Hans Herbert Schweitzer

Hans Herbert Schweitzer
Hans Herbert Schweitzer (rechts) mit Joseph Goebbels (1936)

Hans Herbert Schweitzer, Pseudonym: Mjölnir bzw. Mjoelnir (* 25. Juli 1901 in Berlin; † 15. September 1980 in Landstuhl) war ein deutscher Grafiker. Schweitzer wurde bekannt als einer der wichtigsten Werbezeichner und Karikaturist im Dienst der NS-Propaganda.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Arbeit

Jugend und Ausbildung

Schweitzer wurde 1901 als Sohn eines Arztes geboren. Nachdem er den Großteil seiner Kindheit im Haushalt seiner Großmutter mütterlicherseits verbracht hatte, begann er 1918 oder 1919 an der „Staatliche Hochschule für die Bildenden Künste“ in Berlin zu studieren, ein Studium das er wahrscheinlich 1923 abschloss.

Tätigkeit für die NS-Presse vor 1933

Schweitzer trat 1926 in die NSDAP (Nr. 27.148) ein.[1] – laut Goebbels Buch über die Berliner Nazigruppe war er einer der ersten 30 Parteimitglieder in der Hauptstadt.

1927 gehörte Schweitzer zu den Begründern der NS-Zeitschrift Der Angriff. In der Folge erhielt er regelmäßig Aufträge als Zeichner von Illustrationen für die NS-Presseorgane, den Völkischen Beobachter, die Arbeiterzeitung, den Angriff und dem NS-Satireblatt Die Brennessel.[1] Daneben wirkte er an Plakatierungskampagnen der NSDAP mit: So lieferte er propagandistisches Bildmaterial zu der NSDAP, ihren Zielen, Führern und Ideen, die in NS-Periodika, Werbeplakaten, Flugblättern etc. zur Verwendung kamen. Der besondere Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag im Gebiet der Karikatur. So überzog er vor 1933 die innenpolitischen Gegner der Nationalsozialisten und seit den späten 1930er Jahren ihe außenpolitischen Widersacher mit Spott im Bestreben sie der Lächerlichkeit preiszugeben

Einer von Schweitzers Hauptauftraggebern während der von den Nationalsozialisten als „Kampfzeit“ bezeichneten Zeit vor 1933 war dabei der spätere Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, mit dem er ausweislich der Goebbels-Tagebücher auch freundschaftlich verbunden war. Goebbels nannte Schweitzer wiederholt einen „gottbegnadeten“ Künstler und anerkannte später, dass Schweitzer durch seine karikaturistischen Angriff auf die Weimarer Republik und ihre Repräsentanten, „uns in der Kampfzeit wesentlich geholfen [habe], ein System durch Lächerlichkeit zu töten“.[2]

Das Pseudonym Mjölnir, eine Anlehnung an den Hammer des Gottes Thor in der nordischen Mythologie, legte sich Schweitzer 1926 zu, um so einerseits seinen Einsatz für die nordische oder „arischeRassenideologie kenntlich zu machen und andererseits sein künstlerisches Selbstverständnis zum Ausdruck zu bringen, dem die Idee zugrunde lag, die Gegner des Nationalsozialismus mit seinen effektvollen Propaganda-Zeichnungen indirekt ebenso zu „zerschmettern“ wie der streitbare Thor seine Widersacher mit seinem Hammer Mjölnir zerschmetterte.

NS-Zeit (1933-1945)

Eine der von Schweitzer gestalteten Briefmarken, 1935

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Schweitzer von Adolf Hitler zum „Zeichner der Bewegung“ ernannt. 1934 und 1935 wurden jeweils zwei Briefmarken mit einem von ihm gestalteten Motiv von der Reichspost veröffentlicht. 1935 wurde Schweitzer zum Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung ernannt.[1] 1936 wurde er Präsidialrat der Reichskammer der Bildenden Künste und am 30. Januar 1937 zum Professor ernannt.[1] In dieser Eigenschaft war er 1937 einer der Beschlagnahmer von sogenannter entarteter Kunst. Am 5. Juli 1937 war er maßgeblich an der Konfiszierung von Gemälden von Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka und Emil Nolde in der Hamburger Kunsthalle beteiligt, die später in der Münchener Ausstellung Entartete Kunst diffamiert wurden.[1]

Im Zweiten Weltkrieg konnte Schweitzer, der auch Vorsitzender des Reichausschusses der Pressezeichner war, teilweise an die Erfolge der Zeit vor 1933 anknüpfen. 1942 wurde er SS-Oberführer (SS-Nummer 251.792) und war ab 1943 als Zeichner bei einer Propagandakompanie tätig.[1] Bei der Ausstellung Deutsche Künstler und die SS 1944 in Breslau wurde von ihm das Bild „Waffen-SS Vorkämpfer gegen den Weltfeind“ ausgestellt.

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit wurde Schweitzer 1948 im Zuge der Entnazifizierung durch ein Spruchkammerverfahren in Bergedorf zu einer Geldstrafe von 500 DM verurteilt.

Als Illustrator blieb Schweitzer in der Bundesrepublik – in der er weithin als „Goebbels Zeichner“ boykottiert wurde – weitgehend erfolglos. Allerdings betätigte er sich als Plakatentwerfer für das Bundespresseamt und als Zeichner in rechtsextremistischen Zeitungen.[1] In der Deutschen Demokratischen Republik wurden einige seiner früheren Werke systematisch aus den Bibliotheksbeständen ausgesondert.[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 560.
  2. Goebbels-Tagebücher, Eintrag vom 16. August 1940.
  3. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur 1948

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