Herbert Fiedler

Herbert Fiedler

Herbert Fiedler (* 29. April 1929 in Zwittau, Mähren) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler und einer der Nestoren der Rechtsinformatik in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seinem Abitur 1948 studierte Fiedler Rechtswissenschaften und anschließend Mathematik/Physik mit dem Schwerpunkt mathematische Logik und Grundlagenforschung. Für letzteres wurde er gefördert durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes. 1955 promovierte er in Göttingen mit einer strafrechtlichen Arbeit zum Thema Vorhaben und Versuch. Eine Untersuchung zu den Grundlagen der deutschen Rechtsprechung zu § 43 StGB zum Dr.jur. 1962 folgte die Promotion zum Dr.rer.nat an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit einer mathematischen Arbeit Zur Stufenreduktion von Kalkülen. 1969 habilitierte er sich an der Universität zu Köln zum Thema Die Bestimmtheit der gesetzlichen Straftatbestände als methodisches und verfassungsrechtliches Problem. Im gleichen Jahr übernahm er eine Lehrstuhlvertretung (Strafrecht) an der Universität Bielefeld. 1970 ergingen Rufe nach Bielefeld und Bonn. Seine akademische Laufbahn führte ihn somit nach Bonn, wo er von 1970 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 ordentlicher Professor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät war. Zugleich leitete Fiedler in Bonn die von ihm neu gegründete Forschungsstelle für Juristische Informatik und Automation (FJI) und war Leiter verschiedener Organisationseinheiten der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD). Für die GMD hatte Fiedler 1970 bis 1972 auch die Projektleitung des juris-Projekts (Systemanalyse und Konzeption) inne und betreute anschließend eine Vielzahl von Projekten zur IT-Unterstützung von Justiz und öffentlicher Verwaltung. Darüber hinaus war Fiedler seit 1972 Mitglied in der Gesellschaft für Informatik (GI) und häufig Sprecher verschiedener, einschlägiger Fachgliederungen im Bereich von Informatik, Recht und öffentlicher Verwaltung. Daneben engagierte er sich in der International Federation for Information Processing (IFIP), der Deutschen Gesellschaft für Recht und Informatik (DGRI) sowie im Internationalen Rechtsinformatik Symposion (IRIS). Fiedler ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Wirken

Schon früh fokussierte Fiedler sein wissenschaftliches Wirken auf die Themen Recht, Logik und Mathematik und richtete im Folgenden sein Hauptaugenmerk auf die Formalisierung im Recht und die Bedeutung von Recht als Beitrag zur Grundlagenforschung juristischer Datenverarbeitung. Hieraus ergaben sich zwangsläufig weitere Fragestellungen, insbesondere der Organisation informationstechnikgestützter öffentlicher Verwaltung, computergestützter juristischer Expertensysteme, sowie des Datenschutzes und der Datensicherheit oder nach der Information als Wirtschaftsgut. Sein besonderes Anliegen ist die Fortexistenz des Staates im Cyberspace. Diese Themen griff Fiedler jeweils in einem sehr frühen Stadium auf und formulierte damit bereits Fragestellungen, denen sich auch heute noch die moderne Informationsgesellschaft stellen muss.

Werke

Dissertation/Habilitation:

  • Fiedler, Herbert: Vorhaben und Versuch. Eine Untersuchung zu den Grundlagen der deutschen Rechtsprechung zu § 43 StGB, Diss. der rechts-und staatswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen, 1955
  • Fiedler, Herbert: Zur Stufenreduktion von Kalkülen, Diss. der math.-natw. Fakultät der Universität Münster, 1962
  • Fiedler, Herbert: Vorhaben und Versuch im Strafrecht. Über ein Handlungsmodell der strafrechtlichen Versuchslehre, Baden-Baden, Nomos-Verlag, 1967
  • Fiedler, Herbert: Die Bestimmtheit der gesetzlichen Straftatbestände als methodisches und verfassungsrechtliches Problem, Habilitationsschrift der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln, 1969

Monographien/Sammelwerke:

  • Fiedler, Herbert: Derecho, lógica, matemática, Colleccion Filosofia y derecho 5, Buenos Aires 1968
  • Dierstein, R.; Fiedler, H.; Schulz, A. (Hrsg): Datenschutz und Datensicherung, Referate der gemeinsamen Fachtagung der österreichischen Gesellschaft für Informatik (ÖGI) und der Gesellschaft für Informatik (GI), Johannes-Kepler-Universität Linz/Österreich, 21.-23.09.1976, Köln, Bachem-Verlag, 1976
  • Reinermann, H.; Fiedler, H.; Grimmer, K.; Lenk, K.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Organisation Informationstechnik-gestützter öffentlicher Verwaltungen - Fachtagung Speyer 1980, Informatik-Fachberichte Nr.44, Berlin, Springer-Verlag, 1981
  • Fiedler, H.; Barthel, Th.; Voogd, G.: Untersuchungen zur Formalisierung im Recht als Beitrag zur Grundlagenforschung juristischer Datenverarbeitung (UFORED), Forschungsberichte des Landes NW Nr. 3180, Fachgruppe Geisteswissenschaften, Opladen, Westdeutscher Verlag, 1984
  • Traunmüller, R.; Fiedler, H.; Grimmer, K.; Reinermann, H. (Hrsg.): Neue Informationstechnologie und Verwaltung, Informatik-Fachberichte Nr. 80, Berlin, Springer-Verlag, 1984
  • Reinermann, H; Fiedler, H.; Grimmer, K.; Lenk, K.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Öffentliche Verwaltung und Informationstechnik: Neue Möglichkeiten, neue Probleme, neue Perspektiven, Informatik-Fachberichte Nr. 98, Berlin, Springer-Verlag, 1985
  • Erdmann, U.; Fiedler, H.; Haft, F.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Computergestützte juristische Expertensysteme, Neue Methoden im Recht, Bd. 1, Tübingen, Attempto, 1986
  • Fiedler, H.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Formalisierung im Recht und Ansätze juristischer Expertensysteme, 1. Workshop des Arbeitskreises "Formalisierung und formale Modelle im Recht" der Gesellschaft für Informatik (GI), Arbeitspapiere Rechtsinformatik, Heft 21, München, J. Schweitzer Verlag, 1986
  • Fiedler, H.; Haft, F.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Expert Systems in Law - Impacts on Legal Theory and Computer Law, Reihe Neue Methoden im Recht Nr. 4, Tübingen, Attempto, 1988
  • Fiedler, H.; Reinermann, H.; Grimmer, K.; Lenk, K.; Traunmüller, R. (Hrsg.): Neue Informationstechniken - Neue Verwaltungsstrukturen?, Schriftenreihe Verwaltungsinformatik Nr.1, Heidelberg, R. v. Decker & C.F. Müller, 1988
  • Fiedler, H.; Oppenhorst, G. (Hrsg.): Computer in der Juristenausbildung - Elemente praktischer Rechtsinformatik - Benutzeroberflächen, Rechnervernetzung, Textverarbeitung, Datenbanken, Informationsdienste, Autorensysteme, Expertensysteme, München, C.H. Beck-Verlag, 1989
  • Fiedler, H. (Hrsg.): Rechtsprobleme des elektronischen Publizierens, Deutsche Gesellschaft für Informationstechnik und Recht, Schriftenreihe Informationstechnik und Recht Nr. 3, Köln, Dr. Otto Schmidt Verlag, 1992
  • Fiedler, H.; Haft, F. (Hrsg.): Informationstechnische Unterstützung von Richtern, Staatsanwälten und Rechtspflegern, Reihe Rechtstatsachenforschung/Beiträge zur Strukturanalyse der Rechtspflege, Bundesanzeiger Köln, 1992
  • Fiedler, H.; Ullrich, H. (Hrsg.): Information als Wirtschaftsgut - Management und Rechtsgestaltung -, Deutsche Gesellschaft für Recht und Informatik, Schriftenreihe Informationstechnik und Recht Nr. 5, Köln, Dr. Otto Schmidt Verlag, 1997
  • vollständiges Schriftenverzeichnis (PDF-Datei; 64 kB)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Herbert Fiedler — (* 10. November 1907 in Triest; † 14. Februar 2004 in München) war ein deutscher Opernsänger (Bass) und Schauspieler. Seine bekannteste Rolle war die des Moses in der Uraufführung von Arnold Schönbergs Oper Moses und Aron 1954. Fiedler galt auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Fiedler — ist ein Familienname. Als Beruf oder Hobby ausgeübt, steht die Bezeichnung für jemanden, der (die) Fiedel spielt. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Wagner (Luftfahrt) — Herbert Alois Wagner (* 22. Mai 1900 in Graz, Österreich; † 28. Mai 1982 in Corona del Mar, Kalifornien) war ein österreichischer Luftfahrtpionier.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veröffentlichungen …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Thaler — (* 22. Januar 1940 in Imst) ist ein früherer österreichischer Rennrodler. Herbert Thaler gehört zu einer österreichischen Rodel und Bobsportfamilie. Ende der 1950er und Anfangs der 1960er Jahre war er sowohl im Einsitzer wie auch im Doppelsitzer… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Richter (Schauspieler) — Herbert Richter (* 28. August 1898 in Siemianowitz; † nach 1965) war ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Theaterrollen (Auswahl) 3 Filmografie 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfram Fiedler — Fiedler (vor 1972) Wolfram Fiedler (* 29. September 1951 in Ilmenau; † 11. April 1988 in Berlin) war ein Rennrodler aus der Deutschen Demokratischen Republik. Seine sportliche Karriere startete Wolfram Fiedl …   Deutsch Wikipedia

  • Wilfried Fiedler — (* 1940) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler. Leben Fiedler besuchte von 1951 bis zum Abitur 1960 die Ziehenschule in Frankfurt am Main. Danach studierte er Rechtswissenschaften und wurde im Januar 1970 an der Universität Freiburg mit einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Fi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Moses und Aron — Arnold Schoenberg …   Wikipedia

  • Moisés y Aarón — Moses und Aron Forma Ópera Actos y escenas 3 actos Idioma original del libreto Alemán …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”