Jochen Missfeldt

Jochen Missfeldt

Jochen Missfeldt (* 26. Januar 1941 in Satrup, Schleswig) ist ein deutscher Schriftsteller. Er lebt und arbeitet in Stadum, Kreis Nordfriesland und Oeversee, Kreis Schleswig-Flensburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur ging Jochen Missfeldt 1961 in Fürstenfeldbruck zur Bundeswehr, um Berufssoldat und Pilot zu werden; bis 1982 diente er bei der Luftwaffe, die längste Zeit als Pilot; zunächst auf der RF-104 „Starfighter“, später auf der RF 4E „Phantom“; zuletzt war er Oberstleutnant und Staffelkapitän im Aufklärungsgeschwader 52 in Leck.[1]. Darauf folgend studierte Missfeldt Musikwissenschaft, Philosophie und Volkskunde an den Universitäten in München und Kiel. Seit 1985 ist er freier Autor. 1999 war er Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Im Jahr 2001 legte er den aus den Erlebniswelten seines früheren Berufs schöpfenden Roman Gespiegelter Himmel vor.

In der Süddeutschen Zeitung vom 4. Dezember 2004 veröffentlichte er einen Erlebnisbericht zu von ihm selbst und weiteren Kameraden erlittenen Misshandlungen während des Überlebensübungsmanövers „Survival ’67“ in Schleswig-Holstein. Unter dem Titel „Mann, Sie haben doch mehr ausgehalten als andere“ schildert er Fesselungen an Armen und Beinen, winterliches, zwangsweises Kaltwassereintauchen, Schwachstromstöße und weitere Misshandlungen. Als ihm eine Signalpistole seitlich ans Ohr gehalten und abgefeuert wurde, fürchtete er um seine künftige Fliegertauglichkeit, die durch einen Gehörschaden vorzeitig beendet worden wäre, und verlangte den Fliegerarzt. Dieser kam auch, aber sagte nur, dass alles in Ordnung gehe. Auch der Geschwader-Kommodore, dem er beim Debriefing am nächsten Tag die Sache darstellte, sah diese Vorkommnisse nicht als Regelverstoß gegen Dienstregularien. Damals befassten sich die Medien nicht mit dem Fall.

Der im Jahr 2005 erschienene Roman Steilküste verfolgt das Schicksal zweier Marinesoldaten, die kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von ihrem Kriegsschiff flüchten. Beide werden aufgegriffen und noch nach Kriegsende am 10. Mai 1945 nach der Verurteilung zum Tode an Deck des Schiffes Buéa in der Geltinger Bucht (Flensburger Förde) hingerichtet. Missfeldt nimmt hier einen wahren Stoff zur Grundlage seines Romans. Die drei Soldaten, die damals in der Tat hingerichtet wurden, werden namentlich am Anfang des Bandes erwähnt. Das Buch stellt die Frage, wann Krieg endet und wie sich Schuld auch nach dem Ende des Dritten Reiches fortsetzt.

Auszeichnungen

Werke

  • Gesammelte Ängste. Gedichte. Hohwacht-Verlag, Bonn 1975, ISBN 3-87353-022-8
  • Mein Vater war Schneevogt. Gedichte. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1979
  • Zwischen oben, zwischen unten. Erzählung in elf Heften. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1982, ISBN 3-7846-0517-6
  • Capo Frasca und andere Fliegergeschichten. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1984
  • Solsbüll. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1989, ISBN 3-7846-0140-5 (Roman)
  • Der Rapskönig. Parabelverlag, Wiesbaden und Zürich 1990 (Kinderbuch)
  • Supermarkt. Randlage, Plön 1990 (Erzählung)
  • Zwölf neue Gedichte. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1996, ISBN 3-7846-0164-2
  • Deckname Orpheus. Erzählungen. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 1997, ISBN 3-7846-0166-9
  • Seid gut zum Unkraut. Verl. Fränkischer Tag, Bamberg 2000, ISBN 3-928648-76-4
  • Gespiegelter Himmel[2]. Titanvogeltage. Fest, Berlin 2001, ISBN 3-8286-0147-2
  • Der Rapskönig mit Bildern von Hans-Ruprecht Leiß. pictus verlag, Halebüll-Schobüll 2005, ISBN 3-927212-52-0
  • Steilküste[3]. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-498-04493-1 (Roman)
  • Zwischen oben und Capo Frasca. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 2004 (Erzählungen)
  • Der Traum vom richtigen Leben. Erzählung mit Originalradierungen von Wolfgang Werkmeister, Bibliophile Ausgabe im Schuber, Eichthal 2006
  • Mein Meeresgrund. Gedichte. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen 2010
  • Strömungen. Prosa. Ein Fliegertagebuch. Bibliophile Ausgabe. Verlag "The Project", Groß Quern 2011

Fernsehfilm

  • Überflug. NDR, 1977

Im Film Überflug wurde ein typischer Flug mit einer RF-4E Phantom von Nord- nach Süddeutschland dokumentiert. Die Strecke wurde in rund 50 Minuten zurückgelegt. Das Besondere am Dokumentationsstil waren die vielen Geschichten am Boden. Alle Erzählstränge hatten gemeinsam, dass irgendwann die Phantomjäger aus dieser Formation (meist) im Tiefflug darüberflogen und in Sekunden wieder aus deren Leben verschwanden. Es wurde immer wieder zwischen der Sichtweise des Piloten und der Menschen am Boden umgeschaltet.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Vgl. Aufklärungsgeschwader 52 Chronik, 1. Aufl. 1993, S. 58.
  2. http://www.perlentaucher.de/buch/8745.html
  3. http://www.perlentaucher.de/buch/20582.html

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