- Jakobinerklub
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Die Jakobiner waren im engeren Sinn die Mitglieder des wichtigsten politischen Klubs während der Französischen Revolution. Der Name leitet sich vom Ort ihrer Versammlungen her, dem Dominikanerkloster Saint-Jacques in Paris.
Im weiteren Sinn bezeichnet der Begriff diejenigen Anhänger der Revolution innerhalb und außerhalb Frankreichs, die zwar keine Mitglieder des Jakobinerclubs waren, die sich aber auch nach der Hinrichtung des Königs Ludwigs XVI. noch zu den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bekannten und eine republikanische Staatsform anstrebten.
Inhaltsverzeichnis
Der Jakobinerklub
Nach der Öffnung der Generalstände durch König Ludwig XVI. am 5. Mai 1789 schossen überall in Frankreich und insbesondere in Paris politische Klubs aus dem Boden. Als sich am 17. Juni die Nationalversammlung konstituierte und drei Tage später schwor, erst dann wieder auseinanderzugehen, wenn sie eine Verfassung geschaffen hätten (Ballhausschwur), bildeten sich ausgehend aus den Klubs politische Lager mit unterschiedlichen Auffassungen.
Ursprünglich wurde der Klub am 30. April 1789 als Bretonischer Klub gegründet. Dieser stellte seine Aktivitäten im August 1789 ein, da keine Einigung über das Vetorecht des Königs zustande kam. Nach einer Anregung Sieyès im Oktober gründete Claude-Christophe Gourdan im Dezember dieses Jahres unter dem Namen „Gesellschaft der Verfassungsfreunde“ den Klub neu. Als Versammlungsort hatte er die ehemalige Bücherei des Jakobinerklosters in Paris gefunden. In den folgenden Monaten entstanden in ganz Frankreich eine Vielzahl von Revolutionsklubs, in denen in den wirren Monaten bis 1791 die als Cordeliers bezeichneten radikalen Demokraten wie Louis-Antoine-Léon de Saint-Just, Jean-Paul Marat, und Georges Danton immer mehr die Überhand bekamen. Die meisten der gemäßigten „Feuillants“, die das Modell einer konstitutionellen Monarchie vertraten, waren bis zum Sommer 1791 aus dem Klub ausgeschieden.
Ziele und Entwicklungen
Durchdrungen von den Gedanken Jean-Jacques Rousseaus wollten sie die in der Französischen Revolution erreichte konstitutionelle Monarchie durch eine Republik ersetzen. Durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden beeinflussten sie zunehmend die Massen und fanden im ganzen Land Anhänger. Vor allem das einfache Volk, die Arbeiter und Kleinbürger, Sansculotten genannt, waren auf Seiten der Jakobiner. Die Jakobiner waren fester organisiert als andere politische Clubs und unterhielten ein Netz von Filialgesellschaften in den Provinzen, so dass sie auch dort durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden auf die öffentliche Meinung einwirken konnten. Die Französische Revolution war ein Lernprozess, deshalb änderten auch langjährige Klubmitglieder ihre ursprünglichen politischen Meinungen. So war Maximilien de Robespierre ursprünglich Monarchist und an sozialen Fragen nicht interessiert. Die Jakobiner machten Politik für das einfache Volk, Arbeiter und Kleinbürger, waren ursprünglich gegen den Krieg, forderten den Verkauf der Nationalgüter – das war der enteignete Besitz der Kirche und von Emigranten – in kleinen Parzellen, wollten ein geeintes, zentralistisches Frankreich und forderten eine geplante Wirtschaft mit Höchstpreisen.
Radikalisierung und Ende
Hauptartikel: Terrorherrschaft
1792 erzwangen sie gegen den Willen ihrer gemäßigten Gegenspieler, der Girondisten, einen Prozess gegen den König. Unter der Führung von Maximilien de Robespierre errichteten sie ab 1793 ein Schreckensregime, Terrorherrschaft, (franz. La Terreur, in diesem Fall großgeschrieben wie ein Eigenname), das hauptsächlich durch Massenhinrichtung politischer Gegner, energische und blutige Unterdrückung von konterrevolutionären Bewegungen in den Provinzen und durch eine Zwangswirtschaft mit Höchstpreisen gekennzeichnet war. 1793 ließen die Jakobiner eine von den Ideen Rousseaus beeinflusste Verfassung verabschieden, die die direkte Demokratie stärkte, ein verpflichtendes Staatsziel (das „allgemeine Glück“) annahm, und soziale Rechte (auf Arbeit und Bildung) enthielt. Diese Verfassung wurde aber nicht in Kraft gesetzt; bis zum Sieg über die Feinde müsse die Terreur fortgesetzt werden, sagte Robespierre. Während die Jakobiner damit ihr eigenes Ideal von Freiheit verrieten, gelang es ihnen, die inneren und äußeren Gegner der Revolution zu besiegen.
Allerdings verloren sie durch den Terror mehr und mehr Anhänger. Im Sommer 1794 wurden zu den Höchstpreisen auch Höchstlöhne eingeführt, weshalb sich auch das Interesse der Sansculotten an der jakobinischen Politik verringerte. Im Juli siegte die Revolutionsarmee bei Fleurus entscheidend. Zwangsmaßnahmen schienen jetzt nicht mehr so dringend nötig. Durch die Hinrichtung einstiger Gefährten verlor Robespierre jedoch seinen Rückhalt im Konvent. Am 27. Juli 1794 wurde Robespierre gestürzt und am 28. Juli 1794 hingerichtet. Das war das Ende des Terrors. Am 11. November 1794 wurde der Pariser Jakobinerklub geschlossen. In der Folgezeit musste das Direktorium aber noch immer mit jakobinischen Aufständen rechnen.
Von ihren Gegnern wurde der Name „Jakobiner“ zunehmend beleidigend und denunziatorisch genutzt: Wer so bezeichnet wurde, sollte öffentlich als Königsmörder gebrandmarkt werden. Die Jakobiner selbst bezeichneten sich als „Patrioten“.
Jakobiner außerhalb Frankreichs
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution bildete sich auch in einigen Nachbarländern Frankreichs Jakobiner-Clubs, die ähnliche politische Ziele verfolgten. Ihre Mitglieder beteiligten sich an revolutionären Aktivitäten. Beispiele dafür bieten die Vorgeschichte des italienischen Risorgimento oder die Mainzer Republik. In Mainz war bereits einen Tag nach der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 die Gesellschaft der Freunde der Freiheit als Jakobinerclub gegründet worden, dem u.a. der Naturforscher Georg Forster angehörte. Der Club betrieb die Gründung des ersten auf demokratischen Grundsätzen beruhende Staatswesens auf deutschem Boden, das jedoch nur bis zum Sommer 1793 bestand. Nach der Eroberung des revolutionären Mainz durch preußische und österreichische Truppen kam es zu den so genannten Clubistenverfolgungen, der viele deutsche Jakobiner zu Opfer fielen.
In Wien wurden 1794 die genannten „Wiener Jakobiner“ vor Gericht gestellt. Viele Anhänger der Aufklärung aus Beamtenschaft und Armee wurden im Zuge dieses Prozesses eingesperrt oder hingerichtet. Der Kopf des damals hingerichteten republikanischen Offiziers Franz Hebenstreit (1747-1795) wird heute im Wiener Kriminalmuseum zur Schau gestellt.
Vorsitzende der Jakobiner während der Französischen Revolution
- November 1790 Gabriel de Riqueti, Comte de Mirabeau
- Oktober 1792 Georges Danton
- April 1793 Jean-Paul Marat
- Mai 1794 Joseph Fouché
- Maximilien de Robespierre
Deutsche Jakobiner
- Felix Anton Blau - Mainzer Priester und Theologe
- Georg Forster - Mainzer Bibliothekar und Forscher
- Andreas Joseph Hofmann - Mainzer Universitätsprofessor
- Adolph Freiherr Knigge
- Friedrich Lehne - Mainzer Bibliothekar, Literat und Professor
- Adam Lux - Mainzer Akademiker, Philosoph
- Franz Konrad Macké - Mairé (Bürgermeister) von Mayence/Mainz
- Nikolaus Müller - Mainzer Maler und Literat
- Friedrich Georg Pape - Theologe und Publizist in Mainz
- Georg Wedekind - Mainzer Arzt
- Georg Friedrich Rebmann, Pseudonym: Anselmus Rabiosus der Jüngere - Publizist in Wiesbaden
Literatur
- Walter Grab: Jakobinismus und Demokratie in Geschichte und Literatur: 14 Abhandlungen, Frankfurt am Main 1998 in: Forschungen zum Junghegelianismus, Bd. 2, ISBN 3-631-33206-8
- Hellmut G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789-1805, 2 Bde., Rowohlt, Reinbek 1988
- Lucas Chocomeli: Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz: Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789 - 1803 in: Freiburger Studien zur frühen Neuzeit, Bd. 11; Bern 2006, ISBN 3-03910-850-6
Weblinks
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