Hubertus Halbfas

Hubertus Halbfas
Hubertus Halbfas, 2007

Hubertus Halbfas (* 12. Juli 1932 in Drolshagen) ist ein katholischer Theologe und war von 1967 bis 1987 Professor für Katholische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen. Er hat der katholischen und evangelischen Religionspädagogik über Jahrzehnte Impulse gegeben und wurde als Theologe über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Halbfas, im Sauerland beheimatet, machte 1952 in Olpe Abitur, studierte Philosophie und katholische Theologie in Paderborn und München. 1957 wurde er zum Priester geweiht. Von 1957 bis 1960 war er Vikar in Brakel (Kreis Höxter), danach bis 1967 Dozent an der Katholischen Hochschule in Paderborn. 1964 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Theoderich Kampmann mit einem Thema über das Verhältnis von Jugend und Kirche. Mit seinem Buch „Der Religionsunterricht“ machte er auf die Diskrepanz zwischen dogmatischer Theologie und einer nicht ebenso vermittelten historisch-kritischen Bibelkenntnis aufmerksam. Mit seinem Buch „Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht“ leitete er 1968 die sog. hermeneutische Wende der Religionspädagogik mit ein. Eine intensive Debatte folgte.

Wegen eines erschienenen Unterrichtsprotokolls zu Mt 14,22 ff. „Über Wasser wandeln“, in dem Halbfas sein Verständnis biblischer Symbolsprache verdeutlichte, widersprach der Kölner Kardinal Frings seiner Berufung von Reutlingen nach Bonn. Die Deutsche Bischofskonferenz entzog Halbfas die kirchliche Lehrerlaubnis, um „Grenzen abzustecken, die in diesem Buch überschritten sind.“ In Folge dieser Auseinandersetzung stellte Halbfas einen Antrag auf Laisierung, der sofort vom Papst akzeptiert wurde.

In den 1980er Jahren initiierte Halbfas (neben Peter Biehl u. a. auf evangelischer Seite) noch einmal eine didaktische Neuorientierung, die unter dem Stichwort „Symboldidaktik“ den Religionsunterricht beider Konfessionen wesentlich beeinflusste. Sein Ziel war, die Sprache der Religionen in ihrem metaphorischen und symbolischen Charakter bewusst zu machen und zugleich die spezifische Wahrheit sprachlicher Formen wie Mythos, Märchen, Sage, Legende, Gleichnis unterrichtlich zu erschließen. Er realisierte sein Konzept in einem Unterrichtswerk, das sich als religiöse Sprachlehre versteht und auch Schulleben, Literatur und Kunst einbezieht. Traditionalistische Kreise werfen ihm Glaubensaufweichung vor. Seine Bibel (2001) ist eine Summe bisher geleisteter historisch-kritischer Forschung, verstanden als Information für Laien; sein Buch „Das Christentum“ führt in Längsschnitten durch Epochen, Entwicklungen und Richtungen der christlichen Geschichte.

Sein Sohn Bernward Halbfas ist Sänger der Rockband „Casino“.

Zitat

Der „Fundamentalkatechetik“ von Hubertus Halbfas kommt in der katholischen Religionspädagogik eine wichtige Bedeutung zu, weil mit ihr über das engere Verständnis des „hermeneutischen Religionsunterrichts“ hinaus eine hermeneutische Grundlegung der Religionsdidaktik erfolgte, die für den gesamten Bereich der Religionspädagogik wegweisend wurde. Was Halbfas bereits früh wahrnahm, wurde in der Folgezeit immer manifester: das Scheitern der kirchlichen Verkündigungssprache. Ein neuer Ansatz musste gesucht werden, sollte es weiterhin möglich sein, Religion als integralen Bestandteil über den kirchlichen Raum hinaus in schulischen und anderen Bildungsprozessen zu verankern und ihre Bedeutung heutigen Zeitgenossen zu erschließen.[1].

Kritik

Der zwischen Protestantismus und Katholizismus pendelnde Exeget Klaus Berger charakterisiert das Werk „Das Christentum“ so: Bei Halbfas ist dieser Glaube an die neue (und doch eben wieder völlig veraltete) Unfehlbarkeit der Exegese so weit gediehen, dass er gegen Ende seines Buches lapidar erklären kann: „Jesus hat sich weder als ‚Messias‘ noch als ‚Sohn Gottes‘ verstanden.“ Soweit ist es mit der Autorität, die vergötterte Exegese nebst Halbfas haben, gekommen, dass man derartige Sätze gar nicht mehr begründen muss. Mehrere Meinungsäußerungen setzen sich besonders mit Halbfas' „Religionsbüchern“ kritisch auseinander.[2]

Schriften

  • Das dritte Auge. Düsseldorf 1982.
  • Der Sprung in den Brunnen. Eine Gebetsschule. Düsseldorf 1987. ISBN 3-491-72108-3
  • Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht. Düsseldorf 1968.
  • Aufklärung und Widerstand. Beiträge zur Reform des Religionsunterrichts und der Kirche. Düsseldorf 1971. ISBN 3-491-00298-2
  • Die Bibel. Erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas. Düsseldorf 2001. ISBN 3-491-70334-4
  • Das Christentum. Erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas. Düsseldorf 2004. ISBN 3-491-70377-8
  • Zurück zum Ursprung, Jesus lehrte, menschlich zu leben-doch die Christen entwickelten eine Lehre über Jesus. So wird es nicht bleiben. Publik-Forum S. 42, Nr. 6, 2010
  • Der Glaube. Erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas. Düsseldorf 2010. ISBN 978-3-491-72563-8
  • Glaubensverlust. Warum sich das Christentum neu erfinden muss. Ostfildern 2011. ISBN 978-3-8436-0100-9

Literatur

  • J.-A. von Allmen: Symboltheorie und Symboldidaktik bei Hubertus Halbfas und Peter Biehl. Zürich 1992.
  • Henk Kuindersma: Godsdienstige communicatie met kinderen door symbooltaal. In gesprek met de Duitse symbooldidactici Halbfas, Baudler en Biehl. Kampen 1998.
  • Matthias Mittelbach: Religion verstehen. Der theologische und religionspädagogische Weg von Hubertus Halbfas (Dissertation Universität Basel). Zürich 2002.
  • Günter Stachel (Hg.): Existentiale Hermeneutik. Zur Diskussion des fundamentaltheologischen und religionspädagogischen Ansatzes von Hubertus Halbfas. Zürich 1969.

Weblinks

 Commons: Hubertus Halbfas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Mette in: Religionspädagogische Beiträge, 51/2003
  2. „Arbeitskreis Theologie und Kirche“ über das Bibelverständnis von H. Halbfas

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