- Rohr (Thüringen)
-
Wappen Deutschlandkarte 50.57690310.499205340Koordinaten: 50° 35′ N, 10° 30′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Schmalkalden-Meiningen Verwaltungs-
gemeinschaft:Dolmar Höhe: 340 m ü. NN Fläche: 13,96 km² Einwohner: 986 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km² Postleitzahl: 98530 Vorwahl: 036844 Kfz-Kennzeichen: SM Gemeindeschlüssel: 16 0 66 058 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Meininger Str. 24
98530 RohrWebpräsenz: Bürgermeister: Siegmar Kleffel (CDU) Lage der Gemeinde Rohr im Landkreis Schmalkalden-Meiningen Rohr ist eine Gemeinde im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen. Die Gemeinde gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Dolmar.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Im Knotenpunkt der Straßen nach Suhl, Meiningen, Zella-Mehlis und Obermaßfeld liegt auf ca. 340 m ü. NN das Dorf Rohr.
Gemeindegliederung
Zum eigentlichen Dorf Rohr gehört noch die Siedlung Kloster Rohr, wo sich ein Berufsbildungszentrum und der Rohrer Bahnhof befinden.
Nachbargemeinden
Im Westen hinter dem Rohrer Berg liegt die Kreisstadt Meiningen, im Norden die Gemeinde Kühndorf, im Nordosten Schwarza, im Osten Dillstädt, südlich die Gemeinden Ellingshausen, Einhausen und Belrieth.
Geschichte
Rohr wurde 815 erstmals urkundlich erwähnt mit der Gründung eines Benediktinerklosters. Während das Kloster nur kurze Zeit bestand, entwickelte sich im Ort ein Reichshof, der wiederholt Aufenthaltsort deutscher Könige war. Nach dem überraschenden Tod Kaiser Ottos II. am 7. Dezember 983 in Rom rief Willigis, der Erzbischof von Mainz, dessen Witwe Theophanu und Adelheid, Ottos II. Mutter, aus Italien nach Deutschland. Auf einem Reichstag in Rara (d. i. Rohr) übergab 984 Heinrich von Bayern (der Zänker), der nächste männliche Verwandte der herrschenden Dynastie, der deshalb Ansprüche auf die Vormundschaft und Regentschaft erhob, den schon zum König gekrönten unmündigen dreijährigen Otto III. an Theophanu.
Südlich des Dorfes entstand 1206 ein Benediktinerinnenkloster, das im Zuge der Reformation aufgehoben wurde und 1833 in Privatbesitz kam.
Rohr lag im Mittelalter an einer wichtigen Handelsstraße, die von Mainfranken über Mellrichstadt, Jüchsen an der Salzfurt, Einhausen an der Werrafurt, über die Zeller-Leube in den Thüringer Wald führte. Wichtigster Erwerbszweig war lange die Landwirtschaft, ab dem frühen 20. Jahrhundert auch das Bauhandwerk.
Der Ort zählte ursprünglich zum hennebergischen Amt Schwarza, kam 1660 an Sachsen-Naumburg-Zeitz, 1680 an das Amt Kühndorf, 1718 an Kursachsen, 1815 an Preußen (ab 1816 Kreis Schleusingen).
Am 29. Apriljul./ 9. Mai 1607greg. fordert ein Unwetter in Rohr sieben Menschenleben.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten etwa 100 Kriegsgefangene aus Frankreich sowie Frauen und Männer aus Polen und der Sowjetunion Zwangsarbeit verrichten: auf dem Klostergut, im Forst und im Sägewerk. Opfer der Zwangsarbeit einschließlich ihrer Kinder wurden auf dem Friedhof begraben.[2]
Name
Die Siedlung hat in den alten Urkunden des Mittelalters vier Namen: rara, rora, rore und ror. Das Große Deutsche Ortsbuch listet im deutschsprachigen Raum siebzehn Ortschaften gleichen Namens auf. Der Ortsname leitet sich von dem Schilfrohr ab, das in den Flussniederungen noch heute reichlich wächst. Das Schilfrohr erscheint auch im Wappen des Dorfes und zwar neben dem Benediktinerkreuz als Hinweis auf die Klostergeschichte, sowie der Henne, dem Wappentier der ehemaligen Grafschaft Henneberg.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
- 1994: 986
- 1995: 1032
- 1996: 1050
- 1997: 1080
- 1998: 1085
- 1999: 1084
- 2000: 1089
- 2001: 1077
- 2002: 1062
- 2003: 1062
- 2004: 1046
- 2005: 1044
- 2006: 1028
- 2007: 1008
- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die alte Wehrkirche Michaeliskirche wurde als Klosterkirche eines Benediktinerklosters zwischen 815 und 820 erbaut. Die heutige Dorfkirche mit der Krypta ist der einzige in großen Teilen aus karolingischer Zeit erhaltene Monumentalbau im östlichen Deutschland.
- Im gut erhaltenen historischen Ortskern stehen Fachwerkhäuser im fränkischen Fachwerkstil und nahe der Kirchenburg eine Heimatstube.
- Nahe dem Bahnhof befindet sich das ehemalige Kloster Rohr, von dem Reste der ehemaligen Klostermauer und das Gebäude der Johanniskirche erhalten sind.
- Die Steinbogenbrücke (Haselbrücke) überspannt das Flüsschen Hasel (Nebenfluss der Werra) in der Nähe des Ortsteil Kloster. Die Brücke soll mit ca. 500 Jahren eine der ältesten Steinbogenbrücken im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sein.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Sebastian Abesser (1581–1638), evangelischer Theologe
- Paul König (1867–1933), Kapitän und 1916 Kommandant des ersten Handels-U-Bootes U-Deutschland.
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
- Gottfried Adolf Kinau (1814–1888), war von 1851-1861 Pfarrer in Rohr und Astronom. Ein Mondkrater ist nach ihm benannt.
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 256, ISBN 3-88864-343-0
Weblinks
Commons: Rohr (Thüringen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Ausführliche Geschichte des Ortes (PDF-Datei; 149 kB)
- Leichenpredigt für die Opfer der Wasserflut von 1607 (PDF-Datei; 14,2 MB)
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