Hans Bohnenkamp

Hans Bohnenkamp

Hans Heinrich Wilhelm Bohnenkamp (* 17. April 1893 in Schildesche; † 2. Februar 1977 in Schanzendorf (Kreis Ottersberg)) war ein deutscher Pädagoge, Hochschullehrer und Hochschuldirektor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Bohnenkamp schloss sich 1909 dem Alt-Wandervogel und dem Wandervogel in Minden an, leitete während des Studiums eine jugendbewegte akademische Vereinigung in Marburg und nahm am Freideutschen Jugendtag im Oktober 1913 auf dem Hohen Meißner teil.

Nach dem Abitur 1912 in Minden studierte Bohnenkamp Mathematik, Physik, Philosophie und Pädagogik von 1912 bis 1914 und 1919 bis 1920 in Marburg und Göttingen. Unterbrochen wurde sein Studium durch den Ersten Weltkrieg, an dem er als Artillerie-Offizier teilnahm. 1915 wurde er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und 1918 mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse sowie dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern ausgezeichnet. Von 1918 bis 1930 war er im höheren Schuldienst in Minden, Rotterdam, Unna und Bremen tätig. Dann wurde er Professor für Pädagogik und Philosophie in Frankfurt (Oder) und später in Elbing, sowie bis 1939 an der Hochschule für Lehrerbildung Cottbus.

1933 trat Bohnenkamp der SA bei, in der er 1943 den Rang eines Obersturmführers einnahm. 1937 wurde er auch Mitglied der NSDAP. Bohnenkamp nahm von 1939 bis 1945 am Zweiten Weltkrieg teil. Er wurde im August 1939 einberufen und übernahm zunächst das Kommando über eine Artillerie-Offiziersschule. Seit dem 1. April 1942 war er im Range eines Majors Bataillonsführer, dann Oberstleutnant und Chef eines Artillerie-Regiments vor Stalingrad und im Orjol-Bogen. Am 22. Januar 1943 erhielt er das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes als Major und Kommandeur des III. Bataillons des Artillerie-Regiments 295 für die Kämpfe der Abteilung im Raum Stalingrad. Später war er Mitglied der Deutschen Heeresmission in der Slowakischen Republik. Zuletzt war er Militärischer Leiter der Panzertruppenschule Bergen. Dort geriet er in britische Kriegsgefangenschaft und wurde bis Ende August 1945 interniert.

Bohnekamp hatte zunächst Schwierigkeiten bei der „Entnazifizierung“, wurde aber 1946 Gründer und erster Direktor der neu gegründeten Pädagogischen Hochschule in Celle, Professor für Pädagogik und Philosophie. Er war maßgeblich mit für die Benennung dieser Hochschule als Adolf Reichwein-Hochschule bekannt, die er bis zu ihrem Umzug von Celle nach Osnabrück leitete und an der er bis zum Ruhestand 1958 als Professor wirkte. Er war seit 1920 ein enger Freund Reichweins gewesen und verwaltete bis 1972 auch das Reichwein-Archiv. Von 1952 bis 1958 war er Vorsitzender und bis 1962 Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Pädagogische Hochschulen.

Der spätere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt berichtete wiederholt, Hans Bohnenkamp habe ihn in einem Gefangenenlager beim belgischen Ostende nachhaltig beeindruckt.

„Da war ein wunderbarer Mann - Hans Bohnenkamp, ein um 15 Jahre älterer Hochschulprofessor, bis zum Halse rauf mit Eichenlaub dekoriert und so ’nem Scheißkram. Das war ein religiöser Sozialist, auch einer von denen, die meinten, als Soldat ihre Pflicht erfüllen zu sollen. Der hat mir nicht nur beigebracht, was Demokratie ist, er hat mich auch zum Sozi gemacht.“

Helmut Schmidt: Interview (2001)[1]

„Wir hatten also Kurse und Lehrgänge, und Bohnenkamp hielt einen Vortrag mit dem Titel "Verführtes Volk", in dem er eine Generalabrechnung mit den Nazis versuchte. Das führte dazu, dass die Mehrheit der jüngeren Offiziere uns für Nestbeschmutzer hielt. Da die Engländer Spione im Lager hatten, bekamen sie das mit, und wir wurden entlassen, und die anderen mussten noch zwei Jahre in französischen Bergwerken arbeiten.“

Helmut Schmidt: Interview (2006)[2]

Zudem soll ein Gespräch mit Bohnenkamp für Helmut Schmidt der Grund gewesen sein, in die SPD einzutreten.[3] Bohnenkamp selbst trat 1945/46 der SPD bei. Er erhielt am 18. Juni 1958 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1963 das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens sowie am 22. Dezember 1967 die Justus-Möser-Medaille der Stadt Osnabrück.

Bohnenkamp heiratete am 13. Juli 1923 Lieselotte Fischer und hatte drei Kinder.

Literatur

  • Alexander Hesse: Die Professoren und Dozenten der preussischen pädagogischen Akademien (1926 - 1933) und Hochschulen für Lehrerbildung (1933 - 1941) / Alexander Hesse. Dt. Studien-Verl., Weinheim 1995, ISBN 3-89271-588-2, S. 186-188.
  • Hinrich Jantzen: Namen und Werke. Biographien und Beiträge zur Soziologie der Jugendbewegung. Band 1, dipa, Frankfurt am Main 1972
  • Helmuth Kittel und Horst Wetterling (Hrsg.): Behauptung der Person. Festschrift für Hans Bohnenkamp zum 70. Geburtstag am 17. April 1963. Beltz, Weinheim 1963
  • Konrad Klütz: Die pädagogische Hochschule Celle : Adolf-Reichwein-Hochschule 1946-1953, in: Celler Chronik 7 : Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und des Landkreises Celle, Museumsverein Celle 1996, Seite 171-222 (über die Leistungen von Bohnenkamp als Gründungsdirektor dieser Hochschule (ab 1953 in Osnabrück))

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel 24 (2001), 11. Juni 2001. Link
  2. Der Spiegel 1 (2006), 2. Januar 2006 Link.
  3. Heinrich August Winkler: Das Holz, aus dem Kanzler geschnitzt werden. In: Die Zeit. Nr. 42, 9. Oktober 2003

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bohnenkamp — ist der Name von: Fritz Bohnenkamp (1905–1971), deutscher Politiker Hans Bohnenkamp (1893 1977), deutscher Pädagoge, Hochschullehrer und Hochschuldirektor Josef Bohnenkamp (1905–1982), deutscher Kommunalpolitiker und ehrenamtlicher Landrat Siehe… …   Deutsch Wikipedia

  • Hanns — Hans ist eine Kurzform des männlichen hebräischen Vornamens Johannes, ist aber als eigenständige Form standesamtlich anerkannt. Er kommt relativ selten auch als Familienname vor. Er tritt auch gerne in Kombination – immer vor – anderen Vornamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Boh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Heinrich Waldemar Schmidt — Helmut Schmidt im Sommer 1977 Helmut Heinrich Waldemar Schmidt (* 23. Dezember 1918 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker (SPD) und war von 1974 bis 1982 der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. In seine Regierungszeit fielen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Bielefeld — Die Liste von Persönlichkeiten der Stadt Bielefeld führt Personen auf, die in Bielefeld (einschließlich der im Lauf der Zeit eingemeindeten Orte) geboren wurden sowie solche Personen, die in einer besonderen Beziehung zu Bielefeld stehen, ohne… …   Deutsch Wikipedia

  • 295. Infanterie-Division (Wehrmacht) — 295. Infanterie Division Truppenkennzeichen: Der doppelte Pferdekopf Aktiv …   Deutsch Wikipedia

  • 2. Feber — Der 2. Februar (auch Lichtmess genannt) ist der 33. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 332 Tage bis zum Jahresende (333 Tage in Schaltjahren). Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Schmidt — (1977) Unterschrift Helmut Schmidt …   Deutsch Wikipedia

  • Pädagogen — Diese Liste bedeutender Pädagoginnen und Pädagogen dient Referenzzwecken: sie soll sämtliche Lebens und Werkbeschreibungen von Pädagogen in der Wikipedia zugänglich machen. Die Liste ist alphabetisch (nach Nachnamen) geordnet und nennt jeweils… …   Deutsch Wikipedia

  • ZfPäd — Die Zeitschrift für Pädagogik (ZfPäd) ist eine der zentralen Zeitschriften der universitären Erziehungswissenschaft. Sie erscheint zweimonatlich und hat eine Auflage von 2000 Exemplaren. Die ZfPäd gehört zu den wenigen deutschsprachigen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”