- Institut für Hochschulkunde
-
Das Institut für Hochschulkunde (IfH) ist eine private wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Würzburg mit bedeutenden Sammlungen insbesondere zur Geschichte des Korporationsstudententums. Rechtsträgerin ist die „Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde (DGfH)“; die Aufbewahrung und Erschließung der Bestände für den Leihverkehr erfolgt durch die Universitätsbibliothek Würzburg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Instituts
Gegründet wurde das Institut im Jahre 1920 als „Hochschularchiv der Deutschen Studentenschaft (DSt.)“ mit Sitz in Göttingen. Die Idee dazu stammte von dem ehemaligen Freistudenten und Studentenhistoriker Paul Ssymank, der auch die Leitung des Archivs übernahm.
Um angesichts des fortwährenden Verfassungskonfliktes innerhalb der DSt. den Fortbestand der schnell anwachsenden Bestände zu sichern, wandelte Ssymank, der an der Göttinger Universität auch einen Lehrauftrag für Hochschul- und Studentengeschichte innehatte, das Archiv 1925 in das Institut für Hochschulkunde um, dem 1929 zusätzlich der „Wissenschaftliche Apparat für Studentengeschichte an der Universität Göttingen“ angegliedert wurde.
1928 entstand unter Mitwirkung des Rektors der Universität Frankfurt a. M., Professor Dr. Drevermann, des Magistrats der Stadt Frankfurt und privater Förderer die der Stadtbibliothek in Frankfurt angegliederte "Hochschulkundliche Sammlung in Frankfurt a. M." Sie umfasste insbesondere die bedeutende studentengeschichtliche Sammlung von Carl Manfred Frommel (ca. 12.000 Nummern, Grafik und Bibliothek), die bisher der Universitätsbibliothek in Marburg angegliederte Bibliothek des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) (4000 Bände), das Archiv des Kösener Senioren-Convents-Verbandes, das Archiv des Verbandes Alter Corpsstudenten, das Archiv des Allgemeinen Deutschen Waffenrings, das Archiv des Verbandes der Chemikerschaften an den deutschen Hochschulen und das Archiv der Frankfurter Studentenhilfe. Das Göttinger Hochschularchiv der Deutschen Studentenschaft wurde ebenfalls der Frankfurter Sammlung übergeben.[1] Auf Veranlassung von Reichsarchivdirektor Ernst Müsebeck (Wingolf), der von Anfang an in die Planungen eingebunden war, wurde die Verantwortung für Sammlung und Verwaltung 1931 durch die Abteilung Frankfurt des Reichsarchivs übernommen
Von Frankfurt wurde die Sammlung nach der Auflösung der Korporationsverbände (1935) auf die Festung Marienberg bei Würzburg überführt, als wissenschaftliches Institut betrieben und um weitere Bestände vermehrt. Die Stadt Würzburg unterstützte den Aufbau maßgeblich durch Übernahme von Bau- und Personalkosten sowie durch den Ankauf der bedeutenden Sammlungen Ssymank (Göttingen) und Schmidtgall (Tübingen). Ab 1939 stand das Institut unter der Kontrolle des NS-Regimes, das den Historiker und Burschenschafter Arnold Brügmann mit der Leitung beauftragte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Sammlungen des Instituts, soweit sie die Luftangriffe und Plünderungen überstanden hatten, auf Initiative mehrerer Altherrenverbände gesichert und per Leihvertrag mit der bayerischen Staatsregierung in der Universitätsbibliothek Würzburg untergebracht, um sie der interessierten Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Erschließung übernahmen Georg Meyer-Erlach, der dem Institut bis 1956 vorstand, und sein Nachfolger Albin Angerer. Seit 1982 befindet sich das Institut in eigenen Räumlichkeiten im Bereich der neuen Universitätsbibliothek am Hubland in Würzburg. Wissenschaftlicher Leiter des Instituts ist seit 2006 der Würzburger Hochschullehrer und Kunsthistoriker Stefan Kummer.
Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde ist Karsten Bahnson.
Bestände
Das Institut für Hochschulkunde vereinigt Bibliotheks-, Museums- und Archivgut aus vier Jahrhunderten. Zu seinen Sammlungen gehören:
- eine Bibliothek mit rund 35.000 Bänden zur Universitäts-, Wissenschafts- und Studentengeschichte,
- eine Sammlung von rund 3.500 Blatt Graphik zur Studenten- und Hochschulgeschichte,
- museales Kulturgut studentischer Herkunft, sogenannte Studentica (Glas, Keramik, Waffen, Stammbücher, Fotos u. a.) sowie
- die Archive
- des Kösener-Senioren-Convents-Verbandes (Kösener Archiv, einschließlich der Archive des geschäftsführenden Verbandes des Erlanger Verbände- und Ehrenabkommens und des Vororts des Allgemeinen Deutschen Waffenrings),
- des Weinheimer Senioren-Convents,
- des Coburger Convents einschließlich seiner Vorläuferverbände (Deutsche Landsmannschaft, Vertreter-Convent der Turnerschaften)
- des Akademischen Turnbundes und
- des Bundes Deutscher Ingenieur-Corporationen.
Ausstellungen
Das Institut beteiligt sich an Ausstellungen. Dazu sind folgende Ausstellungskataloge erschienen:
- Wider Zopf und Philisterey. Deutsche Studenten zwischen Reformzeit und Revolution 1800-1850. Ausstellungskatalog des Instituts für Hochschulkunde. Würzburg 1985
- Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten in Bonn. Ausstellungskatalog des Arbeitskreises Bonner Korporationen und des Instituts für Hochschulkunde. Würzburg 1989
Literatur
- Ulrich Becker: Das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg, in: GDS-Archiv 1 (1992), S. 8-16.
- C[arl] M[anfred] Frommel: Die Hochschulkundliche Sammlung an der Universität zu Frankfurt am Main, Deutsche Corps-Zeitung 48 (1931/32), S. 90-94
- Robert Paschke: Studentenhistorisches Lexikon, GDS-Archiv Beiheft 9, S. 143f und 247f.
Quellen
- ↑ C. M. Frommel, Die Hochschulkundliche Sammlung, S. 91
Weblinks
Commons: Institut für Hochschulkunde – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Bildung und Forschung in Würzburg
- Forschungsinstitut in Deutschland
- Bibliothek in Bayern
- Hochschularchiv (Deutschland)
- Archiv (Bayern)
- Studentengeschichte
Wikimedia Foundation.