Alojzije Stepinac

Alojzije Stepinac
Kardinal Alojzije Stepinac

Alojzije Kardinal Stepinac, deutsch Aloisius Viktor Stepinac (* 8. Mai 1898 in Krašić, Kroatien, Österreich-Ungarn; † 10. Februar 1960 ebenda) war Erzbischof von Zagreb. Er wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Seliger Märtyrer und Kardinal Alojzije Stepinac in der Kapuzinerkirche Rijeka.

Nachdem Stepinac das Abitur abgelegt hatte, wurde er 1916 zum Kriegsdienst in der österreichisch-ungarischen Armee eingezogen. Er wurde an der Isonzo-Front eingesetzt. Ende 1918 aus dem Krieg zurückgekehrt besuchte er zunächst die Landwirtschaftsschule in Zagreb, wo er kurze Zeit Agrarwissenschaften studierte. Stepinac wechselte dann aber an die Päpstliche Universität Gregoriana. Er studierte die Fächer Katholische Theologie und Philosophie, promovierte in beiden Disziplinen und empfing am 26. Oktober 1930 in Rom die Priesterweihe. Anschließend wirkte er als Seelsorger in Zagreb und versah zugleich die Aufgabe des Offizials bei der Diözesankurie. 1931 begründete Stepinac die Diözesan-Caritas im Erzbistum Zagreb.

Bischofsamt

Nachdem mehrere Kandidaten für das Amt des Koadjutors aus politischen Gründen abgelehnt worden waren, betraute Papst Pius XI. 1934 Alojzije Stepinac mit dieser Aufgabe, obwohl er noch nicht das vorgeschriebene kanonische Alter von 40+ Jahren erreicht hatte. 1934 empfing er durch Erzbischof Antun Bauer von Zagreb die Bischofsweihe, dessen Nachfolger er drei Jahre später wurde.

Unter der Ustascha-Herrschaft

Alojzije Stepinac wird von Ante Pavelic, dem Führer des kroatischen Ustascha-Staates empfangen.

Stepinac wurde vorgeworfen, als von Papst Pius XII. im Jahre 1942 für die Ustascha-Armee eingesetzter Militärvikar an der Ermordung serbischer Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen zu sein. Seine Anhänger hingegen behaupten, er habe viele Opfer des faschistischen Regimes unter Ante Pavelić gerettet. Nach Stepinac' eigener Aussage hing von ihm im Jahr 1942 das Schicksal von 7000 Menschen ab. [1]

(Kein) Gerechter unter den Völkern

Amijel Shomrony, der von 1941–1943 der Sekretär des Zagreber Oberrabins Miroslav Šalom Freiberger war, hat zweimal einen Antrag an die Gedenkstätte Yad Vashem gestellt, um Stepinac den Titel Gerechter unter den Völkern zuteil werden zu lassen. Sowohl 1970 als auch 1994, als er zusammen mit Igor Primorac den Antrag gestellt hat, wurde der Antrag abgelehnt. Obwohl er sich laut einem Bericht der Zeitung Jutarnji list bis heute wegen eines angeblichen Versprechens an Stepinac weigert, die genaue Zahl der Geretteten zu nennen, wurde laut einer anonymen Quelle bei diesen ansonsten geheimen Entscheidungen nicht außer Frage gestellt, dass er jüdischen Bürgern geholfen habe. Als Grund für die Ablehnung wird dort genannt, dass die Schwere seiner Schuld, Untaten des Klerus verschwiegen zu haben, letztendlich nach langem Überlegen doch höher bewertet wurde.[2]

Der Prozess gegen Stepinac

Schrein von Alojzije Stepinac in der Zagreber Kathedrale

Bereits 1945 wurde Stepinac von der jugoslawischen Regierung festgenommen. Doch aufgrund von Protesten innerhalb der Bevölkerung wurde er wieder freigelassen, um ein Jahr später doch noch vor Gericht gestellt zu werden. 1946 wurde Stepinac von einem jugoslawischen Gericht in einem politischem Schauprozess, zu 16+ Jahren Schwerstarbeit verurteilt. Die Verteidigung wurde vom Gericht stark behindert, so wurden von den 47 geladenen Zeugen nur 7 zugelassen. Der Vorwurf lautete summarisch auf die Zusammenarbeit mit dem Ustaša-Regime, Zwangskonvertierung der orthodoxen Christen und Widerstand gegen die neue Macht. Vor dem Prozess, der vor allem vom Vatikan stark kritisiert wurde, bot die jugoslawische Regierung dem Apostolischen Nuntius an, Stepinac zu versetzen, erhielt jedoch keine Antwort. Papst Pius XII. bezeichnete das Verfahren gegen Stepinac als „den traurigsten Prozess (tristissimo processo) in der Kirchengeschichte“. Nicht nur der Vatikan protestierte gegen die Inhaftierung, auch westliche Staatsmänner sowie Geistliche.[3] Stepinac wurde nach 6 Jahren Haft in seine Heimatgemeinde Krašić entlassen und dort in seinem Elternhaus unter Hausarrest gestellt. Dieser bestand unter ständiger Beobachtung durch die Polizei bis zu seinem Tode, und hinderte ihn auch daran, das Amt des Kardinals, zu dem er am 29. November 1952 ernannt wurde, auszuüben. Seinem Wunsch, in der Kathedrale von Zagreb beigesetzt zu werden, wurde stattgegeben.

Beatifikation

Am 3. Oktober 1998 wurde Stepinac in Marija Bistrica von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Der nicht unumstrittenen Zeremonie wohnten mehr als 300.000 Gläubige, Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt, sowie der kroatische Staatspräsident Franjo Tuđman bei.

Ehrung

  • 1998 Kroatien: Zwei Gedenkmünzen zur 100-Jahrfeier seiner Geburt. 500 Kuna-Goldmünze und 150 Kuna-Silbermünze.

Einzelnachweise

  1. Die Welt: Stepinac
  2. http://www.jutarnji.hr/ispis_clanka.jl?artid=119041
  3. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Alois_Stepinac.html

Literatur

  • Anthony Henry O’Brien: Archbishop Stepinac, the man and his case. Westminster 1947
  • Klaus Buchenau: Heiliger oder Kriegsverbrecher? Über den Zagreber Erzbischof Alojzije Stepinac und seine Wahrnehmung bei Kroaten und Serben. In: Der christliche Osten 53 (1998) 3–4, S. 147–162.
  • „Rotbuch der verfolgten Kirche“. Veröffentlicht im Auftrag der „Kommission für die verfolgte Kirche“ Paulus Verlag, Recklinghausen, 1957, 1. Auflage.
  • Richard Pattee: The case of Cardinal Aloysius Stepinac. Milwaukee 1953
  • Stella Alexander: The triple myth. A life of Archbishop Alojzije Stepinac. Boulder (CO), New York 1987. ISBN 0-88033-122-4
  • Marco Aurelio Rivelli: L’archivescovo del Genocidio. Monsignor Stepinac, il Vaticano, e la dittatura ustascia in Croazia, 1941–1945. Milano 1998.
  • Vladimir Dedijer: Jasenovac: Das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan, Freiburg 1993
  • Menachem Shelah: The Catholic Church in Croatia, the Vatican and the Murder of the Croatian Jews. In: Holocaust and Genocide Studies 4 (1989), H. 3, S. 323-339.
  • Jure Krišto: The Catholic Church and the Jews in the Independent State of Croatia. In: Review of Croatian History 3 (2007), S. 13-47.

Weblinks

 Commons: Alojzije Stepinac – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Antun Bauer Erzbischof von Zagreb
1937–1960
Franjo Kardinal Šeper

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