- Johanniskirche (Scheibenberg)
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Die Johanniskirche in Scheibenberg ist eine in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandene Saalkirche im sächsischen Erzgebirge.
Inhaltsverzeichnis
Architektur
Die große, erhöht gelegene Kirche wurde von 1559 bis 1571 erbaut, 1754 bis 1756 umfassend erneuert und im 20. Jahrhundert mehrfach restauriert. Der 1697 von Johann Georg Pauli und Johann Christian Oelsner begonnene Turm wurde 1774 geweiht.
Der Putzbau verfügt über einen 5/8 Altarraum, farbig abgesetzte Eckgliederung, Sakristei mit Tonnengewölbe, Strebepfeiler an der Südseite und einen zweigeschossigen Logenanbau an der Nordseite. Das profilierte Rundbogenportal ist mit 1559 bezeichnet. Der Turm an der Westseite hat einen quadratischen Grundriss, ist im Obergeschoss oktogonal und wird von einer geschweiften Kupferhaube und -laterne abgeschlossen.
Der Innenraum mit großer Flachdecke ist von den barocken, umlaufenden zweigeschossigen Emporen und den Logen und Betstübchen, die zwischen 1698 und 1754 eingebauten wurden, geprägt. Unter der Nordempore befindet sich die Loge des Bergamtes mit zwei geschnitzten Bergmännern, die ein Doppelwappen halten. In vergoldeten Girlanden werden verschiedene Werkzeuge dargestellt.
Der spätgotische Schnitzaltar aus Schneeberg ist um 1485 entstanden. Im Mittelschrein wird figurenreich die Beweinung Christi dargestellt, auf den Flügeln die Kreuztragung und der Grablegung. Im Schleierwerk sind kleine Figuren der Evangelisten zu entdecken. Schrein und Flügel sind mit landschaftlichen Hintergrundmalereien ausgeschmückt. Auf den Rückseiten der inneren Flügel befinden sich Darstellungen des Märtyrertods Johannes' des Täufers, auf den Standflügeln sind Tafelgemälde des Apostels und Evangelisten Johannes und Judas Thaddäus zu sehen. Im Gesprenge finden sich unter Baldachinen Darstellungen Johannes' des Täufers, Petrus' und Paulus', im Auszug eine kleine Figur der Maria oder wiederum der Jünger Johannes.
Die hölzerne Kanzel fertigte 1709 der Scheibenberger Tischlermeister Johann Kaufmann. Am Korb befindet sich eine gemalte Darstellung von Christus und den Evangelisten. Die Säule ist mit einem vegetabilem Ornament von 1927/28 verziert. Die restaurierte Taufe aus Porphyrtuff entstand 1570 und verfügt über einen großen mit 1767 bezeichneten Aufsatz aus Zinn, ein Werk des einheimischen Meisters Carl Gottlieb Müller. Das hölzerne lebensgroße Kruzifix ist nach chronikalischen Angaben seit 1522 in der Kirche und wird Hans Witten oder seinem Umkreis zugeschrieben.
Die 21-registrige Orgel (11-5-5) wurde 1885 von Richard Kreutzbach aus Borna, einem Sohn Urban Kreutzbachs, gebaut.
Sonstiges
Im Inneren der Kirche befinden sich ein aus farbigem Sandstein gefasster Grabstein, auch Epitaph genannt, für den Pfarrer und Chronisten Christian Lehmann (1611–1688) und dessen Frau Euphrosine geb. Kreusel (1611–1686), die in einer kleinen Loge als Halbfiguren dargestellt sind, und ein maniristisches, hölzernes Epitaph für den Richter und Stadtkämmerer Wolf Groschupf († 1611), das 1614 von dessen Sohn Theophilus gestiftet wurde und in reich geschnitzter Architekturrahmung die Stifterfamilie, Jakobs Kampf mit den Engeln und den Auferstandenen zeigt. In der Turmlaterne hängt noch immer das sog. Berg- oder Silberglöckchen aus dem Jahre 1522, eine der ältesten Bergglocken Deutschlands.
Neben der Kirche befindet sich auf dem ehemaligen Kirchhof die Kellermannsche Gruft, ursprünglich die barocke Begräbniskapelle von Bergmeistern, Stadtrichtern, ihren Familien und nachfolgenden Generationen. Der kleine, durch Lisenen gegliederte Bau ist zwar über dem Portal mit 1626 bezeichnet, wurde aber erst 1771 in die heutige Form gebracht. An der Südwand der Kirche befindet sich eine Tafel zur Erinnerung an das 800-jährige Regierungsjubiläum des Hauses Wettin. Eine weitere Tafel links neben dem Hauptportal erinnert an den ehemaligen Scheibenberger Pfarrer Christian Lehmann.
Restaurierung
Der vom Hausschwamm bedrohte Turm der Johanniskirche wird seit Frühjahr 2010 umfassend saniert. Die veranschlagten Baukosten belaufen sich auf 357000 Euro. Gleichzeitig wird die bisherigen Eisenhartguss-Glocken durch ein neues Bronzeglockengeläut (1500 kg, 1070 kg, 710 kg) ersetzt, die von der Fa. Grassmayr in Innsbruck gegossen worden sind. Die Glockenweihe erfolgte am 7. November 2010.
Ansichten und Details
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Sachsen: II. Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München 1998, S. 880f.
- Kirchgemeinde St. Johannis Scheibenberg (Hrsg.): Festschrift zur Glockenweihe 2010. 2010.
- Die St. Johanniskirche Scheibenberg zur Zeit von Pfarrer Christian Lehmann. In: Stephan Schmidt-Brücken; Karsten Richter: Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann: Leben und Werk. Druck- und Verlagsgesellschaft: Marienberg, 2011. S. 247–252. ISBN 978-3-931770-96-9
- Eigene Forschungen der Kirchgemeinde St. Johannis Scheibenberg, bisher nicht veröffentlicht.
Weblinks
50.53996111111112.9137Koordinaten: 50° 32′ 23,86″ N, 12° 54′ 49,32″ OKategorien:- Kirchengebäude im Erzgebirgskreis
- Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens
- Johanneskirche (evangelisch)
- Scheibenberg
- Erbaut in den 1550er Jahren
- Erbaut in den 1560er Jahren
- Erbaut in den 1570er Jahren
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