Hanomag

Hanomag
Denkmalgeschütztes, früheres Hanomag-Werksgebäude am Deisterplatz in Hannover. An den oberen Gebäudeecken befinden sich die beiden Monumentalskulpturen „Industrie" und „Arbeit".
Hanomag-Emblem

Die Hannoversche Maschinenbau AG war ein 1871 gegründetes Unternehmen, das Lokomotiven, Lastkraftwagen, Ackerschlepper, Personenwagen und Baumaschinen herstellte. Es zählte neben der Continental AG zu den größten hannoverschen Industriebetrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Egestorff Maschinenfabrik und Eisengießerei etwa Mitte des 19. Jahrhunderts als Vorgänger der Hanomag
Egestorff Fabriken um 1870

Gießerei und Maschinenfabrik Georg Egestorff

Vorläufer des Unternehmens war das am 6. Juni 1835 von Georg Egestorff unter dem Namen Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff gegründete Werk im damaligen Dorf Linden, welches 1885 Stadtrechte erhielt und 1920 nach Hannover eingemeindet wurde. Die Erben des 1868 verstorbenen Egestorff verkauften die Anteile an Bethel Strousberg, den Eigentümer der Hannover-Altenbekener Eisenbahn. Dieser musste bereits 1871 nach einem gescheiterten Geschäft in Rumänien, bei dem es um den Bau von 900 km Eisenbahnstrecke und die Lieferung von Lokomotiven ging, das Werk wieder verkaufen.

Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft

Logo aus Hanomag Werbung für einen PKW im Jahr 1931

Am 10. März 1871 gründete ein Bankenkonsortium die Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft vorm. Georg Egestorff, Linden vor Hannover. Im Jahr 1904 ließ der Direktor Erich Metzeltin zur Kostenersparnis den Namen für die Telegrafie auf Hanomag verkürzen; dieser wurde ab 1912 dann auch als Briefadresse verwendet. 1917 wurde nach Plänen von Alfred Sasse ein neues Werksgebäude am Deisterplatz errichtet, das heute unter Denkmalschutz steht. 1934 übernahm der Bochumer Verein die Aktienmehrheit der zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich angeschlagenen Firma. Die Hanomag war damit bis in die Nachkriegszeit Teil der Vereinigten Stahlwerke.

Hanomag als Rüstungsschmiede

Halbkettenfahrzeug SdKfz 10
von Hanomag/MNH
(Russland, Juni 1941)
Leichter Einheits-Pkw

Im Werk erhöhte sich während des Dritten Reiches die Rüstungsgüterproduktion stetig: Während 1933 deren Anteil noch bei 40 % lag, stieg die Zahl bis 1936 auf 60 %; gleichzeitig vervierfachte sich die Beschäftigtenzahl von 2.500 auf 10.000. Mit Beteiligung des Eisenwerks Wülfel wurde 1939 die Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover (MNH) gegründet, die in Linden, Badenstedt, Wülfel und Laatzen Betriebsstätten unterhielt. Die beiden größten hannoverschen Rüstungsbetriebe Hanomag/MNH bauten leichte Zugkraftwagen (Sd.Kfz. 10, Sd.Kfz. 11), Schützenpanzerwagen (Sd.Kfz. 251), Panzer (Panzer V „Panther“ und Jagdpanzer V), schwere Feldhaubitzen, 10,5-cm/12,8-cm-Flak sowie 28-cm-Eisenbahnkanonen. Großkalibermunition stellte die Hanomag ab 1936 im Dreischichten-Betrieb her. Die MNH als reines Rüstungsunternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert.

Den von der Stettiner Firma Stoewer entwickelten „Leichten Einheits-Pkw" produzierte die Hanomag als E l Pkw/20 B für die Wehrmacht bis 1940. Das geländegängige Fahrzeug mit Allradantrieb wurde ebenfalls in Lizenz im BMW-Werk Eisenach als BMW 325 (E l PKW/325) hergestellt. Alle drei Hersteller bauten insgesamt etwa 11.000 Exemplare mit einheitlichen Fahrgestellen und Karosserien, verwendeten aber Motoren aus der jeweils eigenen Produktion. Zu den Wehrmachtsfahrzeugen zählte auch ein leistungsfähiger Zugkraftwagen (ZgKW) mit einem 6-Zylinder-Dieselmotor von 100 PS und einer Doppelkabine. Unter der Bezeichnung SS 100 LN wurde er zuerst an die Luftwaffe, später auch an das Heer ausgeliefert.

Nach Plänen von Emil Mewes, der auch am Bau des Volkswagenwerkes bei Fallersleben beteiligt war, wurde 1938 der Gebäudekomplex am Hanomag-Haupttor an der Göttinger Straße gebaut, der im Stil der Zeit mit der übergroßen Skulptur eines „Hammermanns“ betont wurde. An Stelle der 1869 noch unter der Ära von Bethel Strousberg gebauten Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien" wurde ab 1943 die Halle I an der Göttinger Straße errichtet, deren Tragwerk ursprünglich für eine U-Boot-Fertigungshalle in der Nordwerft der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven vorgesehen war. Das daher auch als „U-Boot-Halle“ bezeichnete Gebäude wurde erst Ende 1944 fertig und für die Rüstungsproduktion nicht mehr verwendet.

In den 1940er Jahren war die Wiederaufnahme des 1931 eingestellten Lokomotivbaus geplant; das Unternehmen war jedoch mit den anderen Aufträgen völlig ausgelastet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Rheinstahl-Hanomag-Logo nach der Übernahme von 1958

1958 übernahm Rheinstahl die Hanomag. 1965 übernahm Rheinstahl auch die Tempo-Werke. 1969 fusionierten innerhalb des Rheinstahl-Konzerns Tempo, die Nutzfahrzeug-Sparten von Hanomag und der Henschel-Werke zur Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH (HHF). Die Daimler-Benz AG beteiligte sich zunächst, übernahm die Gesellschaft bis 1971 jedoch ganz. Ab 1970 wurden nach und nach Mercedes-Benz-Dieselmotoren (BR 8) in die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge eingebaut, beispielsweise in die Harburger Transporter. 1974 verschwand der Markenname Hanomag-Henschel ganz.

Im Juli 1974 verkaufte Rheinstahl die Hanomag für 120 Millionen DM an Massey Ferguson. Geplant war, den Baumaschinenbau des Konzerns in Hannover zu bündeln. Aber es kam nicht dazu. Zum 1. Februar 1980 übernahm der Unternehmer Horst-Dieter Esch die verbliebene Hanomag für 30 Millionen DM und gliederte sie, neben anderen Baumaschinenfirmen, in seine IBH-Holding ein, um den größten Baumaschinenkonzern der Welt zu formen. Die Hanomag sollte mit massiver öffentlicher Hilfe wieder flott gemacht werden; so war der Verkauf des Betriebsgeländes an die Stadt Hannover für 48 Millionen DM vorgesehen[1]. Die IBH endete im November 1983 im Konkurs, in dessen Folge auch die Hanomag im Februar 1984 die Insolvenz erklären musste. Esch wurde im März 1984 verhaftet und im Oktober des gleichen Jahres vom Landgericht Koblenz wegen Betrug in Tateinheit mit Konkursverschleppung zu sechseinhalb Jahren Haft und 90.000 DM Geldstrafe verurteilt.[2][3] Ende März 1984 wurden die letzten Mitarbeiter entlassen. Das weitläufige Werksgelände im Stadtteil Linden-Süd wurde zu einer Industriebrache, die nur in kleinen Bereichen weitergenutzt wurde. Heute ist das Gelände eine Mischung aus Industriebrache und Umnutzung durch Baumärkte, Autoteilehandel, Kfz-Prüfdienst und Verwaltungsbauten von Polizei und Universität.

Rückseite der entkernten Fabrikgebäude Anfang 2011, davor stehende Hallen sind bereits abgerissen

Die „U-Boot Halle" beherbergte nach Nutzung als Lagerraum und einem längerem Leerstand in den 1980er und 1990er Jahren eine Diskothek und den TechnoclubCyberhouse". Seit 2010 befindet sich in einem Teil der Halle ein Fahrradhandel. Die Halle und weitere Gebäude auf dem Gelände stehen unter Denkmalschutz und dokumentieren eine Zeitreise durch verschiedene Baustile.

Die Unternehmer Alfred Gassmann, Helmut Gassmann und Günter Papenburg gründeten im April 1984 eine Auffanggesellschaft, die Hanomag GmbH[1]. 1989 übernahm der weltweit zweitgrößte Baumaschinenhersteller Komatsu Anteile der Hanomag AG, und seit 2002 ist die Komatsu Hanomag GmbH eine 100-prozentige Tochter des international agierenden Unternehmens. In Hannover werden Radlader von 54 bis 353 PS und seit 2005 auch Mobilbagger von 14 bis 22 Tonnen produziert. Die Produktionszahlen konnten 2007 um 1.400 Einheiten auf knapp 3.900 Maschinen erhöht werden. Der Umsatz betrug 356 Millionen Euro, was einer Steigerung von 62 Prozent zum Vorjahr entspricht.

Bilder Werksgelände

Lokomotiven und Dampfmaschinen

Fabrikschild der Lokomotive Nr. 996 der Hannoverschen Maschinenbau Actien-Gesellschaft im DTMB
Hanomag-Dampflok von 1899

Hanomag gehörte über viele Jahrzehnte bis 1931 zu den bedeutendsten Lokomotivproduzenten in Deutschland.

Die Fabrik von Georg Egestorff lieferte bereits 1846 ihre erste Dampflokomotive „Ernst August“, die den Eröffnungszug der Hannoverschen Staatsbahn von Lehrte nach Hildesheim zog. Sie gehörte damit zu den ersten Lokomotivfabriken in Deutschland. In der Folgezeit wurde insbesondere für die Staatsbahnen von Braunschweig und Hannover produziert.

Bethel Henry Strousberg erwarb 1868 das Werk in Linden, um für seine Bahnen unabhängig von anderen Lieferanten zu werden. Durch seine rationelle Normierung von Lokomotiventeilen wurden die Produktionskapazitäten deutlich vergrößert. Ein großes Problem war jedoch der fehlende Gleisanschluss der Fabrik, weswegen die neuen Lokomotiven umständlich auf Pferdewagen zum Staatsbahnhof transportiert werden mussten. Erst als 1872 die Hannover-Altenbekener Eisenbahn eröffnet wurde, bekam die direkt am Bahnhof Linden-Fischerhof liegende Hanomag einen Eisenbahnanschluss.

In den Folgejahren – das Königreich Hannover war zwischenzeitlich von Preußen annektiert worden – entwickelte und produzierte das Werk vor allem für die Preußischen Staatseisenbahnen.

Seit 1894 war Hanomag auch exklusiver Lieferant der Oldenburgischen Staatsbahn. Erwähnenswert sind vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere die preußischen Baureihen S 1, S 5.1, S 7, S 9, G 8, G 10 und G 12, die zum Teil bei Hanomag entwickelt und gefertigt wurden. Mit 999 Exemplaren war die preußische G 8.1 die nach Stückzahl größte in Linden gebaute Baureihe, wobei der Anteil an der Gesamtproduktion dieser Lok genau 20 % betrug.

Ein wichtiges Standbein von Hanomag war auch der Export: Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden bereits etwa 40 % der Lokomotiven ins Ausland geliefert, insbesondere an die rumänische und bulgarische Bahngesellschaft. Auch Werks- und Privatbahnen gehörten zu den Kunden.

1880 wurde eine der ersten Motorlokomotiven der Welt als Prototyp gebaut. Nach Patentproblemen gab man dies jedoch wieder auf und beschränkte sich weiterhin auf die Herstellung von Dampfloks.

Nach einem Wechsel in der Direktion kündigte sich 1922 eine Verschiebung im Produktionsspektrum von Hanomag an, weg von der Lokomotivproduktion. Eine wesentliche Ursache für diese Verschiebung war der stark gesunkene Bedarf an Lokomotiven nach der hohen Kriegsproduktion im Ersten Weltkrieg. Nach 10578 Lokomotiven stellte Hanomag am 29. Juni 1931 schließlich die Lokomotivproduktion ein. Aufgrund der Stornierung einiger Aufträge ist die höchste vergebene Fabriknummer allerdings die 10765. Das Lokomotivgeschäft von Hanomag und die damit verbundene Produktionsquote wurde an Henschel in Kassel verkauft.

Ein wichtiges Standbein von Hanomag waren auch Dampfmaschinen und Steilrohrkessel für Kraftwerke.

Bilder Lokomotiven

Straßen- und Baufahrzeuge

Planierraupe von Hanomag
Radlader von Hanomag

Unabhängig vom Lokomotivbau weitete Hanomag die Produktpalette sukzessive aus:

  • Ab 1905: Produktion von Lastkraftwagen (bis 1977, ab 1969 unter Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH mit zunächst 51-prozentiger, später 100-prozentiger Beteiligung der Daimler-Benz AG.
  • Ab 1912: Produktion von Tragpflügen mit bis zu 80 PS starken Benzolmotoren, ab 1924 erster Ackerschlepper (im heutigen Sinne Traktor) WD 26 mit Benzolmotor, 1931 erster Dieselschlepper RD 36 mit 4-Zylinder-Motor und 5195 cm³ Hubraum. Hanomag war 1939 und Anfang der 1950er Jahre Marktführer. 1951 kam eine Reihe neuer Schlepper, basierend auf einem Baukastensystem mit 2-, 3- und 4-Zylinder-Motoren. 1953 folgte eine teilweise Umstellung auf 2-Takt-Dieselmotoren. Diese Motoren waren aber nicht ausgereift und wenig standfest. Dies hatte einen massiven Einbruch der Verkaufszahlen zur Folge. Seit 1962 wurden nur noch 4-Takt-Dieselschlepper gebaut bis zur Einstellung der Produktion 1971.
  • Ab 1924: Produktion von Personenwagen (bis 1941). Ein Neuanfang blieb 1951 im Prototypstadium stecken.
  • Ab 1931: Produktion von Baumaschinen.

Die bekanntesten Produkte von Hanomag sind heute Traktoren. Von 1912 bis 1971 verließen mehr als 250.000 Maschinen von 12 bis 92 PS die Werkshallen in Hannover. Außerdem gab es Fertigungsstätten in Argentinien und Lizenzverträge mit dem spanischen Industriellen Eduardo Barreiros.

Hanomag-Personenwagen

Von 1925 bis zum Zweiten Weltkrieg stellte Hanomag Kleinwagen und Pkw der Mittelklasse her. Eine Wiederaufnahme der Pkw-Produktion im Jahre 1951 scheiterte. Das Volk kolportierte die sehr schlichte Bauweise des Typs 2/10 mit dem Spitznamen „Kommissbrot“ und dem Spruch: „Zwei Kilo Blech, ne Dose Lack - fertig ist der Hanomag“.

Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax
Typ P (2/10 PS), Spitzname Kommissbrot 1925−1928 1 stehend 502 cm³ 10 PS (7,4 kW) 60 km/h
Typ P (3/16 PS) 1929/1930 4 Reihe 751 cm³ 16 PS (11,8 kW) 75 km/h
Typ 53 (3/16 PS) 1930/1931 4 Reihe 797 cm³ 16 PS (11,8 kW) 75 km/h
Typ 63 (4/20 PS) 1930/1931 4 Reihe. 1097 cm³ 20 PS (14,7 kW) 80 km/h
Typ N 53 (3/17 PS) 1931/1932 4 Reihe 797 cm³ 17 PS (12,5 kW) 75 km/h
Typ N 63 (4/23 PS) 1931/1932 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Typ 900 (3/18 PS) 1932−1934 4 Reihe 898 cm³ 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
Typ 11 (4/23 PS) 1932−1934 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Typ 15 (6/32 PS) 1933/1934 4 Reihe 1504 cm³ 32 PS (23,5 kW) 98 km/h
Garant Typ 11/4 1934/1935 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Rekord Typ 15 K 1934−1936 4 Reihe 1504 cm³ 32 PS (23,5 kW) 98 km/h
Sturm Typ 22 K 1934−1936 6 Reihe 2252 cm³ 50 PS (37 kW) 110 km/h
Kurier Typ 11 K 1934−1938 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Garant Typ 11/35 1935/1936 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Garant Typ 11/36 1936−1938 4 Reihe 1097 cm³ 23 PS (16,9 kW) 82 km/h
Sturm Typ 23 K 1936−1939 6 Reihe 2252 cm³ 50−55 PS (37−40 kW) 110−114 km/h
Sturm Typ 23 KI 1936−1939 6 Reihe 2252 cm³ 50−55 PS (37−40 kW) 110−114 km/h
Rekord Typ 15 K 1937/1938 4 Reihe 1504 cm³ 35 PS (25,7 kW) 98 km/h
Rekord Diesel Typ D 19 A 1937/1938 4 Reihe 1910 cm³ 35 PS (25,7 kW) 90 km/h
1,3 Liter Typ 13 1938−1941 4 Reihe 1298 cm³ 32 PS (23,5 kW) 115 km/h
Diesel Typ 19 K 1939/1940 4 Reihe 1910 cm³ 35 PS (25,7 kW) 90 km/h
Partner 1951 3 Reihe 697 cm³ 28 PS (20,6 kW) 100 km/h

Bilder Personenwagen

Nutzfahrzeuge nach 1945

Logo an Traktoren

Hanomag hatte sich in den 1930er Jahren einen guten Namen vor allem mit leichten, mittleren und schweren Straßenzugmaschinen gemacht, einem zu dieser Zeit vor allem in Nahverkehrsbereich geläufigen Fahrzeugtyp ohne oder mit nur kleiner Ladefläche, an das ein oder mehrere Anhänger angehängt wurden. In der Kriegszeit wurden viele der schweren SS-100-Zugmaschinen (SS=Straßenschlepper) für den Kriegseinsatz gebaut. Bereits 1945 wurde der Bau dieses Modells als Friedensproduktion wieder aufgenommen, nun unter dem Namen ST 100 wiederum als ziviler Straßenschlepper, ebenso kamen die beiden kleineren Modelle ST 55 und ST 20 in den nächsten Jahren wieder heraus (die Zahl gab die ungefähre PS-Leistung der Fahrzeuge an). 1950 endete die Produktion der seitherigen Fabrikate. Aus der schweren Zugmaschine ST 100 war unterdessen ein konventioneller Lastwagen entwickelt worden, der sich jedoch nur in kleiner Zahl verkaufte und 1951 wieder vom Markt verschwand.

Bereits 1950 war mit dem Hanomag L 28 ein moderner Kleintransporter als kleiner Haubenwagen mit 1,5 Tonnen Nutzlast erschienen, der sich von Anfang an gut verkaufte. In den nächsten Jahren erschienen sukzessive weitere Varianten für bis zu 3 Tonnen Nutzlast, das Modell wurde bis 1960 gebaut.

Bereits ab 1958 erschienen als kleine Frontlenker nach und nach die Nachfolger des L 28, die je nach Größe und Nutzlast bei nahezu identischem Aussehen auf die Namen Hanomag Kurier, Garant und Markant hörten. Kleinster und am weitesten verbreiteter dieser „Drillinge“ war der 1958 erschienene Kurier für 2 Tonnen Nutzlast. Diese Baureihe wurde 1967 durch eine neue Modellfamilie ersetzt, die Hanomag F-Reihe.

Hanomag F55

Die F-Reihe von Hanomag wirkte insgesamt etwas wuchtiger als die Vorgänger. Die dem Zeitgeschmack folgend kubisch gezeichneten Fahrerhäuser waren als Kurzhauber mit nach vorne abfallender Motorhaube gezeichnet und begannen bei 2,1 Tonnen Nutzlast mit dem Modell F 45. Größtes Modell der großen Palette war der 1969 erschienene F 86 mit gut 5 Tonnen Nutzlast bei 8,5 Tonnen Gesamtgewicht. Die Bezeichnungen gaben wie die der sog. Harburger Transporter, deren Verkaufsbezeichnung ebenfalls der Buchstabe F plus zwei Ziffern war, das ungefähre Gesamtgewicht in 100 kg an (F 45 also 4,5 Tonnen Gesamtgewicht). Nach der Übernahme der inzwischen fusionierten und in Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke umbenannten Nutzfahrzeugsparte durch Daimler-Benz im Jahr 1971 wurde die F-Reihe parallel zu den vergleichbaren Transportern Mercedes-Benz T2 noch bis 1973 weitergebaut und dann durch letztere vollständig ersetzt.

1965 waren unterhalb der Großtransporter durch die Übernahme von Vidal & Sohn (Marke Tempo) die kompakten Transporter des Typs Tempo bzw. nun Hanomag Matador E hinzugekommen, die 1967 durch die noch von Vidal & Sohn entwickelten, nun jedoch unter dem Namen Hanomag verkauften Modelle Hanomag F 20 bis F 35 (Harburger Transporter) ersetzt wurden. Diese wurden später unter dem Markennamen Mercedes-Benz noch bis 1977 weitergebaut und dann durch den Mercedes-Benz T1 ersetzt.

Eine Sonderrolle spielte der aus dem konventionellen Hanomag L 28 abgeleitete Typ AL 28, der als kompaktes Allradfahrzeug ab 1958 gebaut und vor allem von Bundesgrenzschutz, Bereitschaftspolizei und Hilfsdiensten wie dem THW gekauft wurde. Dieses Modell blieb bis 1971 im Programm.

Das Landtechnik-Unternehmen Wilhelm Fricke GmbH kaufte nach der Hanomag-Insolvenz die Schlepper-Ersatzteile auf und verkauft diese bis heute. Ausverkaufte Teile produziert das Unternehmen nach, das der wichtigste Teile-Versorger in der Hanomag Traktorenszene ist.

Bilder Nutzfahrzeuge

Hanomag Traktoren

Trivia

Zu später Berühmtheit gelangte das Lkw-Modell "Kurier" von Hanomag durch seine Rolle als Fahrzeug von Meister Röhrich in den Werner-Filmen und -Büchern.

Siehe auch

Literatur

  • Horst-Dieter Görg (Hrsg.): Hanomag-Personenwagen. Mundschenk, Soltau 1999, ISBN 3-93380-202-4
  • Matthias Meiburg: Typenkompass Hanomag. Schlepper 1912–1971 Motorbuch, Stuttgart 2003, ISBN 3-61302-340-7
  • Klaus Tietgens: Alle Traktoren von Hanomag. Rabe, Köln 2003, ISBN 3-926071-25-7
  • Udo Paulitz: Hanomag-Traktoren. Podszun, Brilon 2002, ISBN 3-86133-294-9
  • Lothar Spielhoff: Hanomag-Lokomotiven. Podszun, Brilon 2004, ISBN 3-86133-352-X
  • Alfred Gottwaldt: Hannover und seine Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 1999, ISBN 3-87094-345-9
  • Horst-Dieter Görg, Matthias Meiburg (Hrsg.): Landmaschinen von Hanomag. Die Schlepper aus Hannover. Mundschenk, Soltau 2003, ISBN 3-933802-08-3
  • Horst-Dieter Görg, Hans-Hermann Habenicht (Hrsg.): Baumaschinen aus Hannover. Von Hanomag bis Komatsu. Mundschenk, Soltau 2001, ISBN 3-933802-04-0
  • Horst-Dieter Görg (Hrsg.): Pulsschlag eines Werkes. 160 Jahre Hanomag. Mundschenk, Soltau 1998, ISBN 3-00-002585-5
  • Horst-Dieter Görg (Hrsg.): 80 Jahre Hanomag Kommißbrot. Deutschlands erster Volks-Wagen. Mundschenk, Soltau 2005, ISBN 3-933802-13-X
  • Peter Kurze: Liefer- und Lastwagen aus Bremen von Borgward, Hanomag und Mercedes. Kurze, Bremen 2005, ISBN 3-927485-46-2
  • Waldemar R. Röhrbein: Hanomag in: Stadtlexikon Hannover, S. 266

Einzelnachweise

  1. a b Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24. Juli 2008, S. 17
  2. nach heutigem Wert 75.000 Euro. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 Euro gerundet und bezieht sich maximal auf das vergangene Kalenderjahr.
  3. Der Spiegel 42/1986, Prozesse, Sogar verdient, S. 29−30; Online verfügbar: [1]

Weblinks

 Commons: Hanomag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks Wikibooks: Traktorenlexikon: Hanomag – Lern- und Lehrmaterialien



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