Josef Winkler (Autor)

Josef Winkler (Autor)
Josef Winkler (Klagenfurt 2009)

Josef Winkler (* 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Arbeit

Josef Winkler wuchs in seinem Geburtsort auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Sein Elternhaus beschreibt er als „sprachlose Welt“, er fühlte sich früh zur Sprache hingezogen – der grobe Vater hat ihn abgelehnt, die Mutter, die ihre Brüder früh verloren hat, war verstummt, und es gab eine taubstumme Magd. In diesem Dreieck sei er aufgewachsen. Er erkannte früh einen Klassenunterschied zwischen Lehrersöhnen und Bauernsöhnen, wie seine Mutter sagt, es gibt kein Geld für Bücher. Früh gab es eine Besessenheit, zu Büchern, „zu Sprache“, zu kommen.[1]

Nach der achtjährigen Volksschule besuchte er drei Jahre die Handelsschule in Villach. Danach arbeitete er im Büro der Oberkärntner Molkerei. Später besuchte er die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete tagsüber im Betrieb eines Verlags, der Karl-May-Bücher produzierte. Von 1973 bis 1982 arbeitete er in der Verwaltung der Klagenfurter Universität für Bildungswissenschaften;[1] ab 1979 war er freigestellt. Josef Winkler organisierte zu dieser Zeit einen Literarischen Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit Alois Brandstetter und gab die Literaturzeitschrift Schreibarbeiten heraus.

Im Jahr 1979 gewann er mit dem Roman Menschenkind hinter Gert Hofmann den zweiten Preis beim Ingeborg-Bachmann-Preis. Das Buch bildet gemeinsam mit den folgenden Romanen Der Ackermann aus Kärnten und Muttersprache die Trilogie Das wilde Kärnten.

In Josef Winklers Texten spielen die Themen Tod und Homosexualität eine bedeutende Rolle – Winkler beschreibt, ausgehend von autobiografischen Erfahrungen, die Probleme, denen ein Individuum in einer patriarchal und katholisch geprägten Welt begegnen muss. Josef Winkler stellte für sein Werk den Bezugsrahmen zu anderen Schriftstellern her, mit denen ihn zentrale Themen wie Tod, Isolation und Homosexualität verbinden, darunter etwa Jean Genet, Peter Handke und Hans Henny Jahnn, wobei auch der expressionistisch geprägte literarische Ausdruck faszinierte.[1] Auch Winklers zahlreiche Reisen nach Italien und vor allem Indien fanden und finden vielfach Eingang in sein Werk. Mehrmals beschreibt der Autor indische Totenrituale, wie sie in der indischen Stadt Varanasi stattfinden, und setzt diese in Kontrast zu den katholisch geprägten Ritualen seiner Heimat. Zuletzt erschien 2011 Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel.

Anlässlich der Eröffnung des 33. Ingeborg-Bachmann-Preises 2009 hielt Josef Winkler die traditionelle „Klagenfurter Rede zur Literatur“.[2] Sie sorgte für Aufsehen, da der Schriftsteller in ihr die Regierenden der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten heftig kritisierte; etwa dafür, dass Klagenfurt einerseits immer noch keine eigene Stadtbibliothek hat, was von den Verantwortlichen mit Geldmangel begründet wird, andererseits ein Steuerberater der Landesregierung während des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die BayernLB ein Honorar von sechs Millionen Euro erhielt und Land und Stadt sich den Bau des 70 Millionen Euro teuren Fußballstadions in Klagenfurt (Hypo Group Arena) durchaus leisten konnten.[3]

Josef Winkler ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren. Im Oktober 2010 wurde er in den Österreichischen Kunstsenat aufgenommen.[4] Winkler ist verheiratet und Vater zweier Kinder.[1]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Josef Winkler (Wien 2007)

Literatur

  • Michael Fisch: Gesten und Gespräche. Über Hubert Fichte. Mit Herbert Jäger, Hermann Peter Piwitt und Josef Winkler., Aachen: Rimbaud Verlag 2005, ISBN 3-89086-615-8
  • Christina Höfferer und Andreas Kloner: Josef Winkler. Jeder Satz ein Menschengesicht. ORF-Radiofeature 2008, 40 Min.
  • Dirck Linck: "Halbweib und Maskenbildner". Subjektivität und schwule Erfahrung im Werk Josef Winklers. Berlin: rosa Winkel 1993, ISBN 3-86149-011-0
  • Benoît Pivert: Josef Winkler oder das Gefängnis der Vergangenheit. In Anne-Marie Corbin, Friedbert Aspetsberger (Hrsg.): Tradition und Modernen. Historische und ästhetische Analysen der österreichischen Kultur. Innsbruck: Studien-Verlag 2008, ISBN 978-3-7065-4448-1
  • Christina Ujma, Die Toten tun mir nichts, Barock, todesversessen und schräg. Josef Winkler erhält den Büchner-Preis 2008, http://www.freitag.de/kultur/0844-rettungsprojekt
  • Christina Ujma, Barocker Naturalismus, Josef Winklers römische Novelle "Natura Morta”, http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=4849&ausgabe=200204

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Eigenaussage, Ö1 – im Gespräch, vom 20. Jänner 2001.
  2. „Der Katzensilberkranz in der Henselstrasse“. Klagenfurter Rede zur Literatur, 24. Juni 2009
  3. http://diepresse.com/home/kultur/literatur/490014/index.do
  4. derStandard.at: Österreichischer Kunstsenat: Josef Winkler neues Mitglied, 6. Oktober 2010
  5. Homepage der Universität Klagenfurt: Ehrendoktorat an Schriftsteller Josef Winkler, 13. Oktober 2009

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