Andreas Frege

Andreas Frege
Campino 1997

Campino (eigentlich Andreas Frege; * 22. Juni 1962 in Düsseldorf) ist Sänger, Frontmann und Songwriter der deutschen Musikgruppe Die Toten Hosen. Außerdem betätigt er sich als Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Andreas Freges Großvater Ludwig Frege war Präsident des Bundesverwaltungsgerichts. Frege wuchs als Sohn eines Richters und einer Lehrerin auf. Seine Mutter war Engländerin und erzog ihre Kinder zweisprachig. Er hat fünf Geschwister, darunter den zwölf Jahre älteren Bruder John, durch den er auf die Punkmusik aufmerksam wurde.[1]

Im Alter von zwei Jahren zog er mit seinen Eltern nach Mettmann. Dort besuchte er zuerst das Heinrich-Heine-Gymnasium, wechselte jedoch nach einem Jahr auf das Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf. Dort nannten ihn seine Mitschüler bereits „Campino“. Er blieb zweimal sitzen und landete deshalb in der Klasse von Michael Breitkopf, ebenfalls ein Gründungsmitglied der Toten Hosen. Beide schlossen 1983 die Schule erfolgreich mit Abitur ab. Campino war acht Monate bei der Bundeswehr, bis er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurde, und leistete danach den Zivildienst, ebenfalls zusammen mit Michael Breitkopf in der Landespsychiatrie Düsseldorf-Grafenberg. Von 1978 bis 1982 war er Sänger bei ZK und gründete im Anschluss zusammen mit Andreas von Holst, Michael Breitkopf, Andreas Meurer, Trini Trimpop und Walter November „Die Toten Hosen.“

Campino hat einen gemeinsamen Sohn mit der Schauspielerin Karina Krawczyk.

Liederwidmungen

Das Lied Alles ist eins auf der Single Pushed again schrieb Campino für Rieke Lax, ein Mädchen aus den Niederlanden, das bei dem 1000. Konzert der Band im Düsseldorfer Rheinstadion ums Leben gekommen war.

Mit dem Lied Nur zu Besuch verarbeitete er den Tod seiner Mutter.[2]Unser Haus handelt von Campinos Kindheit und dem Tod seines Vaters. Campino beteiligt sich seit dem Tod seiner Eltern, die beide an Darmkrebs starben, an diversen Aufklärungsaktionen und ruft öffentlich zur Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen auf.[3]

Film, Fernsehen und öffentliches Engagement

Campino hat sowohl als Sprecher der „Toten Hosen“ wie auch als Person in Deutschland eine hohe Medienpräsenz. Er nahm seit Mitte der 1980er Jahre die Einladung zu zahlreichen Talkshows im Fernsehen an und galt dort als angesehener Gesprächspartner. In Bettina Böttingers Sendung traf er zum Beispiel Gretchen Dutschke-Klotz[4], und von Alfred Biolek wurde er einmal zusammen mit seiner Mutter, ein anderes mal mit seinem Freund Stephan Schröer OSB, dem damaligen Abt der Benediktinerabtei in Meschede, eingeladen und nahm in beiden Sendungen konkret Stellung zu Kirche, Glauben und Religion.[5] Der NDR drehte 2001 in der Reihe „Gott und die Welt“ eine Dokumentation über den Rocksänger.[6] Ein weiteres 42-minütiges Filmportrait mit dem Titel Campino – Mein Leben entstand 2004 für Arte und das ZDF.[7]

Campino fungierte oftmals selbst als Journalist. So druckte der Spiegel 1994 Campinos Interview mit der damaligen Jugendministerin Angela Merkel ab, der er Fragen über ihre Erfahrungen mit Drogen, Alkohol und den ersten Berührungen mit Popmusik stellte.[8] Ähnliches fragte er im Jahr davor Paul McCartney.[9] Ein Jahr vor Joe Strummers Tod interviewte Campino den Frontmann von The Clash im August 2001 für das SZ-Magazin.[10] Bereits 1989 hatte Campino die Punkmusiker Joey Ramone und Dick Manitoba in New York besucht, um sie für ME Sounds zu befragen.[11]

Auch als Schauspieler war Campino mehrmals zu sehen. Er übernahm bereits 1986 im Film Verlierer von Bernd Schadewald eine Nebenrolle, 1990 mimte er in der Vorabendserie Der Fahnder[12] einen Punk. 1992 spielte er die Hauptrolle neben Gisela Schneeberger in der Filmkomödie Langer Samstag von Hanns Christian Müller. In einer Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper unter der Regie von Klaus Maria Brandauer für den Berliner Admiralspalast, das zwischenzeitliche Metropol-Theater, stand Campino von August bis Oktober 2006 in der Rolle des „Mackie Messer“ unter anderem mit Gottfried John, Katrin Saß, Birgit Minichmayr und Maria Happel auf der Bühne.[13] In Wim Wenders’ neuestem Werk Palermo Shooting hat Campino die Hauptrolle übernommen. Die Premiere fand Ende Mai 2008 bei den 61. Filmfestspielen in Cannes statt.

Als das ZDF 2003 zur Wahl der einhundert größten Deutschen aufrief, erreichte Campino unter den dreihundert zur Auswahl gestellten Menschen Platz 65.[14] 2006 übernahm Campino die Laudatio für den Echo an Bob Geldof. Seit dem 6. Dezember 2006 ist Campino Pate der Regine-Hildebrandt-Schule[15] in Birkenwerder. Dort betreut er ein Projekt mit dem Namen Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.

Gastsänger

Bei folgenden Produktionen wirkte Campino als Gastsänger ohne „die Toten Hosen“ mit:

Literatur

  • Bertram Job: Bis zum bitteren Ende …: Die Toten Hosen erzählen IHRE Geschichte. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, 1996, ISBN 3-462-02532-5. 
  • Marie-Luise Knopp, Klaus Napp: Reif für die Klapse? : über die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1997, ISBN 3-596-13405-6. 
  • Fryderyk Gabowicz: Die Toten Hosen. Live-Backstage-Studio: Fotografien 1986–2006. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2006, ISBN 978-3-8960-2732-0. 
  • Jürgen Teipel: Verschwende Deine Jugend – Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave. 1. Auflage. Suhrkamp, 2001, ISBN 978-3-5183-9771-8. 
  • Joachim Lucchesi: Brandauer inszeniert Die Dreigroschenoper von Brecht & Weill.. Suhrkamp, 2006, ISBN 978-3-5184-5807-5. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeitgeschichten auf spiegelonline.de
  2. Booklet zu Auswärtsspiel, S. 2.
  3. Express, 8. März 2007 – Campino: „Kampf dem Krebs!“
  4. Archiv des WDR
  5. Eintrag im Fernsehlexikon
  6. Campino und der liebe Gott
  7. Frank Eggers: Campino – Mein Leben. Macroscope Film 2004, für ZDF/Arte.
  8. Interview mit Angela Merkel im Spiegel Ausgabe 2/94
  9. Interview mit Paul McCartney im Stern Ausgabe 7/93
  10. Artikel SZ-Magazin 08/01
  11. Artikel aus ME Sounds 11/89
  12. Serienlexikon Staffel 3, Episode 5
  13. Joachim Lucchesi: Brandauer inszeniert Die Dreigroschenoper von Brecht & Weill. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.
  14. Die hundert größten Deutschen auf Satire.de
  15. Schule ohne Rassismus
  16. Honest John Plain: Honest John Plain & Friends, Feedback Musik, 015071000892.
  17. The Boys: Power Cut, Eastwest Records Gmbh, 0630-18041-2.
  18. Bad Religion: Raise Your Voice, Sony Musik. 12-665675-14.
  19. Fehlfarben: „Sechsundzwanzigeinhalb“, WR 1037682.

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