Hanomag L 28

Hanomag L 28
Hanomag L 28 (1950–1960)
Motor: Hanomag D 28 L / D 28 LAS

Viertakt-Dieselmotor 4 Zylinder in Reihe ab 1953 mit Roots-Gebläse-Aufladung

Hubraum: 2799 cm³
Leistung: 45/50/65/70 PS (33/38/48/51 kW) bei 2800/min
Getriebe: ZF K 30 K: 4 Vorwärts- / 1 Rückwärtsgang
Länge / Breite: 5655−6440 mm / 1934−2230 mm
Radstand: 3400/4000 mm
Bereifung: 6.00–18 / 6.00–20 / 7.00–20 extra
Leergewicht: 1720−2670 kg
Nutzlast: 1500−3110 kg
zul. Ges.Gewicht: 3800−5875 kg

Der Hanomag L 28 war ein Kleinlastwagen des Herstellers Hanomag. Das Fahrzeug war das erste komplett neu entwickelte Nutzfahrzeug von Hanomag nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist der Sparte Großtransporter bzw. Leichtlastwagen zuzurechnen.

Der Hanomag L 28 erschien im Jahr 1950. Er war als modernes Haubenfahrzeug konzipiert und hatte eine nach amerikanischen Vorbildern gestaltete sog. „Alligatorhaube“ und in die Fahrzeugfront integrierte (also nicht mehr freistehenden) Scheinwerfer, was dem Fahrzeug ein für damalige Verhältnisse modernes Äußeres verlieh. Ein ähnliches Aussehen erhielten kurze Zeit später auch die beiden großen Konkurrenten Opel Blitz (1952) und Borgward B 1500 (1954). Der L 28 war zunächst für 1½ Tonnen Nutzlast ausgelegt, im Laufe der Zeit erschienen weitere Versionen für 2, 2½ und 3 Tonnen Nutzlast, 1956 erschien anstelle der 1½- und 2-Tonnen-Versionen ein 1,75-Tonner. Angetrieben wurde die gesamte Modellreihe von Hanomag-Dieselmotoren mit zunächst 50 PS, für die größeren Modelle waren später auch Dieselmotoren mit 65 und 70 PS im Programm. Gängige Versionen waren der Pritschenwagen, der geschlossene Kastenwagen sowie der separate Kofferaufbau, auch eine Kleinbus-Variante war mit Aufbauten von Karosseriebauunternehmen erhältlich.

Der Hanomag L 28 besaß einen wassergekühlten Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotor mit 2,8 l Hubraum, ab 1953 zur Leistungssteigerung mit Roots-Aufladegebläse, das über einen Keilriemen angetrieben wurde. Das Gebläse drückt im oberen Totpunkt der Kolben reichlich Spülluft durch die Zylinder und entfernt damit alle Verbrennungsgase und kühlt zusätzlich die Ventile. Der Klang der Hanomag D-28-Motoren war gekennzeichnet durch das besonders markante „Diesel-Nageln“ und das „Singen“ des Gebläses.

1955 erhielt das L-28-Führerhaus vorn statt hinten angeschlagene Türen und in den letzten Jahren anstatt der zwei kleinen eine große gebogene Panorama-Windschutzscheibe, die das Führerhaus wesentlich moderner aussehen ließ. Zwischen 1958 und 1960 wurde die Baureihe L 28 nach und nach durch die nach ihrem Gewicht unterschiedlich bezeichneten Frontlenker-Nachfolge-Baureihen Hanomag Kurier, Garant und Markant ersetzt.

Hanomag AL 28 (1953–1971)
Motor: Hanomag D 28 ALA, ab 1963 D 28 ALAS

Viertakt-Dieselmotor 4 Zylinder in Reihe mit Roots-Gebläse-Aufladung

Hubraum: 2799 cm³
Leistung: 65/70 PS (48/51 kW) bei 2800/min
Getriebe: 4 Vorwärts- / 1 Rückwärtsgang u. Vorgelege
Länge / Breite: 5450−5540 mm / 2130 mm
Radstand: 3400/3480 mm
Bereifung: 10.00–20 M / 10.00–20 M PR 6
Leergewicht: 2750−2825 kg
Nutzlast: 1790−2615 kg
zul. Ges.Gewicht: 4600−5500 kg

Hanomag A-L 28

Umgerüsteter KatS-Lkw A-L 28 mit Kofferaufbau
Hanomag A-L 28 mit Kofferaufbau (ehem. THW-MKW)

1958 übernahm Rheinstahl die Hanomag und die neue Firma Rheinstahl-Hanomag baute auf Grundlage des über die Hinterachse angetriebenen Hanomag L 28 einen technisch eigenständigen Ableger. Der allradgetriebenen Typ A-L 28 entstand unter Verwendung von Teilen des L 28 mit den 65- und 70-PS-Hanomag-Dieselmotoren, der Führerkabine und des Frontblechs (Grill). Das gemessen am normalen L 28 hochbeinig, zugleich aber kompakt wirkende Fahrzeug wurde mit Pritschenaufbauten, vor allem aber mit offenen und geschlossenen Kofferaufbauten als Funk-, Befehls-, Geräte- oder Mannschaftswagen gebaut. Neben wenigen zivilen Käufern wurde er in großen Stückzahlen vor allem von Bundesgrenzschutz, Bereitschaftspolizei und Hilfsdiensten wie dem THW gekauft und stand bei den Hilfsdiensten teilweise noch bis 2008 im Dienst. Der Allradtyp überlebte das zivile Modell um elf Jahre und blieb bis 1971 im Programm. Er erhielt 1964 eine neue, breitere Haube. Viele der geländegängigen A-L 28 wurden nach ihrer Außerdienststellung bei den Behörden als „alternative“ Wohnmobile weiter verwendet.

Der Typ A-L 28 wurde in den Versionen mit 1½ t und 2½ t Nutzlast, als Zivilversion A-L 28 Z sowie als Allrad-Gruppenkraftwagen gebaut. Zwischen 1953 und 1971 entstanden etwa 6.000 Exemplare. Der Produktionshöhepunkt wurde 1963 mit 1.657 Fahrzeugen erreicht.

Der A-L 28 erhielt den 2,8-Liter-Dieselmotor des 3-t-L-28-Modells mit einer Leistung von 70 PS bei 2800/min. Die Fahrzeuge hatten ein ZF-Viergang-Getriebe (AKS-25) mit Vorgelege und gleichzeitiger Zuschaltung des Vorderradantriebs (1:1,18 / 1:2,138). Der zweite und dritte Gang waren synchronisiert. Bei einem Leergewicht von 3860 kg betrug die Höchstgeschwindigkeit 72 km/h, das Steigvermögen 69 %. Zuletzt waren die Fahrzeuge mit einer hydraulischen Zweikreisbremse mit Druckluftunterstützung ausgestattet. Der eine Bremskreis wirkte auf die Vorderachse, der andere hinten. Das Fahrzeuge wurde entweder vorn und hinten einfachbereift (Ausführungen A und A 1) oder hinten mit Zwillingsbereifung (A 2) versehen.

Am 1. April 1969 fusionierten innerhalb des Rheinstahl-Konzerns die Nutzfahrzeug-Sparten von Hanomag und der Henschel-Werke zur Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH (HHF). Von diesem Unternehmen übernahm die Daimler-Benz AG zunächst 51 % und am Jahresende 1970 den Rest des Stammkapitals. Die letzten A-L 28 wurden unter der Firmenbezeichnung Hanomag-Henschel produziert, 1974 verschwand die Marke Hanomag-Henschel vom Lastwagenmarkt.

Literatur

  • Betriebsanleitung Allrad, Hanomag Lastwagen A-L 28 A-L 28 Z, Rheinstahl-Hanomag AG
  • Werner Oswald: Lastwagen Lieferwagen Transporter 1945−1988, 2. Aufl., S. 570 ff, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01197-2
  • Lastwagen und Zugmaschinen 1903−1997, Schrader Motorchronik, S. 46
  • Bernd Regenberg: Die deutschen Lastwagen der Wirtschaftswunderzeit, Bd. 1, 1985, S. 92 ff.
  • Till Schauen: Einer für Alle • Hanomag L 28 – mit ihm kam ab 1950 für viele der Aufschwung, in: Last & Kraft, Heft 4/2011, S. 12−19, VF Verlagsgesellschaft, Mainz 2011, ISSN 1613-1606

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