Ramon Vinay

Ramon Vinay

Ramón Mario Francisco Vinay Sepúlveda (* 31. August 1911 in Chillán, Chile; † 4. Januar 1996 in Puebla, Mexiko) war ein chilenischer Heldentenor französischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Vinays Vater Jean Vinay Robert (1873-1950) war aus Frankreich über Mexiko und Peru nach Chile ausgewandert, seine Mutter war die Chilenin Rosa Elvira Sepúlveda (1887-1917). Die Eltern heirateten im Jahre 1907, Vinay wurde als drittes von vier Kindern geboren.

Der Vater wurde während einer Geschäftsreise in Frankreich im Jahre 1914 gezwungen, in der französischen Armee als Soldat im 1. Weltkrieg zu kämpfen. Er desertierte allerdings im Jahre 1917 und kehrte zurück nach Chile, wo indessen seine Frau verstorben war. Nachdem die französische Regierung ihm Amnestie garantiert hatte, kehrte er im Jahre 1920 mit seinen Kindern zurück nach Digne in Frankreich, wo Ramón Vinay seine Schulausbildung beendete. Gegen den Wunsch seines Vaters wanderte er im Jahre 1928 nach Mexiko aus, wo er zunächst für die Firma der Familie seiner Großmutter Robert arbeitete und wenig später zusammen mit seinem Bruder Otto eine Fabrik zur Herstellung von Medikamentenschachteln gründete.

Gesangsausbildung und Debüt

Ungefähr ab dem Jahre 1930 nahm Vinay Gesangsunterricht bei José Pieson, welcher etliche mexikanische Sänger ausgebildet hatte, wie etwa Alfonso Ortiz Tirado, Juan Arvizu, Pedro Vargas und Jorge Negrete. Wenngleich Vinay während dieser Ausbildungs-Zeit Bass-Partien sang, debütierte er am 16. September 1931 in der Bariton-Partie des Don Alfonso in Donizettis Oper La Favorita am Teatro de las Bellas Artes in Mexiko-Stadt. Im mexikanischen Rundfunk trat Vinay anschließend für mehrere Jahre auf.

Ab dem Jahre 1938 sang Vinay erneut am Teatro de las Bellas Artes, bis zum Jahre 1944 erweiterte er sein Repertoire um Partien wie die Titelpartie in Verdis Rigoletto, Tonio in Pagliacci und Germont in La Traviata.

Fachwechsel und Karriere

Nachdem er am 23. Januar 1944 seine letzte Vorstellung als Bariton gegeben hatte, debütierte er nach seinem Fachwechsel zum Heldentenor am 19. Juni 1944 in der Titelrolle von Verdis Otello. Danach sang er Partien wie Samson (Samson et Dalila), Cavaradossi (Tosca), Don José (Carmen) and Des Grieux (Manon Lescaut)

Weitere wichtige Stationen und Debüts waren in der Folge:

Erneuter Fachwechsel

Nachdem Vinay sich bereits im Jahre 1956 in Chile vom Tenor-Repertoire verabschiedet und ab 1957 fast ausschließlich Partien des deutschen Heldenfachs gesungen hatte, sang er seine letzte Tenor-Partie im März 1962 (Herodes in Salome) an der Metropolitan Opera in New York und stand ab diesem Zeitpunkt wieder als Bariton auf der Bühne.

Als Telramund (Lohengrin) sang er ab 1963 wieder bei den Bayreuther Festspielen und war außerdem mit Partien wie Scarpia (Tosca), Iago (Otello), Holländer (Der fliegende Holländer), Nerone (L'Incoronazione di Poppea), Germont, Amonasro, Dr. Schön (Lulu), Falstaff, Gianni Schicchi, Michele (Il Tabarro), Escamillo (Carmen), Belcore, Kurwenal (Tristan und Isolde), Marcello (La Bohème) and Tonio (Pagliacci) erfolgreich.

Vinay sang auch einige Bass-Partien, war aber damit weniger erfolgreich: Bartolo (Il Barbiere di Siviglia), Warlaam (Boris Godunow), Bartolo (Le Nozze di Figaro), Wotan (Das Rheingold), Commendatore (Don Giovanni), Pizarro (Fidelio) and Grande Inquisitore (Don Carlos).

Karriereende

Seine Abschiedsvorstellung gab Ramón Vinay am 22. September 1969 im Teatro Municipal in Santiago in Verdis Otello, wobei er in den ersten beiden Akten in der Baritonpartie des Iago auftrat und im letzten Akt in der Tenorpartie des Otello. Bis zum Jahre 1974, in dem er seine Karriere definitiv aufgab, sang er noch einige Vorstellungen in den USA und einige Recitals.

Filme

Vinay trat in zwei Filmen auf: Fantasía Ranchera (1943) und Sinfonía de una Vida.

Privates

Vinay heiratete im Jahre 1940 die Mexikanerin María de los Angeles Padilla Brondo, mit der er die gemeinsamen Kinder Elvira and Ramón Jr. hat. Bereits 1945 verließ er seine Frau, um mit der Sopranistin Lushanya Mobley († 1990) zusammen zu leben.

Nach deren Tod versuchte deren Familie, Vinay für unmündig zu erklären und brachte ihn in unterschiedliche Sanatorien in die USA, wo er u.a. mit einer Elektroschock-Therapie behandelt wurde.

Seine Kinder aus seiner ersten Ehe holten ihn schließlich zu sich nach Mexiko, wo er am 4. Januar 1996 an den Folgen eines Herzinfarktes verstarb.

Seine sterblichen Überreste wurden von der chilenischen Regierung nach Santiago gebracht, wo Vinay mit einem Trauerakt im Teatro Municipal geehrt wurde. Ramón Vinay wurde auf dem Friedhof von Chillán bestattet, sein Grab liegt in der Nähe der Grabstätte des chilenischen Pianisten Claudio Arrau.

Aufnahmen und Wirkung

Vinay ist insbesondere für vier legendäre Interpretationen bekannt: Otello (Verdi) unter der Leitung von Arturo Toscanini (1947); Tristan unter der Leitung von Herbert von Karajan (1951) sowie Siegmund und Parsifal unter der Leitung von Clemens Krauss (1953). Diese letzte, live entstandene Aufnahme zeugt jedoch, neben der Kraft und der Energie seiner Stimme, auch von seiner großen Mühe sowohl mit der deutschen Sprache als auch mit der Textsicherheit (der Souffleur ist laufend und überdeutlich zu vernehmen).

Ramón Vinay gilt wegen seiner Musikalität und seiner enormen Bühnenpräsenz neben Jon Vickers und Mario del Monaco als „der“ Otello des 20. Jahrhunderts.

Hörbeispiele

  • [1] Richard Wagner, Parsifal 2. Aufzug: "Amfortas! Die Wunde! Die Wunde!"

Dirigent: Clemens Krauss; Festspielhaus Bayreuth, 1953

  • [2] Richard Wagner, Walküre 2. Aufzug: "Weh! Weh! Süßestes Weib!"

Dirigent: Clemens Krauss; Festspielhaus Bayreuth, 1953

  • [3] Richard Wagner, Lohengrin 2. Aufzug: "Erhebe dich, Genossin meiner Schmach!" (als Telramund)

Dirigent: Wolfgang Sawallisch; Festspielhaus Bayreuth, 1962

  • [4] Richard Wagner, Lohengrin 2. Aufzug: "Du wilde Seherin" (als Telramund)

Dirigent: Wolfgang Sawallisch; Festspielhaus Bayreuth, 1962

Weblinks

Quellen

  • Horst Seeger: Opernlexikon, Berlin(-Ost)1978 Henschelverlag
  • Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, o.O., 2000
  • Lohengrin-Programmheft der Bayreuther Festspiele, Bayreuth (1963)

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