Johann Georg von Sachsen (1869–1938)

Johann Georg von Sachsen (1869–1938)
Johann Georg von Sachsen in seinem Arbeitszimmer; Fotografie von James Aurig
Gedenkkreuz für Johann Georg Prinz von Sachsen auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden.

Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen (* 10. Juli 1869 in Dresden; † 24. November 1938 auf Schloss Altshausen/Württemberg) war der Bruder des letzten Königs Friedrich August von Sachsen. Er war ein ausgewiesener Kunstexperte und leidenschaftlicher Sammler. Er starb während seines Verwandtenbesuches auf Schloss Altshausen und wurde in der Neuen Gruft der Katholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.[1] Auf dem Alten Katholischen Friedhof an der Friedrichstraße in Dresden erinnert ein Gedenkkreuz an ihn.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Prinz Johann Georg war das sechste von acht Kindern - der zweite Sohn - des Königs Georg von Sachsen und der Infantin Maria Anna von Portugal. Der Prinz wuchs in Dresden auf und erhielt eine streng katholische Erziehung.

Schule, Ausbildung, Studium, Beruf, akademische Ehren

Nachdem der Prinz zunächst von Privatlehrern unterrichtet worden war, folgte ab 1881 eine militärische Ausbildung. 1888 legte er das Abitur ab. 1889/90 studierte er gemeinsam mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Maximilian Staats- und Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau. Nach dem Wechsel an die Universität Leipzig hörte Johann Georg vor allem Vorlesungen zur Geschichte und Kunstgeschichte. Anschließend absolvierte er eine militärische Laufbahn, die er 1907 als General der Infanterie beendete. 1909 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig. Ab 1893 war er als Vertreter des sächsischen Königshauses Abgeordneter der I. Kammer des Sächsischen Landtags.

Ehen

Im April 1894 heiratete Prinz Johann Georg in Stuttgart die 22jährige Prinzessin Maria Isabella von Württemberg (1871–1904), Tochter von Herzog Philipp von Württemberg und Erzherzogin Marie Therese von Österreich. 1904 verstarb Maria Isabella in Dresden.

Im Jahre 1906 heiratete er in Cannes seine zweite Frau, Prinzessin Maria Immacolata Cristina Pia Isabella von Bourbon-Sizilien (1874–1947), Tochter von Alfons Maria, Graf von Caserta und Prinzessin Maria Antonia von Neapel-Sizilien. Beide Ehen blieben kinderlos.

Wohnsitze

Seit 1902 wohnte Prinz Johann Georg auf dem etwa 30 km von Dresden entfernt hoch über der Müglitz gelegenen Schloss Weesenstein. 1918, nach Ende des Ersten Weltkrieges und der Absetzung seines Bruders Friedrich August als sächsischer König, verkaufte Johann Georg Schloss Weesenstein und verlegte seinen Wohnsitz bis zu seinem Lebensende nach Freiburg im Breisgau.

Reisen

Der Prinz unternahm eine Vielzahl von Reisen, auf denen er sich vor allem der Erschließung des kulturellen Erbes der bereisten Länder widmete und seine diversen Sammlungen ergänzte. So reiste er mehrfach nach Russland, bereiste die Mittelmeerländer, Kleinasien und den Orient. Sein besonderes Interesse galt den christlichen Kirchen der von ihm besuchten Länder.

Kunstsammlungen

Zu seinen Sammlungen gehörten Aegyptiaca, darunter Uschebtifiguren, Mumienkartonagen und Mumienportraits, aber auch Terrakotten, schwarz- und rotfigurig bemalte Vasen aus Griechenland und Grabreliefs aus Palmyra sowie koptische Textilien, kostbare Gläser und Kunstwerke der Antike. Aus spätantiker, byzantinischer und frühislamischer Zeit stammen koptische Plastiken, Weihrauchgefäße, Menasampullen, Brotstempel, Lampen, Kreuze, silbernes und bronzenes Kultgerät orthodoxer Kirchen und Ikonen. Von seinen Reisen legte er sich ein umfangreichen Fotoarchiv an.

Das Land Rheinland-Pfalz erwarb die Sammlung 1949/1950 und überließ diese dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1981 befindet sich die Sammlung als Dauerleihgabe im Landesmuseum Mainz.

Mitgliedschaften

Bis 1918 war Prinz Johann Georg aktives Mitglied in verschiedenen Vereinen. Unter anderem war er Mitglied der Görres-Gesellschaft, Protektor der 1914 wiederbegründeten Deutschen Dante-Gesellschaft [2] und bis 1918 im Sächsischen Altertumsverein aktiv.

Schriftstellerische Arbeit

Er schrieb eine Anzahl von Abhandlungen und verfasste eine Biographie über seinen Onkel, König Albert von Sachsen.

Auszeichnungen

Vorfahren

Ahnentafel Johann Georg von Sachsen
Ururgroßeltern

Kurfürst
Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763)
∞ 1747
Maria Antonia von Bayern (1724–1780)

Herzog
Ferdinand von Bourbon (1751–1802)
∞ 1769
Maria Amalia von Österreich (1746–1804)

Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld (1724–1767)
∞ 1746
Maria Franziska von Pfalz-Sulzbach (1724–1794)

Karl Ludwig von Baden (1755–1801)
∞ 1774
Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832)

Herzog
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806)
∞ 1777
Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757–1831)

Ferenc József Kohàry (1760−1826)

Antonia von Waldstein zu Wartenberg (1771–1854)

König
Johann VI. (1767–1826)
∞ 1785
Charlotte Joachime von Spanien (1775–1830)

Kaiser
Franz II. (1768–1835)
∞ 1790
Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772–1807)

Urgroßeltern

Maximilian von Sachsen (1759–1838)
∞ 1792
Caroline von Bourbon-Parma (1770–1804)

König Maximilian I. Joseph (1756–1825)
∞ 1797
Karoline von Baden (1776–1841)

Ferdinand von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1785–1851)
∞ 1815
Maria von Koháry (1797–1862)

König Peter IV. von Portugal (1798–1834)
∞ 1817
Maria Leopoldine von Österreich (1797–1826)

Großeltern

König Johann von Sachsen(1801–1873)
∞ 1822
Amalie Auguste von Bayern (1801–1877)

König Ferdinand II. von Portugal (1816–1885)
∞ 1836
Maria II. von Portugal (1819–1853)

Eltern

König Georg von Sachsen (1832–1904)
∞ 1859
Maria Anna von Portugal (1843–1884)

Johann Georg von Sachsen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Gudrun Schlechte: Die Gruft des Sächsischen Königshauses Wettin in der Kathedrale Sankt Trinitatis – Hofkirche zu Dresden. Janos Stekovics, Dößel 2004, S. 41 f.
  2. Chronik der DDG
  3. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1907, Seite 30

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