Hildebrand von Soana

Hildebrand von Soana
Gregor VII., aus einem Manuskript des 11. Jh.

Gregor VII., eigentlich Hildebrand von Soana (* um 1020 in Sovana; † 25. Mai 1085 in Salerno) war Papst vom 22. April 1073 bis 1085. Wegen seiner Bedeutung für die Kirchenreform gilt er als einer der bedeutendsten Päpste überhaupt. Dennoch war und ist er nicht unumstritten. Petrus Damiani, obwohl ein Mitstreiter, nannte ihn durchaus anerkennend „Heiliger Satan“, „Zuchtrute Gottes“ und „Höllenbrand“, verglich ihn mit dem Tiger, Löwen und dem reißenden Wolf und hielt Widerstand gegen ihn für zwecklos.

Inhaltsverzeichnis

Klerikale Karriere

Um 1020 geboren, war Hildebrand, aus dem Geschlecht der Aldobrandeschi, vermutlich zunächst Mönch oder Kanoniker. Er wurde dann aber als Archidiakon der römischen Kirche zu einer Schlüsselfigur in der Kirchenpolitik. Ideen der klösterlichen Reformbewegung seiner Zeit und vor allem der Kampf gegen Simonie und Priesterehe bestimmten seine Bestrebungen.

Im Jahr 1046 begleitete er den von ihm verehrten Papst Gregor VI., der durch die Synode von Sutri abgesetzt worden war, in die Verbannung nach Köln. Zwei Jahre später (1048) wollte Kaiser Heinrich III. Leo IX. zum neuen Papst ernennen. Dieser bestand, wohl auf Anraten Hildebrands darauf, sich von Volk und Klerus zum Papst wählen zu lassen. Nach Leos Tod sollte Hildebrand 1054 bereits selbst zum Papst erhoben werden. Der Kaiser berief jedoch Gebhard, den Bischof von Eichstätt, zum Papst Viktor II.

Pontifikat

Papst Gregor VII.

1073 starb Papst Alexander II. Bei seiner Beisetzung rief das Volk von Rom: „Hildebrand soll Papst sein!“ Dieser ließ sich unter dem Namen Gregor VII. als Papst inthronisieren. Mit dieser Inspirationswahl war offenbar gegen das Papstwahldekret von 1059 verstoßen worden, in der bestimmt wurde, dass der Papst von einer Dreiviertelmehrheit der Kardinäle zu wählen sei, und außerdem das Mitspracherecht des römisch-deutschen Königs bestätigt wurde.

Weltliche Politik

Im ersten Jahr nach seiner Inthronisation schmiedete Gregor Pläne mit einem Heer in Byzanz zu intervenieren, das von Seldschuken überrannt zu werden drohte. Dies wird von einigen Historikern als der erste Kreuzzugsaufruf überhaupt interpretiert. Lokale Konflikte in Süditalien, eine Auseinandersetzung mit dem französischen König Philipp I. sowie eine ablehnende Haltung der orientalischen Kirche gegenüber einer Prädominanz des Heiligen Stuhls in Rom machten eine Verwirklichung dieser Pläne jedoch unmöglich.

Kirchenpolitik

Investiturstreit

Die Amtszeit dieses Papstes mündete in den sogenannten Investiturstreit, der für das Reich erst im Wormser Konkordat von 1122 beigelegt wurde. 1075 ließ Gregor VII. 27 Leitsätze, den „Dictatus Papae“, aufzeichnen, in denen er unter anderem die Vorrangstellung der geistlichen Gewalt gegenüber weltlichen Machthabern betonte. Der Text wurde aber nicht als Propagandamittel verbreitet. Auf der römischen Fastensynode im gleichen Jahr suspendierte Gregor VII. einzelne nicht erschienene deutsche Bischöfe und lud die fünf Räte Heinrichs IV., die bereits 1073 wegen der Maßnahmen des Königs bei der Besetzung des Erzbistums Mailand exkommuniziert worden waren, zur Verantwortung vor. Als Heinrich entgegen seinen Zusicherungen den Mailänder Erzstuhl erneut besetzte, sendete ihm Gregor ein ernstes Protest- und Mahnschreiben, das am Jahresanfang 1076 am Königshof mit Empörung aufgenommen wurde.

Als Antwort auf wiederholte Vorhaltungen und Eingriffe des Papstes in Bistumsvorgänge nördlich und südlich der Alpen verfasste Heinrich auf einem Konzil in Worms am 24. Januar 1076 ein Absageschreiben an Gregor, in dem er ihn mit den Worten „Steige herab, steige herab!“ zur Abdankung aufforderte. Er argumentierte darin, dass der Papst im Gegensatz zum König nicht von Gott durch seine Geburt in sein Amt berufen, sondern von Menschen gewählt werde. Zahlreiche deutsche und oberitalienische Bischöfe unterstützten die Forderung. Gregor VII. belegte daraufhin Heinrich IV. und seine Anhänger umgehend mit dem Bann, was die politische Ordnung im Reich massiv erschütterte.

Um sein Königtum zu retten, zog der Salier daraufhin dem Papst entgegen, der selbst über die Alpen ziehen wollte, um an Beratungen der deutschen Gegner Heinrichs teilzunehmen. In der Burg Canossa traf Heinrich auf Gregor, der ihn nach dreitägigem Bußgang am 28. Januar 1077 vom Bann löste. Allerdings währte der neu gewonnene Frieden nicht lange – im Frühjahr 1077 wählten die deutschen Fürsten Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. Heinrich IV. forderte vom Papst den sofortigen Bann Rudolfs, andernfalls drohte er mit der Ernennung eines Gegenpapstes. Im März 1080 erklärte Gregor den König erneut für abgesetzt, der daraufhin Erzbischof Wibert von Ravenna unter dem Namen Clemens III. als Gegenpapst aufstellte. Damit begann ein Schisma, das bis 1111 andauerte, als der letzte Gegenpapst der Wibertisten, Silvester IV., förmlich den Verzicht auf die Papstwürde leistete.

Heinrich belagerte Rom und konnte es 1084 einnehmen. Während er von Clemens in St. Peter zum Kaiser gekrönt wurde (31. März), verschanzte sich Gregor in der Engelsburg. Durch die Normannen befreit, verließ dieser schließlich Rom mit kleinem Gefolge und zog sich nach Salerno zurück.

Allgemein

Die Regierung Gregors erschöpfte sich nicht in der Austragung des Investiturstreites, der Italienpolitik und der Abwehr byzantinischer und arabischer Angriffe. Vielmehr hatte sie auch für die skandinavische Kirche große Bedeutung. Seine Politik verfolgte das Ziel, die nationalen Kirchen zu stärken und allmählich von dem Erzbistum Hamburg-Bremen unterstehenden Missionsstatus zu emanzipieren. In seinen Briefen an die dortigen Könige bat er um Entsendung von Bischöfen oder gelehrten Klerikern, die ihn über die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort unmittelbar unterrichten könnten. Dabei ging es ihm um die Stärkung der Kurie als Zentralgewalt. Sie sollte das jurisdiktionelle Zentrum der Weltkirche und internationale prägende Zentrum der Völker werden. Ihn schwebte als Fernziel eine selbständige Kirchenorganisation in allen drei nordischen Reichen vor, die vom Deutschen Reich und der Reichskirche unabhängig unmittelbar an den Papst gebunden sein sollte.

Sein Tod

Am 25. Mai 1085 starb Gregor VII. in Salerno, ohne seine Überzeugungen preisgegeben zu haben. Seine Grabinschrift lautet: „Ich liebte die Gerechtigkeit, ich hasste das Böse, so musste ich in der Verbannung sterben.“ Im Gegensatz zum bitteren Klang dieser Worte sind diese vielmehr als Ausdruck seiner Heilszuversicht zu verstehen, heißt es doch in Psalm 45,8: „Du liebst das Recht und hasst das Unrecht, / darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude / wie keinen deiner Gefährten.“

In der Folgezeit

1606 wurde Gregor VII. von Papst Paul V. heilig gesprochen. Sein Todestag ist ein (nicht gebotener) Gedenktag der katholischen Kirche.

Siehe auch

Gregorianische Reformen

Literatur

  • Uta-Renate Blumenthal: Gregor VII. Papst zwischen Canossa und Kirchenreform. Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-896-78198-7
  • Herbert E. Cowdrey: Pope Gregor VII. Clarendon, Oxford 1998
  • Herbert E. Cowdrey: The Register of Pope Gregory VII 1073-1085. Clarendon, Oxford 2002
  • Johann Englberger: Gregor VII. und die Investiturfrage. Böhlau, Köln 1996
  • Carl Erdmann: Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens. Darmstadt 1980
  • Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-74670-7
  • Helmut Kämpf: Canossa als Wende. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, Darmstadt 1976
  • Julius von Pflugk-Harttung (Hrsg.): Register und Briefe Gregors VII. Ohne Verlag und Ort, um 1889 (Digitalisat)
  • Wolfgang Seegrün: Das Papsttum und Skandinavien. Neumünster 1967.
  • Dag Tessore: Gregor VII. Città nuova, Rom 2003
  • Heinz Gerstinger: "Der heilige Dämon (Gregor VII.)" Faksimile-Verlag, Graz/Salzburg 2006

Weblinks



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