- Herbert Hupka
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Herbert Hupka (* 15. August 1915 in Diyatalawa, Britisch Ceylon; † 24. August 2006 in Bonn) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller und langjähriger CDU-Bundestagsabgeordneter und Vertriebenen-Politiker. Er war zunächst Mitglied der SPD, schloss sich aber im Februar 1972 aus Protest gegen die Ostpolitik der sozial-liberalen Regierung der CDU an.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herbert Hupka wurde 1915 in einem britischen Internierungslager auf Ceylon (heute Sri Lanka) geboren. Seine Mutter war jüdischer Herkunft. Sein Vater, der eine Professorenstelle im deutschen Pachtgebiet Kiautschou hätte antreten sollen, starb auf dem Rückweg nach Deutschland.
Hupka wuchs im oberschlesischen Ratibor (heute Racibórz, Polen) auf, wo er von der Mutter aufgezogen wurde. Nach dem Abitur studierte Hupka in Halle und Leipzig Germanistik, Geschichte und Geographie. 1944 wurde Hupka mit einer Doktorarbeit über „Gratia und misericordia im Mittelhochdeutschen. Zur Geschichte religiös-ethischer Bereiche im Mittelalter“ promoviert. Während der Nazizeit hatte er unter Zurücksetzungen zu leiden, zum einen, weil er als republikanisch gesinnter Anhänger des Zentrums und Katholik den Nationalsozialismus ablehnte, zum anderen, weil seine Mutter aus protestantisch-jüdischem Hause nach den Nürnberger Gesetzen „jüdischer Abstammung“ war.
Nach der Promotion wurde Hupka trotz seines Status als „Halbjude” zur Wehrmacht eingezogen. Danach wurde aber schon bald seine jüdische Mutter in das KZ Theresienstadt deportiert; er selbst wurde nach einem diskriminierenden antijüdischen Kriegsgerichtsurteil und einer Haftstrafe aus der Armee entlassen, konnte nach Ratibor zurückkehren und dort noch einige Monate als Büroangestellter arbeiten. Nach Kriegsende fuhr er nach Theresienstadt, wo seine Mutter mehr als ein Jahr Haft glücklich überlebt hatte, und floh mit ihr nach München, da Ratibor durch die polnische Verwaltung übernommen worden war und keine deutschen Rückkehrer mehr zuließ. In München fand er eine Anstellung als Radiojournalist und übte diesen Beruf bis Ende der 1960er Jahre aus, ab Mitte der sechziger Jahre freiberuflich.[1]
Politische Tätigkeit
Hupka war von 1969 bis 1987 Mitglied des Deutschen Bundestages. Schwerpunkt seines politischen Wirkens war die Vertriebenenpolitik. Von 1968 bis 2000 war er Präsident der Landsmannschaft Schlesien. Außerdem war Hupka Vorsitzender des Ostdeutschen Kulturrates und Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen sowie Mitglied der katholischen Studentenverbindungen AV Silesia (Halle) zu Bochum (seit 1934) und AV Salia-Silesia zu Gleiwitz im CV.
Hupka hat sich lange Zeit maßgeblich gegen die von der Bundesregierung unter Willy Brandt begonnene und von den folgenden SPD- und CDU-geführten Regierungen fortgesetzte Politik der Entspannung und des Ausgleichs mit der DDR und Polen eingesetzt. Diese Politik beruhte wesentlich auf der Anerkennung der Änderung der territorialen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg; insbesondere verzichtete diese Politik auf jeden Versuch, diese Gebiete zurückzugewinnen, die nach dem Krieg unter polnische Verwaltung kamen. Demgegenüber sprach sich Hupka lange Zeit dafür aus, die deutschen Ostgebiete wieder in einen deutschen Staat einzugliedern. Wegen seiner national-konservativen Aussagen [2] zu dieser Problematik machte er sich nicht nur bei der politischen Linken unbeliebt,[3] da er gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze eintrat. Am 29. Februar 1972 wechselte Hupka von der SPD- zur CDU/CSU-Fraktion.
Ein politischer Wendepunkt im Verhältnis zur Mehrheit der Konservativen war das Schlesiertreffen 1985, zu dem der Verband unter Führung von Hupka das Motto „40 Jahre Vertreibung - Schlesien bleibt unser“ ausgewählt hatte. Angesichts der nach Einschätzungen einiger Politiker „aggressiv” geäußerten Besitzansprüche verweigerte der als Gastredner vorgesehene damalige CDU-Vorsitzende und Bundeskanzler Helmut Kohl seinen Auftritt. Nach massivem Druck vor und hinter den Kulissen zog Hupka das Motto zurück und ersetzte es durch „Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker“.
Nach der Auflösung der Machtblöcke in Europa gab Hupka seine alten Positionen teilweise auf und setzte sich für die deutsch-polnische Aussöhnung ein. Er kritisierte sogar offen manche fortgesetzten Rückgabeforderungen der Preußischen Treuhand GmbH.[4] Von seiner früheren Heimatstadt Ratibor im heutigen Polen wurde er zum Ehrenbürger ernannt und feierte dort auch seinen 90. Geburtstag im August 2005, zusammen mit Familie, und polnischen und deutschen Persönlichkeiten.
Hupka starb am 24. August 2006 im Alter von 91 Jahren in Bonn an den Folgen eines Treppensturzes. Er wurde in München beigesetzt.
Auszeichnungen
- 1995 Schlesierschild der Landsmannschaft Schlesien
- 1997 Großes Verdienstkreuz
- 1998 Ehrenbürgerschaft der polnischen Stadt Racibórz (Ratibor)
- 2000 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen
- 2005 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen (Sonderpreis)
Werke (Auswahl)
- Gratia und misericordia im Mittelhochdeutschen. Zur Geschichte religiös-ethischer Bereiche im Mittelalter. Dissertation, Philosophische Fakultät, Leipzig 1944 [Maschinenschrift].
- Breslau - Hauptstadt Schlesiens. Gräfe und Unzer, München 1956.
- Unteilbares Deutschland. Ein Rechenschaftsbericht 1954 bis 1960. [Zusammenstellung: Herbert Hupka]. Kuratorium Unteilbares Deutschland, Berlin/Bonn o.J. [1960].
- Ratibor. Stadt im schlesischen Winkel. [Stadtverwaltung], Leverkusen 1962.
- Große Deutsche aus Schlesien. Hrsg. von Herbert Hupka. Gräfe und Unzer, München 1969. 2. Auflage: Langen-Müller, München/Wien 1979, ISBN 3-7844-1734-5.
- Geschichte Schlesiens von Herbert Hupka. Hrsg.: Landsmannschaft Schlesien, Nieder- u. Oberschlesien e. V., Bonn. 2. Auflage. Landsmannschaft Schlesien, Nieder- u. Oberschlesien, Bonn o.J. [1973].
- Schlesisches Credo. Reden, Aufsätze und Dokumente aus zwei Jahrzehnten. Langen Müller, München/Wien 1986, ISBN 3-7844-2125-3.
- Letzte Tage in Schlesien. Tagebücher, Erinnerungen u. Dokumente der Vertreibung. hrsg. von Herbert Hupka. 5. Auflage. Langen Müller, München/Wien 1988, ISBN 3-7844-1910-0.
- Die vertriebene Erinnerung. In: Die Welt vom 27. April 2002 (auch online).
- Schlesien lebt. Offene Fragen - kritische Antworten. Mit einem Geleitwort von Christian Wulff. Langen Müller, München 2006, ISBN 3-7844-3045-7.
Einzelnachweise
- ↑ Biografie von Herbert Hupka, Radio Berlin-Brandenburg Online
- ↑ Herbert Hupka äußerte 1984: „Das deutsche Reich existiert fort. [...] Ostdeutschland umfaßt nicht nur Ostdeutschland jenseits von Oder und Neiße, also den heute unter polnischer und sowjetischer Herrschaft stehenden Teil des Deutschen Reiches, sondern auch das Sudetenland und die deutschen Siedlungsgebiete zwischen Ostsee und Schwarzem Meer.“ Redebeitrag der Jugendantifa über den Bund der Vertriebenen (BdV)
- ↑ * dpa: Langjähriger Vertriebenen-Politiker Hupka gestorben. In: Neue Osnabrücker Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung, Märkische Oderzeitung vom 29. August 2006 (dpa: „Von seinen Gegnern wurde der Vertriebenen-Funktionär lange Zeit auch als „Revanchist“ geschmäht, ...“)
- Trauer um Vertriebenen-Politiker Herbert Hupka. Von Nazis verfolgt, von Linken gehaßt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 201 vom 30. August 2006, S. 4
- Bettina Feldbach: Vorhang auf: Der Preis geht an den Revanchismus (Großes Verdienstkreuz für Herbert Hupka). In: Der Rechte Rand Nr. 44, 1997
- ↑ Der Aussöhner, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Mai 2006
Weblinks
- Literatur von und über Herbert Hupka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Herbert Hupka - Getrieben von der eigenen Biografie, Die Welt, 31. August 2006
- Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten in der Erinnerungskultur PDF. Kolloquium der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Instituts für Zeitgeschichte am 25. November 2004 in Berlin. Kongreßdokumentation hrsg. von der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Jörg-Dieter Gauger, Manfred Kittel, Sankt Augustin, Oktober 2005, ISBN 3-937731-61-X (510 kB)
Literatur
- Helmut Neubach; Hans-Ludwig Abmeier (Hrsg.): Für unser Schlesien. Festschrift für Herbert Hupka. Langen-Müller, München; Wien 1985, 347 S., ISBN 3-7844-2078-8
- Herbert Hupka: Unruhiges Gewissen. Ein deutscher Lebenslauf; Erinnerungen. Langen Müller, München 1994, 479 S., ISBN 3-7844-2509-7
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