Herbert Lewin

Herbert Lewin

Herbert Lewin (* 1. April 1899 in Schwarzenau; † 21. November 1982 in Wiesbaden) war Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Lewin studierte Medizin, war als Soldat im Ersten Weltkrieg und arbeitete anschließend in der jüdischen Poliklinik Berlin. Lewin gründete 1933 den Bund der jüdischen Arbeiter.

Ab 1937 war er Chefarzt im Krankenhaus des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache an der Ottostraße in Köln. Er wurde im Jahre 1941 deportiert und arbeitete in mehreren Konzentrationslagern als Häftlingsarzt. Seine Frau starb im Konzentrationslager.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland blieb Lewin im Land und praktizierte wieder als Arzt. Von 1949 bis 1967 leitete er die Frauenklinik des Klinikum Offenbach.

Zwischen 1963 und 1969 stand er an der Spitze des Zentralrates der Juden in Deutschland. Er war außerdem Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission und des Bundesgesundheitsrats.

Im Mai 1986 wurde in Köln-Lindenthal zu seinen Ehren die Haedenkamp-Straße in Herbert-Lewin-Straße umbenannt. Auch der Platz vor dem Sitz von Bundesärztekammer, Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem gemeinsamen Bundesausschuss in Berlin wurde zu seinen Ehren Herbert-Lewin-Platz genannt.[1]

Im September 1949 wurde ein Widerruf der Wahl Lewins zum Direktor der Städtischen Frauenklinik in Offenbach durch den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Offenbach der erste antisemitische Skandal nach der Entlassung der Westzonen aus dem Besatzungsstatut. Die Frankfurter Rundschau formulierte aus diesem Anlass eine Forderung zum Schutz der überlebenden Juden an die Bundesregierung. Von Ärzten im Offenbacher Gemeinderat, von Ärzten und Krankenschwestern des Offenbacher Krankenhauses und dem CDU-Bürgermeister der Stadt abgelehnt, veranlasste erst ein weltweiter Protest und die Intervention von übergeordneten Behörden den Offenbacher Magistrat (Stadtrat), diesen Skandal zu bereinigen. Die Begründung für den Widerruf lautete, Lewin würde mit dem Rachegefühl eines KZ-lers seine Arbeit antreten, keine Frau könne sich ihm mit ruhigem Gewissen anvertrauen. Der französische Autor Romain Gary baut die Episode 1967 in seinem Roman La danse de Cengis Cohn unter Berufung auf einen US-amerikanischen Artikel von 1966 ein, um vor dem Wiederaufleben des Nationalsozialismus im Nachbarland zu warnen.[2]

Belege

  1. Herbert-Lewin-Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  2. Nicht in der deutschen Übersetzung, die der Piper-Verlag und sein Verlagsleiter Hans Rößner hier wie an anderen Stellen „bereinigt“", d. h. manipuliert haben. Die TB-Ausgabe bei dtv behauptet wahrheitswidrig, „ungekürzt“ zu sein.

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