Hubert Berke

Hubert Berke

Hubert Berke (* 22. Januar 1908 im westfälischen Buer / heute Gelsenkirchen; † 24. November 1979 in Köln-Rodenkirchen) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Berke stammte aus einem katholisch geprägten Elternhaus. Er wurde im Kapuzinerkloster zu Bocholt und in einer Missionsschule in Bensheim im Odenwald erzogen. Er bekam hier eine gründliche humanistische Bildung und wurde auf ein künftiges Leben als Missionar in China vorbereitet. Der frühe Kontakt mit der ostasiatischen Kunst und Philosophie und das Kennenlernen fremder Kulturen sollte sein späteres Werk beeinflussen.

Nach dem Abitur entschloss sich Berke, nachdem er von 1930 bis 1932 an der Universität Münster und der Universität Königsberg für ein Studium der Philosophie, kath. Theologie, alte Sprachen und Kunstgeschichte eingeschrieben war, für ein Studium der Malerei. Die Vorlesungen des damals sehr bekannten christlichen Existenzphilosophen Peter Wust (1884–1940) hatten bei ihm große Eindrücke hinterlassen.

Über Königsberg, wo er bei Wilhelm Worringer (1881–1965), einem der geistigen Wegbereiter des Expressionismus, und dem Maler Fritz Burmann (1892–1945) die Studien in Kunstgeschichte und Malerei fortsetzte, gelangte er schließlich 1932 als einer der letzten Schüler von Paul Klee (1879–1940) an die Kunstakademie Düsseldorf. Als dieser 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde und in die Schweiz zurückkehren musste, verließ Berke ebenfalls die Akademie, setzte 1934 kurzzeitig seine Studien am Niederrhein bei dem Expressionisten Heinrich Nauen (1880–1941) fort, bevor er sich schließlich in Köln niederließ und hauptsächlich von Aufträgen als Werbe- und Buchillustrator lebte.

Daneben schuf ein eigenständiges künstlerischen Werk, u.a. viele Arbeiten auf Papier, bei denen er die bei Paul Klee gelernte Technik der Monotypie verfeinerte und wie sein Lehrer zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit zu changieren wusste.

Hubert Berke war seit 1937 mit der Textilkünstlerin Brunhilde Hoppe (1913–2006) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte, darunter Eva Ohlow (* 1940), die als Künstlerin in Köln tätig ist.

Seit 1955 schuf er seine bekannten Nagelbilder, Objekte, Maschinen, Glasfenster, Mosaike und Gobelins. Seit 1960 hatte er einen Lehrstuhl für „Freihandzeichnen und Aquarellieren“ an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen inne.

Werk

Die vier Wohlfahrtsbriefmarken von 1955 wurden ebenfalls von Berke entworfen

Neben der Prägung durch seinen Düsseldorfer Lehrer kann man besonders im zeichnerischen und illustrativen Werk immer wieder eine Verwandtschaft zu Alfred Kubin (1877–1959) entdecken, mit dem er 1940 auch persönlich auf dessen Gut in Zwickledt (Oberösterreich) zusammentraf.

„Damals zeichnete er hauptsächlich spielerische Phantasmagorien, Totentänze, auch harmloses Mutter-, Kind-, Blumen- und Puppenbilder, die er ausstellen konnte, im Stillen aber gewagte Aquarelle, Zeichnungen und Holzschnitte, die das figürliche weitgehend in eine oft ironische, oft doppelbödige und formauflösende Bewegtheit und Phantastik überführen.

Es entstanden erstaunliche Abstraktionen, Gleichnisse für die Irrationalität und den makabren, stumpfsinnigen Spuk der damaligen Zeit, ein eigener Surrealismus und eine eigene dynamische Abstraktion. Sie bezeugen Berkes geistige Unabhängigkeit und sein konsequentes Bestreben, die künstlerischen Möglichkeiten der Moderne durch diese grauenvolle Zeit hindurchzutragen. Einige Holzschnitte vom Ende der dreißiger Jahre vermitteln in ihrer Brüchigkeit und Aufgelöstheit – der Holzmaserung, der Spuren des Messers, der zerfallenden Gegenstandsformen – eine Unfestigkeit des Erkennbaren, die sich inhaltlich mit dem Thema des Vermoderns und der Durchdringung des Lebens mit dem Tod verbinden.“ (Erich Franz, Kunstwerk des Monats, Mai 2001, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster).

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er 1947 zusammen mit den Malern Hann Trier, Joseph Fassbender, Georg Meistermann, Eugen Batz und anderen Persönlichkeiten der rheinischen kulturellen Szene zu den Begründern der „Alfterer Donnerstagsgesellschaft“, einer der frühen künstlerischen Zusammenschlüsse im Nachkriegsdeutschland, schloss sich 1951 der Künstlergruppe „ZEN 49“ an.

Berke ist nach dem Kriege hauptsächlich als abstrakt malender Künstler des lyrischen Informel bekannt geworden, war jedoch als Schöpfer von Fenstern und Mosaike in kirchlichen und profanen Bauten (u.a. Stiftskirche Bonn, Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Köln), von Bühnenbildern für die Kölner Oper und Textilentwürfen (u.a. für das Haus von Bundeskanzler Ludwig Erhard) und – zeitlich vor und geistig unabhängig vom späteren "Nagelkünstler" Günther Uecker – von Nagelobjekten in Wirklichkeit ein Universalkünstler gewesen. Er wechselte spielerisch zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit und war stets auch illustrativ tätig (u.a. Illustrationen zu Ernest Hemingway, Schnee auf dem Kilimandscharo, Rowohlt-Verlag, Reinbek 1949).

Glasfenster

Preise und Auszeichnungen

Hubert Berke bekam eine Reihe wichtiger Preise (Cornelius-Preis 1948 Düsseldorf, Junger Westen Recklinghausen 1950, Großer Kunstpreis der Stadt Köln 1961, Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 1962).

Ausstellungen

Er hatte zahlreiche wichtige Ausstellungen im In- und Ausland (u.a. Paris 1948, Sao Paulo 1953, Pittsburgh 1958, Tokio 1959, Documenta II in Kassel 1959, New York 1959, 1960). Den 100. Geburtstag im Jahre 2008 würdigen fünf Museen in Nordrhein Westfalen (Kunst aus Nordrhein-Westfalen, Aachen-Kornelimünster; LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster; Rheinisches Landesmuseum Bonn; Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich; Städtisches Museum und Sparkasse Gelsenkirchen) mit unterschiedlichen Aspekten seines Schaffens und einem gemeinsamen Katalog.

Literatur

  • Asboth, Barbara: Relief und Objektkunst des Kölner Künstlers Hubert Berke (1908-1979), Diss. Wien, 1991
  • Assel, Marina von (Hrsg.): Durch Abstraktion zum Symbolhaften. Caspar Walter Rauh. Hubert Berke, Katalog, Stadt Kunstmuseum Bayreuth, 2004
  • Bartels, Ulrich: Von und mit Hubert Berke. Verzeichnis aller von Hubert Berke illustrierten Bücher und Schriften, der Schriften und Mappen mit Originalholzschnitten und einem Anhang über seine Glaskunstarbeiten und Mosaike. Privatdruck, Münster, 2. erweiterte Auflage 2008
  • Fehlemann Sabine, Schäfke Werner (Herausgeber): Hubert Berke - Masken im Sumpf. Katalog, Kölnisches Stadtmuseum / Von der Heydt - Museum Wuppertal, 1992;
  • Geiger, Ursula: Hubert Berke – Das Frühwerk 1933 – 1955, Verlag Galerie Reichard, Frankf./M,1990
  • Gerke, Friedrich: Hubert Berke. Dokumentation seines 30jährigen Schaffens 1932-1962. Kleine Schriften der Gesellschaft für Bildende Kunst in Mainz, Heft V, Mainz,1962
  • Groeg, O.J. (Hrsg.): Who is who in the arts, Ottobrunn 1. Aufl. 1975, 49.
  • „herausGEfordert. Bilder des Widerstandes“. Zum Gedenken an Hubert Berke und Karl Schwesig. Katalog, Städt. Museum Gelsenkirchen, 1998.
  • Kreidler Richard: Formensprache und Thematik im Gesamtwerk des Kölner Malers Hubert Berke (1908 – 1979), Diss. Phil. Bonn, 1988;
  • ders: Hubert Berke, Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen, 1988
  • ders: KÖLN – eine Bildbroschüre der Hansestadt Köln von 1937. In: Kölner Museums-Bulletin Heft 3, 38 – 53, 2003
  • ders: Der Maler Hubert Berke in Köln 1934 – 1945. In: Kölner Museums-Bulletin Heft 2, 4 – 18, 2004.
  • Hubert Berke 1908 - 1979. Ein Kooperationsprojekt von Landeseinrichtung Kunst aus NRW, Aachen-Kornelimünster; Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches LandesMuseum, Bonn; LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster; Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich, Städtisches Museum Gelsenkirchen. DuMont Kunstverlag Köln, 2008
  • Wirtschaftsverband Bildender Künstler NRW e.V. Bezirksverband Köln-Aachen (Hrsg.): Bildende Künstler im Land Nordrhein-Westfalen Bd. 2, Recklinghausen 1967, 28.

Weblinks

 Commons: Hubert Berke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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