Hauß Hallenburgk (1616)
Entstehungszeit: vermutlich nach 1212
Burgentyp: Spornburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ort: Steinbach-Hallenberg
Geographische Lage 50° 42′ 23,5″ N, 10° 34′ 21,9″ O50.70652510.572758Koordinaten: 50° 42′ 23,5″ N, 10° 34′ 21,9″ O
Hallenburg (Thüringen)
Hallenburg
Hallenburg
Arnsbergzugewandte Seite der Hallenburg, 2008

Die Hallenburg ist eine mittelalterliche Burgruine und Wahrzeichen der Stadt Steinbach-Hallenberg. Sie liegt am Südwestabhang des Thüringer Waldes im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Hallenburg liegt auf einem etwa 80m hohen, nach drei Seiten hin steil abfallenden Porphyrfelsen am Arnsberg. Im Tal vor der heutigen Ruine liegt die Stadt Steinbach-Hallenberg.

Geschichte

Erbauung

Von wem und wann die Hallenburg gebaut wurde, kann heute nicht mehr zweifelsfrei bestimmt werden. Die Erbauungszeit 909, die Johann Sebastian Güth in seiner Chronik der Stadt Meiningen angibt, ist umstritten, da jeglicher Beweis fehlt. Die dynastische Kleinherrschaft der Herren von Hallenberg könnte aber bis in die Anfänge des 12. Jahrhunderts zurückgehen, da der Grenzverlauf einer Reinhardsbrunner Klosterurkunden aus dem Jahre 1111 Rückschlüsse auf ein Herrschaftsgebiet um die Hallenburg zulässt. Die Hallenburg soll sich auch unter den von Kaiser Otto IV. im Jahre 1212 zerstörten Schlössern befunden haben, was die Vermutung nahelegt, dass die heutige Ruine Anfang des 13. Jahrhundert auf älteren Grundmauern von den Herren von Hallenberg errichtet wurde.

Erste urkundliche Erwähnung

1228 wird bei der Entvogtung des Klosters Rohr unter anderem Reginhald von Haldinberc als Handlungszeuge genannt. Mit dem Erwerb der Herrschaft Hallenberg durch die Grafschaft Henneberg endet 1232 die dynastische Kleinherrschaft. 1232 wird Reinhard von Hallenberg als hennebergischer Dienstmann genannt. Seit Mitte des 13. Jahrhundert war die Hallenburg Residenz, Amts- und Verwaltungssitz, Schutzburg und Zentgefängnis des mittelalterlichen Gerichtsbezirks Zent Benshausen. Während der gesamten hennebergischen Herrschaft wurde die Burg und das Amt Hallenberg von Burg- und Amtmännern verwaltet. 1268 wird die Hallenburg selbst erstmals als „Castum Haldenberc“ in einer lateinischen Schenkungsurkunde erwähnt.

Als sich das Henneberger Grafenhaus im Jahre 1274 in die Linien Henneberg-Hartenberg, Henneberg-Aschach-Römhild und Henneberg-Schleusingen auftrennte, fiel die Burg in die Hartenberger Linie. Die Hallenburg wurde Wohnsitz und Residenz der Grafen von Henneberg-Hartenberg. Diese verpfändeten die Hallenburg aus finanziellen Gründen 1374 an die Herren von Bibra. Am 13. März 1391 traten diese die Hallenburg an die Henneberg-Aschach-Linie ab, da die Hartenberger Linie ausgestorben war. 1549 wurde die Burg und das Amt Hallenberg aufgrund eines Erbfolgestreites (Aussterben der Aschach-Römhild-Linie) von Graf Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen mit Gewalt eingenommen.

Niedergang

Als 1583 das henneberger Grafenhaus ausstirbt steht die Burg im Mittelpunkt ständiger Erbauseinandersetzungen, Verpfändungen und Erbteilungen. Im Jahre 1584 geht das Amt Hallenberg aufgrund von Erbverbrüderung an das sächsische Herrscherhaus über. Aus dem Jahre 1584 sind ein Inventarverzeichnis und Baurechnungen der Hallenburg erhalten. Bis 1588 ist die Hallenburg Sitz des Burgvogts und Amtverwalters. Danach wohnte nur noch ein Hofmann in den unteren Gebäuden der Burg. Die Amtsverwaltung wurde Ende des 16. Jahrhunderts mit Kühndorf zusammen gelegt, was den Niedergang der Burg bedeutete. 1608 wurde per landesherrlichen Befehl das ruinöse Haus Hallenberg mit allen seinen Gebäuden niedergelegt. Seitdem war die Burg Ruine.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges diente die Ruine den Talbewohner als Schutz vor den anrückenden Kriegshorden. 1624 wurde Steinbach-Hallenberg von kaiserlichen Reitern angegriffen. Damals noch erhaltengebliebenes Holzwerk wurde vermutlich verfeuert.

Wiederentdeckung und Erhaltung

Ruine Hallenburg um 1900

Erst im 19. Jahrhundert bemühte man sich wieder um eine Erhaltung der Ruine. Grund war die mit der Romantik einsetzende Bewunderung des mittelalterlichen Lebens und der mittelalterlicher Kunst. Im Jahre 1850 wurde ein Etat für die Unterhaltung der Ruine in Höhe von 65 Talern bewilligt. 1866 wurden die kurhessischen Staatsforste mitsamt der Hallenburg an Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha verschenkt.

Felssturz

Felssturz von der Hallenburg (zerstörte Werkstatt), 1919

Als am 20. August 1919 die an der Westseite hängende, steil hervorspringende Felskanzel abstürzt, wird das Gesamtbild der Burg zerstört. Das Unglück hatte sich allerdings schon lange Zeit vorher angekündigt. Auf verdächtige Sprünge in der Felskanzel reagierte man mit einem Warnschild und der Sperrung des Geländes. Der herabstürzende Porphyrfelsen riss eine Werkstatt im Tal mit sich und zerstörte diese vollständig. Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand verletzt.

1945 wurde die Ruine in die geschützten Denkmäler des Kreises aufgenommen. Es wurden erhebliche Geldmittel zum Erhalt zur Verfügung gestellt. Seit 1984 bekrönt wieder eine Dachhaube nach altem Vorbild den Turm.

Anlage

Die Gesamtanlage der Hallenburg lässt sich heute nicht mehr vollständig feststellen. Die Burg bestand vermutlich aus einer Vorburg und einer etwa zwölf Meter höher liegenden Kernburg mit Bergfried und herrschaftlichem Hauptgebäude. Auf der Vorburg, die mit etwa zwei Meter dicken Umfassungsmauern geschützt war, standen die Wirtschaftsgebäude, ein scheunenartiges Gebäude und zahlreiche Stallungen. Von der Vorburg führte ein Fußweg zur Kernburg. Dort befand sich das sogenannte Oberhaus. Zur Wasserversorgung wurde ein künstlicher Wasserlauf von den Brunnenwiesen oberhalb der Burg mittels Röhren angelegt. Einen eigenen Brunnen gab es nicht.

Räumlichkeiten

Aus dem Jahre 1584 sind Baurechnungen und ein Inventarverzeichnis erhalten. Diese erlauben eine Rekonstruktion der Räumlichkeiten.

An der zum Arnsberg zugewandten Seite befand sich das Torhaus, welches den Eingang der Vorburg darstellte. Es bestand aus einem kleinen Turm in dem sich ein Torstüblein mit einem Ofen befand. Von hier konnte der Verkehr innerhalb und außerhalb der Burg beobachtet werden. Um das Tor zu verschließen oder den Burggraben zu überbrücken wurde während der Bauarbeiten im Jahre 1584 die Zugbrücke von Grund auf neu errichtet. Innerhalb der Mauern auf der Vorburg befanden sich verschiedene Ställe (4 Pferdeställe, 2 Schweineställe) und ein „Stadel“. Der „Stadel“ hatte in seinem „Barn“, dem Nebenraum zur Tenne, auf beiden Seiten „Rauffen“ für 20 Stück Rindvieh und diente hauptsächlich als Lagerplatz für Futter und zur Aufbewahrung der landwirtschaftlichen Geräte. Die Wirtschaftsanlage beinhaltete rund 23 Pferde, 20 Kühe und anderes Rindvieh, Schweine sowie Kleinvieh.

Der heute als Ruine erhaltene Teil der Burg stellt das sogenannte „Oberhaus“ dar. Dieses Hauptgebäude war von drei Seiten mit Mauern umgeben. Durch das obere Tor gelangte man zunächst in den inneren Hof. Der Zugang zum „Oberhaus“ lag in dem angebauten Treppenturm auf der rechten Seite des Burggebäudes. Eine Wendeltreppe führte zu drei Geschossen mit verschiedenen herrschaftlichen Räumen und Gemächer.

Im Erdgeschoss befand sich die Küche. Eine Tür führte in zwei hintereinander liegende Kammern an der Nordseite des Gebäudes. Eine zweite Tür führe von der Küche zunächst in eine kleinere Kammer, die durch eine mit Eisen beschlagene Tür von einem „Gewelb hinter der Küchen“ abgetrennt wurde.

Im ersten Obergeschoss befand sich die „große Stube“ die als Wohn- und Aufenthaltsraum der Herrschaft diente. An der Kaminseite (Bergfried zugewandten Seite) stand ein Kachelofen. Neben der „großen Stuben“ lag die „Jungkern Cammer“ und ein kleineres Zimmer mit einem Kachelofen. Eine weitere, nicht näher bezeichnete Kammer mit drei niedrigen Fenstern schloss sich daran an.

Im zweiten Stockwerk lagen die herrschaftlichen Einzelgemächer. An der Kaminseite befand sich die „Frauen Zimmers stuben“ mit einem Kachelofen darin. Ihr schlossen sich die „Herrn Cammer“, „Frauenzimmers Cammer“ und die „Hofmeisters Cammer“ an. Diese dienten als Schlafgemächer. Neben der „Hofmeisters Cammer“ befand sich eine „Speiß Cammer“.

Das Dach des dreigeschossigen Haus war mit Ziegeln gedeckt. Darunter lag ein großer Dachboden, welcher vermutlich als Aufenthalts- und Schlafraum für das Personal diente.

Wirtschaftsanlagen

Zur Wirtschaftsanlage der Burg gehörten die vor dem Wald liegenden Schlossgüter, Äcker, Wiesen und der Schlossgarten. Zum Burgbezirk gehörten 1584 auch das am Schlossberg liegende „Wirtshaus am Bergk“ mit dem „Breuhauß“. Ebenso war das heute noch erhaltene „Glockenhaus“ zur Hallenburg zugehörig. Wegen des regen Jagdbetriebs gehörte das „Jegerhauß“ auf der Jägerwiese gegenüber der Dillersgasse ebenfalls mit zum Burgbezirk.

Darstellungen

Ausschnitt einer Karte des Amtes Schmalkalden, Joist Moers, 1589

Es sind keine authentischen Abbildungen der ursprünglichen Burg erhalten. Lediglich eine Karte von Joist Moers („Wahrhafter Abriss und eigentliche Beschreibung des Amtes Schmalkalden“) aus dem Jahre 1589 darf einen Anspruch auf Authentizität erheben, da sie noch vor dem Abbruch der Hallenburg entstand. Auf dieser teilkolorierten Federzeichnung auf Pergament ist die Hallenburg jedoch nur schemenhaft und ohne genaue Details erkennbar.

Literatur

  • Thomas Bienert: «Hallenburg» – Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 268–270.
  • Michael Köhler: «Hallenburg» – Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 125–126.
  • Dr. Alexander Köbrich: Steinbach- und Amt Hallenberg. Selbstverlag des Verfassers, Steinbach-Hallenberg, 1894 und Reprint 2008.
  • Prof. Dr. phil. habil. Volker Wahl: Ein Gang durch die Geschichte von Steinbach-Hallenberg und Umgebung. Hallenburg-Verlag, Steinbach-Hallenberg, 1990.

Weblinks


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