Herbert Blankenhorn

Herbert Blankenhorn
Herbert Blankenhorn (1953)

Herbert Blankenhorn (* 15. Dezember 1904 in Mülhausen; † 10. August 1991 in Badenweiler), ab 1929 Angehöriger des Auswärtigen Amtes, seit 1938 NSDAP-Mitglied (Mitgliedsnummer 6 977 147),[1] leitete 1943 die Wirtschaftsabteilung der deutschen Gesandtschaft in Bern und wurde Referatsleiter im Auswärtigen Amt. Nach 1945 wurde er einer der einflussreichsten deutschen Berufsdiplomaten. Der Name des 1904 im Elsass geborenen Sohnes des Berufsoffiziers Erich Blankenhorn wird unter anderem mit den ersten Anfängen deutscher Außenpolitik in der Nachkriegszeit verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Blankenhorn, der in der Zeit des Nationalsozialismus zuletzt als Legationsrat I. Klasse tätig war, geriet am 2. April 1945 in amerikanischen Gewahrsam. Vom US-Geheimdienst Office of Strategic Services nach Insiderwissen aus seiner Zeit von 1935 bis 1939 als Botschaftsattaché in Washington befragt, gelang es ihm, obwohl er selbst kein Widerstandskämpfer war und der amerikanische Außenminister Edward Stettinius ihn als „aktiven Nazi und aggressiven Propagandisten“ einschätzte, sich bei den Verhören, „ins Licht des Widerstands zu stellen und daraus den Anspruch abzuleiten, unter antikommunistischen Vorzeichen an der Zukunft Deutschlands mitzuarbeiten“.[2] Blankenhorn (seit 1946 CDU-Mitglied) wurde dann nach Dienstantritt der ersten Regierung Adenauer 1949 zunächst dessen Persönlicher Referent. 1951 wurde er Leiter der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und verhinderte in dieser Funktion unter dem damaligen Außenminister Adenauer (der dies Amt neben seiner Kanzlerschaft innehatte) die Wiedereinstellung von Fritz Kolbe.

Nach dem Beitritt Deutschlands zur NATO entsandte die Bundesregierung Herbert Blankenhorn als ihren ersten Vertreter dorthin. Von 1960 bis 1963 vertrat Blankenhorn die Bundesrepublik Deutschland als Botschafter in Paris, 1965-1970 als Botschafter in London.

Blankenhorn war Mitglied (engster Kreis) der Delegation Konrad Adenauers, die im September 1955 nach Moskau reiste und dort die Heimkehr der letzten in der Sowjetunion gefangengehaltenen Soldaten und Zivilverschleppten erreichte.

1958 wurde vom Landgericht Bonn der Vorwurf erhoben, er habe die Denunziationen gegen einen Ministerialbeamten ohne Überprüfung der Anschuldigungen bedenkenlos weitergegeben. 1970 wählte die Generalkonferenz der UNESCO Blankenhorn in ihren Exekutivrat; 1974–1976 war er stellvertr. Vorsitzender dieses Exekutivrates.

Werke

  • Herbert Blankenhorn: Verständnis und Verständigung. (Blätter eines politischen Tagebuchs 1949 bis 1979). Propyläen Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3549073968

Einzelnachweise

  1. "AUSWÄRTIGES AMT / NS-DIPLOMATEN: Jemand im Hause". Der Spiegel, 29. März 1971, abgerufen am 26. April 2010.
  2. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. München 2010, S. 336

Weiterführende Literatur

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
–––– Ständige Vertreter zum NATO-Rat der Bundesrepublik Deutschland
1955–1959
Gebhardt von Walther
Manfred Klaiber Deutscher Botschafter in Rom
1963–1965
Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld
Hasso von Etzdorf Deutscher Botschafter in London
1965–1970
Karl-Günther von Hase

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