Heldsberg

Heldsberg
Eingangsbereich der Festung mit Tarngebäude

Die Schweizer Festung Heldsberg ist eines der sichersten Artillerie-Forts aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Festung sicherte mit ihren Kanonen und Maschinengewehren die Mündung des Rheines in den Bodensee. Die gesamte Anlage wurde in der Zeit von 1938 bis 1941 errichtet und befindet sich im Kanton St. Gallen auf einem Hügelzug direkt über dem Rheintal und an der Grenze nach Österreich.

Maschinengewehr 51 auf Festungslafette in Heldsberg

Das Fort bestand in seiner ursprünglichen Konzeption aus insgesamt vier halbautomatischen Kanonen mit dem Kaliber 75 mm hinter verbunkerten Scharten aus Beton und Stahl, die in eine Nord- und eine Südbatterie aufgeteilt waren. Die verwendeten Kanonen waren halbautomatisch, konnten alle fünf Sekunden einen Schuss abfeuern und hatten eine Reichweite bis in die Hafeneinfahrt von Lindau oder bis zum Bahnhof von Bregenz in etwa 10,5 km Entfernung. Man hoffte so, einen potentiellen Angreifer schon bei seinem Aufmarsch bekämpfen zu können. Hinzu kamen sieben Maschinengewehre ebenfalls unter Panzerung sowie zwei Beobachtungsstände zur Gefechtsführung. Verbunden waren die einzelnen Bunker durch unterirdische Gänge von insgesamt 1.000 m Länge. Innerhalb des Berges befanden sich eine Zentrale zur Erzeugung von Elektrizität, eine Küche, eine Kantine, ein Trinkwasserreservoir mit 110.000 Liter Trinkwasser, Wohnräume von Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren, Munitionslager, Waffenwerkstätten, Feuerleitzentralen, einer kleinen Krankenstation und auch zwei Leichenkammern für im Kampf getötete Soldaten. Insgesamt taten in der Festung 200 Soldaten Dienst, die sich alle acht Stunden 60 Betten teilen mussten. Zur Festung gehörten auch noch Kampfstände für die Infanterie, die mit der Festung telefonisch und mit Funkgeräten verbunden waren.

Kampfstand für Kanone von außen
Schlafsaal

Das deutsche Militär schätzte diese und ähnliche Schweizer Festungen sehr hoch ein. Während des Zweiten Weltkrieges gab es mehrere deutsche-italienische Pläne für einen militärischen Angriff auf die Schweiz (Unternehmen Tannenbaum). In einem Kommentar zu den schweizerischen Grenzbefestigungen am Bodensee hieß es seitens der deutschen Generalität:

"Ein Angriff über den Rhein nur aus ostwärtiger Richtung zwischen Bodensee und Sargans ist wegen des gebirgigen Geländes und der starken Befestigungen bei Rheineck (Heldsberg) und Sargans nicht zu empfehlen."

Die Festung Heldsberg blieb weit über den Zweiten Weltkrieg hinaus aktiv. Erst 1992 mit dem Ende des kalten Krieges wurde die Anlage aus dem Militärdienst entlassen. Danach ging sie in das Eigentum der Gemeinde St. Margrethen über, die sie zu einem Festungsmuseum umgestaltete.

Kampfstand für 75mm Kanone auf Ständerlafette von innen

Festungsmuseum und Waffensammlung

Das Festungsmuseum Heldsberg wurde im September 1993 eröffnet. Folgende Sammlungen werden insbesondere in Ausstellungen thematisiert:[1]

  • Armee, Sanität und Rotkreuzdienst (vom Feldsanitätsdienst bis zur Veterinärmedizin)
  • Ordonanzwaffen (lückenlose Waffensammlung aller leichten Waffen der Schweizerarmee)
  • Schwere Waffen (Waffen der Artillerie, Flieger- und Panzerabwehr, Festungsartillerie)
  • Fernmeldetechnik und Chiffriergeräte
  • Militärische Instrumente und Hilfsmittel (Beobachten, Messen, Rechnen, Zielen, Richten für das Schießen, Beleuchtungsmaterial, AC-Schutzdienstmaterial)
  • Munition (Schweizer Munition und etwa 1000 Schnittmodelle diverser Munitionstypen)

Einzelnachweise

  1. Ausstellungsübersicht, offizielle Website, Festungsmuseum Heldsberg

Weblinks

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