Günther Uecker

Günther Uecker
Günther Uecker auf den Trümmern seines Ateliers an der Oberkassler Straße, Düsseldorf, um 1965. Foto: Lothar Wolleh

Günther Uecker (* 13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg) ist ein deutscher Maler und Objektkünstler von internationalem Rang. Bekannt wurde er vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern. Ein Teil seiner künstlerischen Objekte kann der kinetischen Kunst zugeordnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Uecker, der auf der Halbinsel Wustrow aufwuchs, studierte von 1949 bis 1953 Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee. 1955 verließ er die DDR und setzte bis 1958 sein Studium bei Otto Pankok und anderen an der Kunstakademie Düsseldorf fort. 1956/1957 entstanden erstmals die für ihn typischen Nagelbilder: dreidimensionale, weiß bemalte Reliefs aus Nägeln, die durch die Ausrichtung der Nägel und die Wechselwirkung von Licht und Schatten ihre eigene Dynamik erhalten. Ab 1962 versah Uecker Alltagsgegenstände wie Möbel mit Nagelreliefs.

1961 wurde Uecker Mitglied in der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe ZERO, woraufhin er sich auch der kinetischen Lichtkunst zuwandte. Gemeinsam mit Gerhard Richter inszenierte er die Demonstration „Museen können bewohnbare Orte sein“. Die Aufführung des Terrororchesters in der Kunsthalle Baden-Baden, einer lärmenden Installation aus 20 Maschinen, Staubsaugern, einer Wäschetrommel sowie Hammer und Sichel, erregte bundesweit Aufsehen.

Zusammen mit Thomas Lenk, Heinz Mack und Georg Karl Pfahler war Uecker 1970 deutscher Vertreter auf der Biennale von Venedig. Von 1971 bis 1974 erfolgten Arbeitsaufenthalte in Südamerika, Afrika und Asien sowie von 1984 bis 1985 Aufenthalte in Japan, Sibirien, China, Island und der Mongolei. Seit den 1980er Jahren nimmt er in seinen Werken zu politischen Fragen Stellung: so etwa reagierte er auf die Katastrophe von Tschernobyl mit dem Zyklus „Aschebilder“. Weitere politische Bezüge finden sich bei seinen Werken über den Irak, Umweltprobleme und anderem.

Von 1974 bis 1995 unterrichtet Uecker als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf. Zu seinen Meisterschülern zählten Halina Jaworski, Klaus Schmitt und Matthias Hintz. 1999 gestaltete er den Andachtsraum im neuen Reichstagsgebäude in Berlin. 2004 konzipierte er das Freilichtbühnenbild für eine Aufführung des Wilhelm Tell von Schiller am – angeblich – historischen Ort auf der Rütliwiese.

Im Dezember 2008 war Uecker Mitbegründer der Stiftung Zero foundation. Weitere Gründer waren die ZERO-Künstler Heinz Mack und Otto Piene sowie die Stiftung museum kunst palast Die Stiftung hat ihren Sitz im Düsseldorfer Medienhafen; sie hat sich zum Ziel gesetzt, die ZERO Bewegung zu erhalten, zu präsentieren, zu erforschen und zu fördern,

Uecker lebt und arbeitet heute in Düsseldorf und St. Gallen. Ein Atelier befindet sich zudem in der Berliner Gartenstadt Atlantic[1] des Architekten Rudolf Fränkel.

Uecker ist der Bruder der Künstlerin Rotraut und Schwager des verstorbenen Künstlers Yves Klein.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur

  • Günther Uecker. Schatten. Schein. In: Dokumente unserer Zeit. Band IV, Mit Texten von Dorothea van der Koelen, Siegfried Salzmann, Günther Uecker (deutsch, engl.) 84 S., 99 Abb., davon 23 farbig, Mainz 1987, ISBN 3-926663-04-9
  • Zwischentöne. Bert, Gappmayr, Girke, Hotzel, Morellet, Uecker, Ulrichs. In: Dokumente unserer Zeit. Band V, Mit Texten von G. Böhm, R. Girke, E.-M. Hanebutt-Benz, B. Holeczek, D. van der Koelen, R. Kowallek, H. Liesbrock, D. Mahlow, L. Romain, G. Uecker, T. Ulrichs (deutsch, engl.) 80 S., 65 Abb., davon 18 farbig, Mainz 1988, ISBN 3-926663-05-7
  • Günther Uecker. Römersteine 1987. In: Dokumente unserer Zeit. Band X, Mit Texten von Karl-Viktor Decker, Dorothea van der Koelen, Günther Uecker (deutsch, engl.) 72 S., 67 Abb., davon 50 farbig, Mainz 1989, ISBN 3-926663-10-3
  • Bettina Gräfin von Pfeil: Günther Uecker. Korrelationen, 160 S., ca. 250 farb. Abb., Mainz 2000, ISBN 3-931876-30-6
  • art – Das Kunstmagazin, 2000, Nr. 12
  • Christoph Brockhaus: Günther Uecker. GRAPHEIN, Schreiben. Malen. Zeichnen, 72 S., Mainz 2002, ISBN 3-931876-46-2
  • Hanns-Josef Ortheil: Günther Uecker. Wasser Venezia, Accqua luminosa; Aquarelle von Günther Uecker, Mainz 2005, ISBN 3-931876-45-4
  • Britta Julia Dombrowe: Redepflicht und Schweigefluss. Zur Gestalt, Bedeutung und Funktion von Günther Ueckers Bibliophilen Werken. Dissertation, Universität zu Köln, Mainz 2006, ISBN 978-3-931876-62-3
  • Günther Uecker: Ein Gespräch anläßlich seiner Ausstellung in der Galerie Eigen+Art, Leipzig, in: Art Position, Bd. 2 (1990), 10, S. 10-11.
  • Günther Uecker, Alexander Tolnay: Günther Uecker. Hatje Cantz Verlag, 2005, ISBN 3-7757-1584-3
  • Günther Uecker, Volkhard Knigge, Jürgen M. Pietsch: Ein Steinmal in Buchenwald, hrsg. vom Politischen Club Colonia (PCC) und der Gedenkstätte Buchenwald. Edition Akanthus, Spröda 1999, ISBN 3-00-006012-X
  • Günther Uecker. Zwanzig Kapitel. Mit Beiträgen von Wulf Herzogenrath, Dieter Honisch, Britta Schmitz, Alexander Tolnay, Stephan von Wiese und Kazuhiro Yamamoto. Neuer Berliner Kunstverein/Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2005, ISBN 3-7757-1584-3
  • Günther Uecker. Opus Liber. Verzeichnis der bibliophilen Bücher und Werke 1960–2005, 544 Seiten und 612 Farbabbildungen, Mainz 2007, ISBN 978-3-931876-66-1
  • Theo Rommerskirchen: Günther Uecker. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8
  • Eckhard Hollmann, Jürgen Krieger (Hg.): Günther Uecker: Geschriebene Bilder, JOVIS Verlag Berlin 2011, ISBN 978-3-86859-178-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Gartenstadt Atlantic“, berlin.de, 20. März 2006
  2. BPA-Pressemitteilung vom 12. Oktober 2001
  3. Schirn-Magazin: Die schleifende Zeit, www.schirn-magazin.de, abgerufen am 20. Oktober 2011

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