John Lloyd Stephens

John Lloyd Stephens
John Lloyd Stephens

John Lloyd Stephens (* 28. November 1805 in Shrewsbury, Monmouth County, New Jersey; † 13. Oktober 1852 in New York City) war ein US-amerikanischer Forschungsreisender, Amateurarchäologe, Autor, Anwalt und Diplomat. Er legte durch seine Entdeckungen den Grundstein der modernen Maya-Forschung und wirkte bei der Planung einer Verkehrsverbindung vom Atlantik zum Pazifik durch die mittelamerikanische Landenge mit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Reisebesessene

Seine Faszination fürs Reisen und Entdecken entwickelte der junge Anwalt, als er 1834 Italien, Griechenland und den Nahen Osten bereiste. Von Paris aus folgten Reisen durch Deutschland, Österreich, Polen und Russland. Anschließend reiste er nach Ägypten, besuchte Petra und das „Heilige Land“. Diese Reisen beschrieb er später in seinen zwei ersten Büchern, die nicht zuletzt dank einer begeisterten Rezension durch Edgar Allan Poe ein Großerfolg wurden.

Fasziniert von der altägyptischen Kultur und von Petra, beschloss Stephens, Archäologe zu werden. Er verschlang förmlich die Berichte früher Entdecker wie Alexander von Humboldt oder Juan Galindo über mittelamerikanische Ruinenstädte. Das Buch „Malerische und archäologische Reise in die Provinz Yucatan“ des Malers und Forschungsreisenden Johann Friedrich Graf von Waldeck brachte Stephens zur Überzeugung, im Urwald Mittelamerikas müssten sich noch mehr unentdeckte Zeugen der präkolumbischen Kulturen befinden.

Der Archäologe und Entdecker

Für Stephens war es ein Glücksfall, dass ihn Präsident Martin Van Buren 1839 als Botschafter der USA in die Zentralamerikanische Konföderation nach Guatemala-Stadt entsandte. Er nutzte einen großen Teil seiner Zeit für ausgedehnte Entdeckungsreisen, die er zusammen mit dem Architekten Frederick Catherwood machte, der sich mit Zeichnungen von antiken Ruinen einen Namen gemacht hatte. Stephens hatte ihn 1836 in London kennengelernt und heuerte ihn als Zeichner an. Auf ihren Reisen durch Mittelamerika entdeckten sie zahlreiche im Tropenwald versteckte bedeutende Städte der klassischen Maya-Kultur:

Mit Hilfe von Einheimischen legten sie vollständig vom Dschungel überwucherte Ruinen frei, die fast tausend Jahre unter der üppigen tropischen Vegetation begraben lagen.

Stephens beschrieb und kartierte die Entdeckungen fein säuberlich, während Catherwood von den Tempeln, Pyramiden, Pelota-Spielfeldern und reich mit Reliefs verzierten Stelen faszinierende, detailgetreue farbige Stiche fertigte. Catherwoods filigrane Zeichnungen und Stephens lebhafter, stellenweise sehr amüsanter Bericht über die Entdeckungen, den Alltag der Menschen und die Abenteuer dieser wahren Odyssee durch Gebirge, Urwälder und Revolutionen wurde 1841 zu einem Weltbestseller. Außerdem gibt das Werk „Incidents of Travel in Central America, Chiapas and Yucatan“ einen anschaulich geschriebenen Einblick in den von Stephens aus nächster Nähe beobachteten Bürgerkrieg, an dem die Zentralamerikanische Konföderation just während Stephens Dienstzeit in Mittelamerika zerfiel.

Eine weitere Entdeckungsreise zu Maya-Ruinen führte Stephens und Catherwood 1841 nach Yucatán, wo sie unter anderem Tulúm wiederentdeckten. Über diese Reise schrieb Stephens ein weiteres Buch.

Der Verbinder zweier Meere

Während seiner Mittelamerika-Reise beschäftigte sich Stephens 1840 intensiv mit der Möglichkeit, Atlantik und Pazifik mit einem Kanal durch Nicaragua zu verbinden. Er erkundete das Mündungsgebiet des Río San Juan an der Grenze zu Costa Rica, erstellte Bauskizzen und verfasste für die US-Regierung eine detaillierte Dokumentation zum Potenzial des Nicaragua-Kanals, der allerdings nie gebaut wurde.

Nach Abschluss seiner Yucatán-Reise wurde Stephens Direktor der Ocean Steam Navigating Company und Vizedirektor der Panama Railway Company. In dieser Funktion spielte er eine zentrale Rolle bei Bauplanung und Finanzierung einer Eisenbahnlinie durch Panama - der ersten kommerziell nutzbaren Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik im Isthmus von Panama.

Bevor das Werk vollendet werden konnte, starb er 1852 während eines Heimaturlaubs in New York an Malaria.

Werke

Stephens schrieb mehrere faszinierende und leicht zu lesende Bücher über seine Entdeckungsreisen:

  • Stephens, John Lloyd: Incidents of Travel in Egypt, Arabia Petraea, and the Holy Land, 1837
  • Stephens, John Lloyd: Incidents of Travel in Greece, Turkey, Russia and Poland, 1838
  • Stephens, John Lloyd: Incidents of Travel in Central America, Chiapas and Yucatan, Bd. 1 und 2, 1841
  • Stephens, John Lloyd: Incidents of Travel in Yucatan, Bd. 1 und 2, 1843]

Auf Deutsch:

  • Stephens, John Lloyd: Die Entdeckung der alten Mayastätten. herausgegeben von Ernst Bartsch, 1993

Literatur

  • Victor Wolfgang von Hagen: Search for Maya. The story of Stephens and Catherwood, London 1947

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