- Karsten Krampitz
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Karsten Krampitz (* 24. Dezember 1969 in Rüdersdorf, Brandenburg) ist ein deutscher Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach einer Ausbildung zum Betriebswirt studierte Krampitz Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und erwarb den akademischen Grad eines Magister Artium (M. A.).
Karsten Krampitz war Redakteur und später Chefredakteur bei Berliner Straßenzeitungen. Zudem arbeitete er als freier Journalist für regionale und überregionale Zeitungen und Zeitschriften (unter anderem für die Junge Welt, die Berliner Zeitung und Die Welt).
Darüber hinaus veröffentlichte Krampitz mehrere Romane und Erzählungen.
Karsten Krampitz lebt in Berlin-Pankow.
Straßenzeitungen
Krampitz wirkte als Autor mit in den Berliner Straßenzeitungen Haz (Hunnis Allgemeine Zeitung – von der Gründung bis zur Einstellung im April 1994) in der Motz (von der Gründung im Mai 1995 bis Anfang 1996), im Strassenfeger (der zeitweilig 1998 und 1999 Looser/Straßenfeger hieß und sich im Jahr 2000 kurzzeitig in Straßenzeitung oder kurz Straz umbenannte) bis zum Jahr 2000.
Seine redaktionelle Philosophie bestand darin, Straßenzeitungen zu einem „linken Boulevardblatt“ zu entwickeln. Dazu gehören auf der einen Seite Artikel, die immer wieder auf die schwierigen und gesellschaftlich verursachten Lebensumstände wohnungsloser Menschen hinweisen, und zum anderen Interviews mit Prominenten (beispielsweise: Harald Juhnke, Harry Rowohlt, Inge Meysel), denen Fragen aus der Sicht armer Menschen gestellt wurden und die die Funktion hatten, eine massenwirksame Aufmerksamkeit für die Straßenzeitungen herzustellen. Eine ähnliche Funktion hatten die politischen Kampagnen, die Krampitz anregte oder unterstützte.
Bei der Erstellung von Ausgaben für den Straßenfeger arbeitete Krampitz eng mit dem Karikaturisten Andreas Prüstel sowie den Das Blättchen-Autoren Wolfgang Sabath, Peter Murakami und anderen zusammen.
Kampagnen
Krampitz beteiligte sich an Kampagnen zur Situation wohnungsloser Menschen. Dazu zählte die symbolische Besetzung von Hotels (Adlon, Kempinski) unter dem Motto „Es sind noch Betten frei“, um auf das alljährliche Ende der Kältehilfe (Einrichtungen der Notübernachtung für Wohnungslose schließen) Ende März aufmerksam zu machen.
Auch beteiligte er sich an Besetzungen des Bahnhof Zoo, die die Straßenzeitung Straßenfeger zusammen mit den JungdemokratInnen/Junge Linke unter dem Motto „Freiheit stirbt mit Sicherheit“ organisierte, um auf die zunehmende Privatisierung öffentlicher Räume beispielsweise im Zuge der Bahnreform und damit die Vertreibung Wohnungsloser durch private Sicherheitsdienste aufmerksam zu machen.
Die Umbenennung des Nachtcafés Arche der Treptower Bekenntniskirche in Nachtcafé Landowsky, das an den Bankenskandal in Berlin und die Beteiligung Klaus-Rüdiger Landowskys erinnern soll, geht ebenfalls auf eine Initiative von Karsten Krampitz im Frühjahr 2007 zurück. Im April 2008 hat das Diakonische Werk Neukölln-Oberspree e. V. dem Nachtcafé verboten, sich Landowsky zu nennen. Krampitz wurde daraufhin von seiner Arbeit in der Obdachlosenhilfe suspendiert.[1] Karsten Krampitz engagiert sich nun für das Nachtasyl Gorki, ein Nachtcafé für Obdachlose im Berliner Bezirk Lichtenberg.
Trinkerklappe
Krampitz ist der Erfinder der Wewelsflether Trinkerklappe[2], einer satirischen Aktion in Analogie zu Babyklappen, die Ehefrauen von Alkoholikern dazu aufruft, ungewollte „Findeltrinker“ einer Versorgung im örtlichen Therapiezentrum zuzuführen.
„Weil sie von ihren Frauen ausgesetzt wurden, erfrieren jeden Winter unter Deutschlands Brücken, in den Straßen und Parks Hunderte Trinker. Der Umgang mit Alkohol und seinen Opfern ist ein Indikator für den Zustand der Gesellschaft. Vor allem alte und arbeitslose Männer werden rigoros entsorgt. Um der Praxis des Wegschauens und Liegenlassens entgegenzutreten, hat der deutsche P. E. N. N. gemeinsam mit dem Eulenhof die Aktion „Findeltrinker“ ins Leben gerufen. Am Freitag, 5. November, wird die Initiative in Wewelsfleth, Dorfstraße 2. erstmalig öffentlich in Erscheinung treten.“
– Karsten Krampitz: Wohin mit den Trinkern?[3]
Preise und Auszeichnungen
- 1994: 1. Preis beim 3. Berliner Jugend-Literaturwettbewerb
- 1995: Teilnahme am 4. Open-Mike der Literaturwerkstatt Berlin
- 2004: Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste und drei Monate Aufenthalt im schleswig-holsteinischen Wewelsfleth
- 2009: Publikumspreis der 33. Tage der deutschsprachigen Literatur (Ingeborg-Bachmann-Preis)
- 2010: Klagenfurter Stadtschreiber
Werk
- Supersteuer. Spiritus-Editionen (Haus der Künste), Frankfurt an der Oder 1991.
- Mein Freund Judas und ich. Zyankrise Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-928835-09-2.
- Rattenherz. Zyankrise Verlag, Berlin 1995, ISBN 978-3928835381.
- Affentöter. Ab heute wird zurückgeschrieben. 1. Auflage. Kramer, Berlin 2000, ISBN 3-87956-247-4.
- Der Kaiser vom Knochenberg. Roman. Ullstein, München 2002, ISBN 3-550-08379-3.
- Heimgehen. LangenMüller, München 2009, ISBN 978-3-7844-3189-5.
Auch die Veröffentlichung zum 30. Todestags der Selbstverbrennung des Ev. Pastors Oskar Brüsewitz wurde von Krampitz angeregt, er ist Mitherausgeber:
- Karsten Krampitz, Lothar Tautz, Dieter Ziebarth (Hrsg.): „Ich werde dann gehen…“. Erinnerungen an Oskar Brüsewitz. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2006, ISBN 978-3-374-02398-1.
Literatur
- Falko Hennig: Pfui Pfarrer Pfliege. In: Scheinschlag. Nr. 6, Berlin 2000.
Weblinks
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Commons: Karsten Krampitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Karsten Krampitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Karsten Krampitz bei perlentaucher.de
Einzelnachweise
- ↑ Dunja Batarilo: Die „Arche“ darf nicht mehr „Landowsky“ heißen. In: Die Tageszeitung. 8. April 2008.
- ↑ Aktion „Findeltrinker“: Die weltweit erste Trinkerklappe in Wewelsfleth. In: Warenform. 11. November 2004.
- ↑ Karsten Krampitz: Wohin mit den Trinkern?. In: Berliner Zeitung. 4. November 2004.
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