Hexenprozesse in Würzburg

Hexenprozesse in Würzburg

Die Hexenprozesse in Würzburg kosteten zur Zeit der Hexenverfolgungen an die 200 Menschen das Leben.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Mit den Namen der Würzburger Fürstbischofe Julius Echter von Mespelbrunn und seinem Neffen Philipp Adolf von Ehrenberg sind die schlimmsten Hexenverfolgungen im Würzburger Territorium verbunden, die zwischen 1626 und 1630 ihren Höhepunkt erreichten. Im Stift brannten über 900 „Hexen“, allein in der Stadt Würzburg an die 200. Die Hexenverfolgung erfasste Menschen aller Stände: Adlige, Ratsherren und Bürgermeister wurden neben einfachen Leuten verbrannt. 20 Prozent der in Würzburg Verbrannten waren Priester und Ordensleute. Einsatz für angeklagte Hexen führte zum eigenen Prozess. Erst das Reichskammergericht, der Tod von Philipp Adolf am 16. Juli 1631 und die Eroberung durch den Schwedenkönig Gustav Adolf 1631 beendeten die Hexenprozesse.

Ähnliche massive Verfolgungen lassen sich in Süddeutschland nur in den Hexenprozess-Serien der Hochstifte Bamberg und Eichstätt sowie in Kurmainz und Ellwangen nachweisen. Dies soll aber nicht bedeuten, dass diese Ortschaften Hochburgen der Hexenverfolgung waren, sondern lediglich, dass im Gegensatz zu anderen die akribisch geführten Protokolle die Jahrhunderte bis in die Gegenwart überdauert haben.

In diesen Hexenverfolgungen sind Alte und Junge, Hoch- und Niedriggestellte, Einheimische und Fremde, Geistliche, Ratsherren, Jungfrauen und Kinder in rascher Folge verbrannt worden.

Es gibt ein Verzeichnis der Hinrichtungen bis zum neunundzwanzigsten Brand im Februar 1629. Darin werden 157 Personen aufgeführt. Der Biograph des Bischofs (bei Gropp) kannte die Fortsetzung des Verzeichnisses bis zum zweiundvierzigsten Brand mit insgesamt 219 Opfern.

Dies erfasst nur die in der Stadt Würzburg selbst Hingerichteten; die Gesamtzahl der Hinrichtungen im Stift unter Philipp Adolf belief sich laut einer mit bambergischer Zensur gedruckten Nachricht auf neunhundert.

Der Maibaum kennzeichnet ziemlich genau den Fundort des ersten von drei verkohlten Pfählen, die in den 1970er-Jahren wiederentdeckt wurden. Zusammen mit Holzkohlefunden eines möglichen vierten Scheiterhaufens ergeben sie eine Reihe, die die gesamte Länge der Marienkapelle einnahm. Dendrochronologische Untersuchungen der Holzreste verweisen auf die Zeit der Hexenverbrennungen

Der Richtplatz war in den meisten Fällen auf dem Marktplatz neben der Marienkapelle. Reste der Scheiterhaufen sind in den 1970er Jahren beim Aushub für die Tiefgarage wiederentdeckt worden. Ein weiterer Ort zur Verbrennung der Leichen war vor dem Südportal der Stadtmauer, dem heutigen Sportplatz Sanderrasen. Dort wurden jedoch nicht nur Hexen, sondern nahezu alle Toten – auch Tierkadaver – verbrannt, denen keine christliche Bestattung zuerkannt wurde, also auch Verbrecher, Pestopfer und Heiden. Aus dem Protokoll geht unmissverständlich hervor, dass der überwiegende Teil der Delinquenten zunächst auf dem Richtplatz enthauptet und erst im Anschluss auf dem Sanderrasen verbrannt wurde. Diese humaner wirkende Praxis der Hexenverbrennung ist jedoch lediglich auf damalige Brandschutzverordnungen zurückzuführen.

Die unten wiedergegebene Liste von Opfern der Hexenbrände in Würzburg reicht von 1627 bis Anfang 1629.[1]

Opfer

„Verzeichnis der Hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert gerichtet und hernacher verbrannt Worden.

Im ersten Brandt vier Personen.

  • Die Lieblerin.
  • Die alte Anckers Wittwe.
  • Die Gutbrodtin.
  • Die dicke Höckerin.

Im andern Brandt vier Personen.

  • Die alte Beutlerin.
  • Zwey fremde Weiber.
  • Die alte Schenckin.

Im dritten Brandt fünf Personen.

  • Der Tungersleber, ein Spielmann.
  • Die Kulerin.
  • Die Stierin, eine Procuratorin.
  • Die Bürsten-Binderin.
  • Die Goldschmidin.

Im vierdten Brandt fünf Personen.

  • Die Siegmund Glaserin, eine Burgemeisterin.
  • Die Birckmannin.
  • Die Schickelte Amfrau (Hebamme). NB. von der kommt das ganze Unwesen her.
  • Die alte Rumin
  • Ein fremder Mann.

Im neunundzwanzigsten Brandt sieben Personen.

  • Der Viertel Beck.
  • Der Klingen Wirth
  • Der Vogt zu Mergelsheim.
  • Die Beckin bei dem Ochsen-Thor.
  • Die dicke Edelfrau.
  • NB. Ein geistlicher Doctor, Meyer genant, zu Hach, und Ein Chor-Herr ist früh um 5 Uhr gerichtet und mit der Bar verbrannt worden. Ein guter vom Adel, Junker Fischbaum genannt. Ein Chor-Herr zum Hach ist auch mit dem Doctor eben um die Stunde heimlich gerichtet, und mit der Bar verbrannt worden.
  • Paulus Vaecker zum Breiten Huet.

Seithero sind noch zwey Brändte gethan worden.

Datum, den 16. Febr. 1629.

Bisher aber noch viel unterschiedliche Brandte gethan worden.“

Literatur

  • Kurt Baschwitz: Hexen und Hexenprozesse, Bertelsmann, München 1990, S. 252–260.
  • Eberhard David Hauber: Bibliotheca sive acta et scripta magica. 36. Stück, 1745, S. 807.
  • Max Bauer (Hrsg.), Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe: Geschichte der Hexenprozesse. Band 2. Müller & Kiepenheuer, Hanau 1968 (Nachdruck der Ausgabe von 1911) S. 17–20
  • Directmedia (Hrsg.): Hexen. Directmedia, Berlin 2004, ISBN 978-3-89853-493-2 (Digitale Bibliothek. Band 93), S. 904 (vgl. W. G. Soldan, H. Heppe: Geschichte der Hexenprozesse. Band 2. S. 20)
  • Anonym: Auß dem Bißthum Würzburg: Gründliche Erzehlung der Bischof zu Würzburg (Julius Echter) das Hexenbrennen im Frankenland angefangen, wie er dasselbe fort treiben, und das Ungeziffer gentzlich außrotten wil, und allbereit zu Geroltzhoffen starke Brände gethan, hinführe alle Dienstag thun wil. Tübingen 1616, abgedruckt in: Wolfgang Behringer: Hexen und Hexenprozesse in Deutschland. dtv, München 1993, S. 246–248.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die vollständige Liste findet sich auf Wikisource Verzeichnis der Hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert gerichtet und hernacher verbrannt Worden

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