Johannes Brötli

Johannes Brötli

Johannes Brötli (* um 1494 in Sevelen; † 1528, auch Panicellus genannt) war eine führende Figur der Schweizer Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einem Studium in Basel war Johannes Brötli vorerst Pfarrverweser in Vilters und ab 1521 in Quarten am Walensee. Seit 1523 lebte er mit seiner Familie in Zollikon im Kanton Zürich. Hier schloss er sich dem reformatorischen Bewegung um Zwingli und später dem Kreis um Felix Manz und Konrad Grebel an, aus dem im Januar 1525 die erste Täufergemeinde entstand. Brötli war einer der Mitunterzeichner (als Johannes Panicellus) des Briefes, der im September 1524 aus dem Zürcher Täuferkreis an Thomas Münzer geschrieben wurde.

Nach der Zürcher Täuferdisputation vom 17. Januar 1525 musste Brötli zusammen mit Wilhelm Reublin und aller auswärtigen Täufer die Stadt Zürich innerhalb von acht Tagen verlassen. Diese acht Tage benutze er, um zusammen mit Georg Blaurock und Felix Manz in seiner Pfarrgemeinde eine Täufergemeinde entstehen zu lassen. Dort vollzog Brötli am 22. Januar 1525 die erste dokumentierte Gläubigentaufe an Fridli Schumacher.[1]

Hallau: Kirche St. Moritz (erbaut 1491)

Bevor die Ausweisungsfrist abgelaufen war, begab er sich zusammen mit Reublin nach Hallau und darauf nach Schaffhausen, wo er sich mit Konrad Grebel und Sebastian Hofmeister traf. In Hallau herrschte im Zusammenhang mit den Bauernaufständen im nahegelegenen Schwarzwald eine stark antiklerikale Atmosphäre. Die Bauern forderten nach mehreren Missernten unter anderem ein Ende der Abgaben des Zehnten. Es kam so zu einer Verknüpfung der wirtschaftlichen Interessen der Bauern und des Programmes der reformatorischen Täufer um Johannes Brötli, denn sowohl die Bauern als auch die Täufer forderten die örtliche Pfarrerwahl und die damit verbundene Aufhebung der Abgaben. Nachdem Brötli den katholischen Pfarrer des Ortes vertrieben hatte und das Kirchengebäude übernahm, kam es in Hallau zu einer Massenbewegung, die in die erste täuferische Volkskirche einmündete. Von Hallau ausgehend wurden bald neue Täufergemeinden gegründet. Die Vorgänge in Hallau waren auch eng verbunden mit dem Aufstand der Winzer in Schaffhausen, die den Sturz des Stadtrates forderten.

Als die Stadt Hallau später den Österreichern übergeben wurde, flohen viele Einwohner. Johannes Brötli selbst wurde gemäss dem mennonitischen Märtyrerspiegel (als Hans Pretle) im Jahr 1528 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nähere Umstände seines Todes sind jedoch nicht bekannt.

Nach den Ereignissen in Hallau und anderen Orten, an denen der Versuch eine täuferische Volkskirche zu etablieren, gescheitert waren, entwickelte sich die Täuferbewegung bewusst als Freikirche außerhalb staatlicher Strukturen, wie dies besonders in den Schleitheimer Artikel von 1527 deutlich wurde.

Literatur

  • James M. Stayer: Reublin and Brötli: The Revolutionary Beginnings of Swiss Anabaptism. In: Marc Lienhard (Hg.): The Origins and Characteristics of Anabaptism. The Hague 1977. S. 83-102.
  • J. A. Moore: Johannes Brötli. In: The Baptist Quarterly, 15, 1953, S. 29-34.
  • Andrea Strübind: Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz. Berlin 2003. S. 363 - 384.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Brötli(Panicellus), Johannes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 755–755.
  • Eberhard Teufel: Brötli(Panicellus), Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 630.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Blanke: Brüder in Christo. Die Geschichte der ältesten Täufergemeinde. Zürich 1955

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