Jan Garbarek

Jan Garbarek
Jan Garbarek live in Athen (2007)

Jan Garbarek (* 4. März 1947 in Mysen, Norwegen) ist ein norwegischer Jazz-Saxophonist mit väterlicherseits polnischer Abstammung. Er zählt zu den wichtigen zeitgenössischen Jazzmusikern in Europa und ist ein herausragender Vertreter der skandinavischen Jazz-Szene.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jan Garbarek ist der Sohn des ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen Czesław Garbarek und der norwegischen Bauerntochter Kari Nilsdotter, weshalb er bis zum Alter von sieben Jahren staatenlos war. Er wuchs in Oslo auf. Als Musiker war Garbarek Autodidakt. Saxophon lernte er unter dem Einfluss von John Coltrane, den er 1961 im Radio hörte. 1962 gewann er einen Amateurwettbewerb. Bald darauf hatte er eine eigene Band mit Terje Rypdal, Arild Andersen und Jon Christensen.

Als prägende Einflüsse erwähnt Garbarek[1] auch die Begegnung mit George Russell, der beim Molde Jazzfestival Mitte der 1960er Jahre spontan auf der Bühne bei Garbareks Auftritt einsprang, und den Einfluss des Ende der 1960er Jahre in Schweden lebenden Don Cherry. Auf Bitten des frühen Weltmusikers Cherry suchte er auch Kontakt zur skandinavischen Folklore. Mit Russell spielte er auf dessen Bigband-Alben The Essence of George Russell (1966), Othello Ballet Suite (1967) und Electronic Sonata for Souls Loved by Nature (1968), und Russell nannte ihn die originärste europäische Stimme seit Django Reinhardt. 1968 war er der norwegische Vertreter auf dem Festival der European Broadcasting Union (er spielte dort u.a. Naima von Coltrane).

Jan Garbarek live (2007)

Den künstlerischen Durchbruch erzielte er mit dem Album Witchi-Tai-To (ECM, 1974), dessen Titelstück von Jim Pepper stammt und über Don Cherry in sein Repertoire kam, sowie Carla Bleys A.I.R. und Don Cherrys Desireless. Seit der Mitte der 1970er Jahre trat Garbarek zusammen mit dem Pianisten Keith Jarrett, dem Bassisten Palle Danielsson und dem Schlagzeuger Jon Christensen als Jarretts European Quartet auf und spielte mit weiteren Musikern des ECM-Labels wie Terje Rypdal, Bill Connors oder Ralph Towner (Solstice, 1974).

Später trat Garbarek zunehmend als Musiker in Projekten mit weltmusikalischem Hintergrund in Erscheinung, aber auch als Jan Garbarek Group mit Rainer Brüninghaus und Eberhard Weber, sowie Manu Katché / Trilok Gurtu / Naná Vasconcelos / Marilyn Mazur.

1986 spielt Jan Garbarek das tragende musikalische Thema in der Filmmusik von Eleni Karaindrou zu dem Film Der Bienenzüchter (O Melissokomos) von Theo Angelopoulos.

Garbarek komponierte und spielte die Musik zu den Eröffnungs- und Abschlussfeierlichkeiten der Olympischen Winterspiele von Lillehammer, Norwegen, die im Februar 1994 stattfanden. Die musikalischen Themen wurden teilweise aus der CD „I Took Up The Runes“ (1990) aufgegriffen, insbesondere das Molde Canticle, auch interpretiert von Sissel.

1994 veröffentlichte Garbarek das viel beachtete Bestseller-Album Officium. Auf der Aufnahme begleitete er mit seinem Saxophon als „fünfte Stimme“ das Hilliard Ensemble bei Werken von der Gregorianik bis zur Renaissance.

Als wichtiger Einfluss für das Spiel Garbareks gilt, neben den klassischen amerikanischen Jazzgrößen, vor allem auch die traditionelle norwegische Folklore, die Garbareks Spiel einen völlig eigenen, unverwechselbaren Sound verleiht. Seine Musik sieht Garbarek selbst nur noch entfernt dem Jazz verwandt[2]. Fast alle Alben Garbareks erscheinen bei dem Label ECM. Er ist seit 1970 bei ECM und heute einer der Stars des Labels. Sein Einfluss wirkte auf die ganze skandinavische Jazz-Musikszene prägend.

Seit 1968 ist Garbarek verheiratet und hat seit 1970 eine Tochter Anja, die ebenfalls Musikerin ist.

Jan Garbarek spielt vorwiegend Tenorsaxophon, aber auch Sopran- und Bass-Saxophon.

Diskografie (Auswahl)

Weblinks

 Commons: Jan Garbarek – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Verweise

  1. Broecking zu Garbarek in der TAZ 2001
  2. Artikel von Christian Broecking über Garbarek 2001 in der TAZ

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