Sulzbach (Adelsgeschlecht)

Sulzbach (Adelsgeschlecht)

Die Grafen von Sulzbach waren ein Adelsgeschlecht aus dem Nordgau. Sie hatten ihren Stammsitz auf der Burg Sulzbach (vgl. auch Sulzbach-Rosenberg). Ihre Herkunft ist unklar und umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Widersprüchliche Quellenlage

Über den Stammbaum der Sulzbacher Grafen gibt es nur in Teilen Einverständnis unter den Historikern. So scheint derzeit lediglich über den Begründer dieser Linie Gebhard I. (1030–um 1071) und seiner Nachkommen wie auch über die seiner Geschwister Richwara († um 1070) und Hermann I. († 27. Januar 1056) halbwegs Einigkeit zu herrschen. Doch die im Stammbaum von Heinz Dopsch[1] ebenfalls aufgeführte Verbindung zu dem Herzog von Schwaben Hermann IV. († 28. Juli 1038) und Adelheid von Susa (1014/1020–1091) als deren Eltern hat Eduard Hlawitschka in einem Aufsatz von 2006 zurückgewiesen.[2]

Der namensgebende Stammsitz

Der Legende nach stillte Graf Gebhard I. nach einem Jagdunfall seinen Durst an einer der zahlreichen Quellen am Fuß des Schlossfelsens im heute ältesten Altstadtkern von Sulzbach-Rosenberg und beschloss, hier eine Stadt zu gründen. Wahrscheinlicher ist, dass ihm Kaiser Heinrich II. von den zerschlagenen Besitzungen derer von Schweinfurt Lehnsgüter und Allodialbesitz sowie ihre Hauptburg in Sulzbach zusprach. Im Falkensteiner Codex ist erwähnt, dass Gebhard I. von Sulzbach 400 Mansen an die Falkensteiner als Lehen übertrug.

Herausragende Familienmitglieder

Der Enkel von Gebhard I, Graf Berengar I. von Sulzbach, war maßgeblich am Sturz Kaiser Heinrichs IV.[3] und der Einsetzung von dessen Sohn Heinrich V. beteiligt.[4] Er war einer der wichtigsten Berater Heinrichs V. Vier seiner sechs Kinder gingen mit ihren Ehen höchst einflussreiche Verbindungen ein: Gebhard III. von Sulzbach war mit Mathilde, der Tochter des bayerischen Herzogs Heinrich IX. verheiratet, Gertrud von Sulzbach wurde als Gemahlin König Konrads III. deutsche Königin, Luitgart von Sulzbach war Herzogin von Niederlothringen und Bertha von Sulzbach wurde als Gemahlin Manuel I. Komnenos Kaiserin von Ostrom (Byzantinisches Reich).

Als Anhänger und Teil der adligen Führungsgruppe eines sich über Bayern, Schwaben und Sachsen erstreckenden kirchlichen Reformkreises (siehe auch: Hirsauer Reform)[5] gründete Berengar I. zudem unter anderem in Erfüllung der Gelübde seiner Mutter Irmgard von Rott und der ersten Ehefrau Adelheid von Lechsgemünd die Stifte Berchtesgaden und Baumburg sowie gemeinsam mit anderen das Kloster Kastl.[6][7]

Das Ende dieser Sulzbacher-Linie

Bereits 1188 erlosch mit dem Tod von Berengars Sohn Gebhard III. das Geschlecht derer von Sulzbach „im Mannesstamm“.[1]

Ein Großteil der Besitzungen kam durch Verkauf an die Staufer unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Die östlichen Besitzungen um die Burg Murach bis an die böhmische Grenze, fielen mit der Heirat von Gebhards Tochter Elisabeth an Graf Rapoto I. aus dem Hause der Ortenburger.

Burg und Stadt Sulzbach gelangten über Sophie als Erbtochter von Gebhard III. an die Grafen von Grögling-Hirschberg. Von zweien ihrer Enkel ist bekannt, dass sie erneut den Titel Graf von Sulzbach führten. Am 4. März 1305 stirbt ihr Urenkel Gebhard VII. als letzter Graf von Hirschberg und es erlischt damit auch diese Linie. Im Oktober 1305 wurden dann nach einem Vergleich unter anderem die ehemals sulzbachischen Besitzungen den Wittelsbachern zugesprochen. Der Name „Sulzbach“ scheint erst wieder von 1569 bis 1808 in deren Seitenlinie der Pfalzgrafen und Herzöge von Pfalz-Sulzbach auf.

Wappen

Wappen Sulzbach Rosenberg.svg

Das heutige Stadtwappen von Sulzbach-Rosenberg scheint, wie es auch im Kloster Kastl zu Füßen der Stifterfigur des Berengar II. von Sulzbach zu sehen ist, exakt dem des Adelsgeschlechts Sulzbach nachempfunden zu sein. Die weißen Lilien der Sulzbacher finden sich zudem noch in weiteren Gemeindewappen des Landkreises Amberg-Sulzbach sowie im Gemeindewappen von Berchtesgaden, das wiederum dem Wappen der 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelösten Fürstpropstei Berchtesgaden entspricht.

Grafen von Sulzbach

Stammbaum und seine Zuordnungen in der Hauptsache nach Heinz Dopsch, ergänzt um Angaben aus vorhandenen Wikipedia-Artikeln.[1][8]

Einzelnachweise

  1. a b c Siehe Stammbaum Die „Grafen von Sulzbach, Kastl und Habsberg“ in: Heinz Dopsch: Siedlung und Recht. Zur Vorgeschichte der Berchtesgadener Stiftsgründer, in: Walter Brugger [Hrsg.]: Geschichte von Berchtesgaden. Stift - Markt - Land, Bd 1, S. 214
  2. Eduard Hlawitschka: Zur Abstammung Richwaras, der Gemahlin Herzog Bertholds I. von Zähringen. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 154 (2006), S. 1–20.
  3. Laut Angaben in der PND „stand in Opposition gegen Kaiser Heinrichs IV.
  4. Stefan Weinfurter, Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes – Reformidee und Anfänge der Regularkanoniker in Berchtesgaden, in: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594), Bd. 1, hg. von W. Brugger, H. Dopsch, P. F. Kramml, Berchtesgaden 1991, S. 245-246.
  5. Stefan Weinfurter, Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes – Reformidee und Anfänge der Regularkanoniker in Berchtesgaden, in: Geschichte von Berchtesgaden : Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594), Bd. 1, hg. von W. Brugger, H. Dopsch, P. F. Kramml, Berchtesgaden 1991, S. 230.
  6. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 8
  7. Dieter Albrecht: Die Fürstpropstei Berchtesgaden in Max Spindler, Andreas Kraus (hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. Seite 286-287.
  8. a b c d e f g Angaben aus dem jeweiligen Wikipedia-Artikel
  9. auch 27. Dezember NORTHERN ITALY 900-1100
  10. womöglich: Berengar (I.) (* um 980; † 8. September 1043)
  11. Zur Anzahl und Namen ihrer gemeinsamen Kinder siehe Heinz Dopsch: Siedlung und Recht. Zur Vorgeschichte der Berchtesgadener Stiftsgründer, in: Walter Brugger [Hrsg.]: Geschichte von Berchtesgaden. Stift - Markt - Land, Bd 1, S. 214 und 221
  12. Beleg für Mathilde als Tochter Berengars siehe Prof. Hausmann Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde. Nr. 36, 1994

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