Herbert Kappler

Herbert Kappler

Herbert Kappler (* 29. September 1907 in Stuttgart; † 9. Februar 1978 in Soltau) war in der Zeit des Nationalsozialismus Kommandeur der Sicherheitspolizei (SiPo) und des SD in Rom.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Kappler war Offizier der Allgemeinen SS (höchster Rang Obersturmbannführer, 1943) und bereits im Frühjahr 1939 als Verbindungsbeamter zur italienischen Polizei nach Rom versetzt worden. Im November 1939 war er vorübergehend in Berlin, um den Bürgerbräu-Attentäter Georg Elser zu verhören.[1]

Am 10. September 1943 übernahm Kappler das Kommando über die Sicherheitspolizei und den SD in Rom und begann mit der Beschlagnahme jüdischen Besitzes. Er plante die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung von Rom (ca. 8.000 bis 10.000 Menschen). In der Nacht vom 15. zum 16. Oktober 1943 ließ er 1.259 Juden festnehmen und 1.007 von ihnen nach Auschwitz deportieren. In einem Fernschreiben vom 18. Oktober an Karl Wolff, dem Leiter des SS-Hauptamts Persönlicher Stab Reichsführer SS, rühmte er sich für sein Vorgehen: »Judenaktion heute nach büromäßig bestmöglichst ausgearbeitetem Plan gestartet und abgeschlossen«.[2]

Herbert Kappler war auch für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen verantwortlich, bei dem im März 1944 335 Geiseln erschossen wurden. Einige der Opfer brachte er selbst durch Genickschuss um. Mittäter hierbei war sein Stellvertreter, der SS-Hauptsturmführer Erich Priebke.[3]

Nach Kriegsende wurde Kappler 1948 von einem italienischen Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil wurde 1952 vom Obersten Militärgericht Italiens bestätigt. Kappler behauptete: „Von Endlösung und Vernichtung habe ich erst nach 1945 erfahren.“[2] Seine Strafe musste er auf der Festung Gaeta verbüßen. Spätere Gnadengesuche des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers, des Bundesaußenministers, aber auch der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands[4] scheiterten zunächst an der Haltung der italienischen Regierung. Die schließlich 1976 von einem Militärgericht ausgesprochene Begnadigung wurde nach öffentlichen Protesten in Italien durch ein ordentliches Gericht kassiert[5]. 1977 wurde er wegen einer Krebserkrankung in das Ospedale Militare Celio in Rom verlegt. Von dort gelang ihm am 15. August 1977 mit Hilfe seiner Frau, die er 1972 geheiratet hatte, die Flucht nach Deutschland, wo er einige Monate später starb. An der Beisetzung in Soltau nahmen bis zu 800 Menschen teil.[6]

Ein anschauliches Beispiel für Kapplers römische Zeit bietet die Auseinandersetzung mit dem irischen Priester Monsignore Hugh O’Flaherty, dem es gelang für Juden, italienische Soldaten und andere Verfolgte eine geheime Hilfsorganisation aufzubauen, die mehrere Tausend Menschen vor dem Zugriff der Besatzungsmacht in Klöstern und anderen Quartieren versteckte. Kappler versuchte, ihn verhaften und ermorden zu lassen. Als die Alliierten im Juni 1944 Rom befreiten, wurde Herbert Kappler gefangen genommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. O’Flaherty besuchte Kappler jeden Monat im Gefängnis. 1959 konvertierte Kappler zum Katholizismus und wurde von O’Flaherty getauft.

Der Widerstandskampf von O’Flaherty gegen Kappler wurde 1983 unter dem Titel Im Wendekreis des Kreuzes mit Christopher Plummer als Standartenführer Herbert Kappler und Gregory Peck in der Rolle des Monsignore verfilmt.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, Eintrag zu Kappler, Herbert, S. 299.
  • Michael Hesemann: Der Papst der Hitler trotzte – Die Wahrheit über Pius XII. Sankt Ulrich Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN 3-86744-064-6

Weblinks

Referenzen

  1. Elser und die Kommissare
  2. a b Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 299.
  3. Gerhard Feldbauer: Von Mussolini bis Fini - Die extreme Rechte in Italien. Berlin 1996, S. 88.
  4. Deutsche Bischöfe bitten um Gnade für Kappler. In: Frankfurt Allgemeine Zeitung, 6. Dezember 1976
  5. Herbert Kappler verstarb in Soltau. In: Böhme-Zeitung, 10. Februar 1978
  6. Nach kirchlicher Trauerfeier Hitlergruß an Kapplers Grab. In: Frankfurter Rundschau, 14. Februar 1978

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