Heinrich Süßkind

Heinrich Süßkind

Heinrich Süßkind (* 30. Oktober 1895 in Kolomea; † 3. Oktober 1937 in Moskau) war ein kommunistischer Politiker und Journalist, Pseudonyme waren u.a. Heinrich und Kurt.

Leben

Der Sohn eines Rabbiners aus Galizien (heute Ukraine) nahm 1914 ein Studium der Rechtswissenschaft, Ökonomie und Philosophie in Wien auf und wechselte 1918 an die Universität Tübingen, wo er sich der Freien Sozialistischen Jugend anschloss, 1919 trat er der KPD bei. Ende 1919 aus Württemberg ausgewiesen begann der illegal in Deutschland lebende Süßkind auf Veranlassung von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin für verschiedene KPD-Zeitungen zu arbeiten und wurde zunächst politischer Redakteur der Roten Fahne, dann Redakteur der Sozialistischen Republik in Köln und ab Dezember 1921 als Nachfolger Ernst Meyers Chefredakteur der Roten Fahne. 1922 aus Deutschland ausgewiesen, war er einige Zeit für die Komintern in Riga und Moskau tätig.

Im Frühjahr 1923 kehrte Süßkind nach Berlin zurück, wo er erneut, bis er von August Thalheimer abgelöst wurde, die Rote Fahne leitete. In den nächsten beiden Jahren gehörte er zum linken Parteiflügel und redigierte u.a. die Parteizeitungen in Leipzig und Chemnitz, bis er 1925 nach der Ablösung von Ruth Fischer und Arkadi Maslow von der Parteispitze zum dritten Mal in die Redaktion der Roten Fahne berufen, 1927 übernahm er hier bis 1928 erneut den Chefredakteursposten. Zeitweise zur Fraktion um Ernst Thälmann gehörend, schloss er sich 1928 der parteiinternen Oppositionsgruppe der Versöhnler an und wurde nach der Wittorf-Affäre von seinen Parteifunktionen entbunden. Zusammen mit Karl Volk zählte Süßkind bis 1933 zur Führung der innerhalb der Berliner KPD als verdeckte Strömung arbeitenden „Versöhnler“.

1933, nach der Machtübertragung an die NSDAP, floh Süßkind zunächst nach Prag, woher seine Ehefrau stammte, dann in die Sowjetunion, wo er verschiedene Aufgaben im Apparat der Komintern übernahm. 1935 wurde seine Parteimitgliedschaft zunächst für ein Jahr suspendiert, im Sommer 1936 geriet er vollends in die stalinistischen Säuberungen und wurde von NKWD verhaftet, am 3. Oktober 1937 unter dem Vorwurf „Versöhnler“ und „Trotzkist“ zu sein und "Verbindungen zu Terroristen zu unterhalten" zum Tode verurteilt und noch am selben Tag erschossen.

Literatur

  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Karl Dietz Verlag, Berlin 2004, S. 772–773, ISBN 3-320-02044-7.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Süßkind — Süßkind/Süskind ist der Name von Friedrich Gottlieb Süskind (1767–1829), evangelischer Theologe Heinrich Süßkind (1895–1937), kommunistischer Politiker und Journalist Johann Gottlieb Freiherr von Süßkind (1767–1849), Bankier in Augsburg und… …   Deutsch Wikipedia

  • Süßkind von Trimberg — Süßkind, der Jude von Trimberg (Codex Manesse, 14. Jh.) Dargestellt ist ein vornehm gekleideter Jude (erkennbar am spitzen Judenhut) vor einem thronenden Amtsträger mit Bischofsstab und Bundhut, unter einem Wappen, das unterschiedlich gedeutet… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiherren von Süßkind — Wappen der Familie von Süßkind Die Familie von Süßkind geht auf Johann Gottlieb Süßkind zurück, der 1821 vom bayerischen König Maximilian I. Joseph in den Freiherrenstand erhoben und zum „Königlich Bayerischen Kämmerer“ ernannt wurde.… …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Süßkind Oppenheimer — Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer (kurz Joseph Süß Oppenheimer, auch diffamierend Jud Süß) (* 12. Februar 1692 in Heidelberg; † 5. Februar 1738[1] in Stuttgart) war Hoffaktor des Herzogs Karl Alexander von Württemberg. Nach dem Tod des… …   Deutsch Wikipedia

  • Süskind — Süßkind/Süskind ist der Name von Süßkind von Trimberg, deutscher Spruchdichter des 13. Jahrhunderts Joseph Süßkind Oppenheimer (1698–1738), Finanzberater des Herzogs Karl Alexander von Württemberg Friedrich Gottlieb Süskind (1767–1829),… …   Deutsch Wikipedia

  • Süsskind — Süßkind/Süskind ist der Name von Süßkind von Trimberg, deutscher Spruchdichter des 13. Jahrhunderts Joseph Süßkind Oppenheimer (1698–1738), Finanzberater des Herzogs Karl Alexander von Württemberg Friedrich Gottlieb Süskind (1767–1829),… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Su — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Versöhnler — Die Versöhnler waren eine innerparteiliche Oppositionsströmung innerhalb der KPD im Zeitraum der Weimarer Republik und des Dritten Reiches. Die Versöhnler entstanden Mitte der 1920er Jahre aus der sogenannten Mittelgruppe um Ernst Meyer der KPD,… …   Deutsch Wikipedia

  • Kolomea — Kolomyja (Коломия) …   Deutsch Wikipedia

  • Kolomia — Kolomyja (Коломия) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”