Italienische Kriegsverbrechen in Jugoslawien

Italienische Kriegsverbrechen in Jugoslawien

Die italienischen Kriegsverbrechen in Jugoslawien waren Aktionen der italienischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs, die gegen internationales Kriegs- und Völkerrecht verstießen.

Nachdem deutsche und italienische Verbände im April 1941 Jugoslawien überfallen hatten, formierten sich dort umgehend Partisanen- und andere Widerstandsgruppierungen, gegen die deutsche wie italienische Streitkräfte mit äußerster Brutalität vorgingen. In den slowenischen und kroatischen Besatzungsgebieten der 2. italienischen Armee führte die italienische Militärführung auf Befehl und mit nachhaltiger Unterstützung des faschistischen Regimes eine rassisch begründete Kolonialisierungspolitik durch. Eingedenk der früheren venezianischen Herrschaft in Istrien und Dalmatien und angesichts der italienischen Bevölkerungsgruppe, die sich dort in den Städten konzentrierte und seit Jahrhunderten Wirtschaft und Handel dominierte, hatte das faschistische Regime bereits seit den 1920er Jahren versucht, in den 1919 gewonnenen Gebieten Julisch Venetiens die auf dem Land lebende slawische Bevölkerung zu italianisieren. Diese Politik wurde ab 1941 von der 2. italienischen Armee massiv ausgeweitet. Neben dem Kampf gegen Widerstandsgruppen und Partisanen konzentrierte sich die italienische Besatzungsmacht insbesondere auch auf den Kampf gegen Kommunisten und antiitalienische Nationalisten, die ihrerseits schon vor 1919 für eine Grenze am Tagliamento und für eine ethnische Säuberung Julisch Venetiens gekämpft hatten.

Nach der Besetzung Jugoslawiens setzte die 2. italienische Armee eine systematische Ausbeutung der slowenischen und kroatischen Bevölkerung in Gang. Insbesondere Arbeitslose und Studenten wurden der organisierten Zwangsarbeit zugeführt. Die Landbevölkerung setzte man einer Aushungerungspolitik aus, indem man ihr bis auf das Überlebensnotwendigste alles nahm. Partisanen, "Aufständische" und "Kriminelle" wurden in der Regel an Ort und Stelle erschossen, wobei es nicht selten zu zusätzlichen Repressalien gegen Zivilisten kam. Die Befehlshaber der 2. italienischen Armee, die Generale Vittorio Ambrosio und Mario Roatta gaben in diesem Zusammenhang detaillierte schriftliche Anweisungen. Dort wurde u.a. auch festgelegt, dass Dörfer, die Partisanen unterstützten oder sich am bewaffneten Widerstand gegen die Besatzungsmacht beteiligten, rücksichtslos niederzubrennen waren. Diese Dörfer und ihre Felder konnten beschlagnahmt und italienischen Siedlern zuerkannt werden. Sofern "Aufständische" und "Kriminelle" bzw. ihre "Begünstiger" nicht an Ort und Stelle umgebracht wurden, kamen sie im Rahmen massiver Deportationen in Konzentrationslager, die die 2. Armee in Dalmatien und Italien errichtete. Dort kamen wegen der systematischen Aushungerungspolitik tausende Menschen ums Leben.

Konzentrationslager der 2. italienischen Armee:

Insgesamt hatten diese Konzentrationslager wahrscheinlich etwa 25.000 Insassen. Nach dem italienischen Waffenstillstand vom 8. September 1943 wurden sie alle aufgelöst.

Sofern es nicht zu Deportationen kam, wurden Widerstandskämpfer und Verdächtige von militärischen Sondergerichten in Schauprozessen (i. d. R. zum Tode) verurteilt, um dem Vorgehen der 2. Armee wenigstens den Anschein der Legalität zu geben.

Nach dem Krieg versandeten alle Bemühungen, die italienischen Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. Die Alliierten behinderten de facto alle jugoslawischen Bemühungen in dieser Richtung und auch die italienische Justiz brachte es trotz mancher öffentlicher Forderung nicht fertig, diese Kriegsverbrechen aufzuarbeiten.

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