Kimberley (Südafrika)

Kimberley (Südafrika)
Kimberley
Kimberley (Nordkap)
Kimberley
Kimberley
Basisdaten
Staat Südafrika
Provinz Nordkap
Distrikt Frances Baard
Gemeinde Sol Plaatjie
Einwohner 184.817 (2010)
ISO 3166-2 ZA-NC
Webauftritt www.kimberley.co.za (englisch)
Stadtzentrum von Kimberley hinter dem Big Hole
Stadtzentrum von Kimberley hinter dem Big Hole
-28.74194444444424.771944444444

Kimberley ist eine südafrikanische Stadt und Hauptstadt der Provinz Nordkap. Sie hat 184.817 Einwohner (Stand: 2010; Hochrechnung) und ist damit auch die größte Stadt der Provinz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Die Stadt liegt an der Mündung des Vaal in den Oranje an der östlichen Grenze von Nordkap zur Provinz Freistaat. Ostwärts liegt Bloemfontein, die sechstgrößte Stadt des Landes. Weitere größere Städte liegen nicht in der Umgebung. Nach Westen hin liegt in größerer Entfernung die Stadt Upington.[2]

Klima

Der Sommer in Kimberley dauert ungefähr von November bis Februar. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen liegen dann bei über 30 Grad Celsius. Die Sommermonate sind auch die regenreichsten, vor allem zu Jahresbeginn liegen die Niederschläge weit über dem Jahresdurchschnitt. Von Januar bis März gibt es durchschnittlich zehn Tage mit Niederschlag im Monat. Feuchtester Monat ist der Februar mit durchschnittlich 76 mm Niederschlag.

Die kälteste und zugleich trockenste Phase ist zwischen Juni und August. So gibt es im Juli durchschnittlich nur zwei Tage mit Niederschlag und 27 mm Niederschlag insgesamt. Die mittlere Höchsttemperatur liegt in diesem Monat bei 19 Grad Celsius, der Tiefstwert meist bei rund 3 °C. Temperaturen unter null Grad sind in Kimberley die Ausnahme, der Rekordtiefstwert liegt bei −8 °C.[3]

Geschichte

Cecil Rhodes

1866 wurden Diamanten nahe dem Oranje und später auch auf einem Hügel im heutigen Zentrum entdeckt. Drei Jahre später, im Jahre 1869, fand man den ersten Diamanten im Muttergestein (des später so genannten) Kimberlit. Daraufhin setzte ein „Diamantenrausch“ ein und die Stadt Vooruitzigt bzw. New Rush entstand. In wenigen Monaten wuchs die Stadt auf über 30.000 Einwohner. 1871 wurden die Diamantenfelder von verschiedenen Seiten beansprucht und nach einem Mediationsprozess dem Griqua-Führer Nikolaas Waterboer zugesprochen, der sich unter britisches Protektorat begab. In der Folge wurde am 27. Oktober 1871 Griqualand West proklamiert und nach Verzögerungen in London wurde New Rush per Proklamation vom 5. Juli 1873 in Kimberley umbenannt, nach dem britischen Kolonialminister, dem Earl of Kimberley. Griqualand West wurde per Griqualand West Annexation Act (Westgriqualand-Annexionsgesetz) am 27. Juli 1877 an die Kapkolonie angegliedert.

Die Diamanten wurden von hunderten Diamantensuchern in einzelnen Claims im Tagebau abgebaut. Drei Faktoren führten dazu, dass dieser Abbau zu Ende ging:

  • Mit zunehmender Tiefe wurde der Tagebau schwieriger, teurer und gefährlicher,
  • eine internationale Finanzkrise führte 1873 zu einem Preisverfall bei Diamanten und
  • die diamantenführende Gesteinsschicht des yellow ground war durchgraben; nur Wenige glaubten, in tieferen Schichten ebenso Diamanten zu finden.[4]

Cecil Rhodes, der sich in den Jahren zuvor vorwiegend mit dem Diamantenhandel beschäftigt hatte, kaufte die nun weniger ertragreichen und weniger aussichtsreichen Minen auf und erwarb anschließend auch die Minen seines Gegenspielers Barney Barnato. Rhodes gründete die Firma De Beers, benannt nach den ursprünglichen Eigentümern der Farm, auf der die Diamantenfelder lagen. Der Abbau der Diamanten wurde im Untertagebau fortgesetzt. Die bekannteste Diamantenmine ist das Big Hole.

Während des Zweiten Burenkrieges (1899–1902) war Kimberley eine Garnison des britischen Militärführers Redvers Buller. Dennoch gelang den burischen Generälen Jan Christiaan Smuts, Louis Botha und James Barry Munnick Hertzog zwischen dem 14. Oktober 1899 und dem 15. Februar 1900 die zwischenzeitliche Belagerung des Gebietes.[5]

Im Jahr 1912 fusionierte Kimberley mit der benachbarten Stadt Beaconsfield zur City of Kimberley.

Politik

Als Provinzhauptstadt von Nordkap kommen Kimberley viele verwaltungstechnische Aufgaben zu. Obwohl die politische Ausrichtung der Menschen in der Gegend rund um Kimberley wegen des verhältnismäßig hohen Anteils der weißen Bevölkerung eher konservativ ist und deshalb dort bevorzugt die liberale Partei Democratic Alliance (DC) gewählt wird, votierten die Menschen in der Stadt selbst bei den nationalen Parlamentswahlen 2009 mit großer Mehrheit für den African National Congress (ANC), der Partei von Staatschef Jacob Zuma, welche sich vor allem für die farbigen Menschen im Land einsetzt. Während die DC in Kimberley 16,54 % der Stimmen erhielt, bekam der ANC 62,26 %.[6]

Weltweite politische Aufmerksamkeit erhielt die Stadt im Mai 2000, als sich dort Vertreter mehrerer Diamanten produzierender Länder aus dem südlichen Afrika trafen, um den sogenannten Kimberley-Prozess zu beschließen. Dabei handelt es sich um ein komplexes System, das über staatliche Herkunftszertifikate den Handel mit sogenannten Blutdiamanten verhindern soll. Als Blutdiamanten werden geschmuggelte Diamanten bezeichnet, durch die verschiedene Kriege in Afrika finanziert wurden bzw. werden. Inzwischen beteiligen sich 47 Länder (die Länder der EU als eines gerechnet) am Kimberley-Prozess.[7]

Verkehr

Luftverkehr

Der Kimberley Airport (IATA-Code: KIM) ist mit mehr als 150.000 Fluggästen jährlich der achtgrößte Flughafen Südafrikas und war 2008/2009 der einzige internationale Flughafen in Südafrika mit steigendem Fluggastaufkommen. Er befindet sich sieben Kilometer südlich des Stadtzentrums. Sein Einzugsgebiet liegt hauptsächlich im östlichen Teil der Provinz Nordkap, Linienflüge gibt es in verschiedene südafrikanische Großstädte.[8]

Bahnverkehr

Regelmäßige Zugverbindungen gibt es unter anderem nach Kapstadt, Port Elizabeth und Johannesburg. Sie werden von der Bahngesellschaft Transnet Freight Rail betrieben.

Kimberleys Stadtnetz verfügt über eine zwei Kilometer lange Straßenbahnstrecke und damit über die einzige Straßenbahn Südafrikas.[9] Sie wurde 1985 eingerichtet und dient vor allem touristischen Zwecken.

Straßenverkehr

Von Kimberley führt die Nationalstraße 8 ostwärts nach Bloemfontein. Die Nationalstraße 12 durchquert Kimberley in Nordost-Südwest-Richtung.

Infrastruktur und Wirtschaft

Die Du Toit Span Road Kimberley im Jahr 1899. Links kann man die elektrischen Straßenlaternen erkennen.

Wirtschaft

Die Stadt war Gründungsort von Südafrikas erster Wertpapierbörse, der Kimberley Royal Stock Exchange. Sie wurde am 2. Februar 1881 eröffnet.[10]

Noch heute lebt die Stadt teilweise vom Diamantenabbau, dennoch tragen die Minen der Stadt nur noch etwa 5% zur gesamten südafrikanischen Diamantenförderung bei.[11] Zu einem weiteren bedeutenden Wirtschaftszweig ist mittlerweile der Tourismus geworden.

Infrastruktur

Als erste Stadt der Südhalbkugel der Erde bekam Kimberley am 2. September 1882 elektrische Straßenbeleuchtung.[12]

Medien

Die erste Tageszeitung erschien erstmals am 15. Oktober 1870 unter dem Namen Diamond Field. Weitere historische Zeitungen aus dieser Zeit waren die Diamond News und der Independent. Die derzeitige Tageszeitung der Stadt heißt Diamond Fields Advertiser und erscheint seit dem 23. März 1878.[13] Eine andere täglich erscheinende, allerdings afrikaanssprachige Zeitung ist das Volksblad. Es erscheint im Naspers-Verlag und hat seinen Hauptsitz in Bloemfontein, unterhält aber für die Provinz Nordkap einen Lokalteil. Das Blatt gibt es seit dem 18. November 1804, seit 1925 erscheint es täglich.[14]

Bildungswesen

Derzeit verfügt die Stadt über folgende weiterführende Schulen (Stand 2010):

  • Kimberley Boys' High School
  • Kimberley Girls' High School
  • St Patrick's College, Kimberley (früher CBS Kimberley)
  • St Boniface College, Galeshewe
  • Diamantveld
  • Adamantia
  • Northern Cape High School
  • Technical High School Kimberley (HTS Kimberley)
  • St Cyprian's Grammar School

Die Perseverance School und das Gore Browne Training College wurden zur Zeit der Apartheid wegen des Group Areas Act geschlossen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

The Big Hole

The Big Hole (deutsch: Das große Loch) ist das Tagebaurestloch der ehemaligen Kimberley Mine. Aus dem Big Hole wurden insgesamt 2.722 Kilogramm Diamanten gefördert.[15] Das Loch wird oft als das „größte je von Menschenhand gegrabene Loch“ bezeichnet. In unmittelbarer Nähe des Big Hole befindet sich das Kimberley Mine Museum. Von einer Aussichtsplattform kann man einen Blick in das riesige Loch werfen. Im Museum befindet sich außerdem die De Beers Hall, in welcher eine Sammlung von ungeschliffenen Rohdiamanten und einigen Replikaten von Diamanten zur Schau steht.[16]

Ernest Oppenheimer Memorial Gardens

Die Gärten mit dem Diggers Fountain mit fünf lebensgroßen Plastiken von Diamantenschürfern im Mittelpunkt ehren den Diamantminen-Besitzer Sir Ernest Oppenheimer. Er war ebenfalls Bürgermeister von Kimberley, außerdem war er Mitbegründer der Anglo-amerikanischen Zusammenarbeit.[17]

Museen und Galerien

Im McGregor Museum ist viel zur Geschichte und Ökologie der Provinz Nordkap ausgestellt. Auch zur Stadtgeschichte Kimberleys und zu den Weltreligionen gibt es dort Ausstellungen. Cecil Rhodes hatte das Haus 1897 als Hotel und Sanatorium für reichere Menschen erbaut, während der Belagerung durch die Buren um die Jahrhundertwende wohnte Rhodes selbst dort. Seit dem 24. September 1907 existiert in dem Gebäude das Museum.

In der Duggan-Cronin Gallery kann man etwa 8.000 Fotografien sehen, die Alfred Duggan-Cronin zwischen 1919 und 1939 von den ursprünglichen Bewohnern der Region und ihren Traditionen gemacht hat. Des Weiteren werden dort unter anderem originale Felszeichnungen ausgestellt.[18]

Weitere Museen sind das Alexander McGregor Memorial Museum (naturwissenschaftliche und archäologische Ausstellungen) und die Humphreys Art Gallery (Kunstsammlung).

Kirchen

Die bekannteste Kirche ist die Cathedral Church of St. Cyprian. Sie hat das längste Kirchenschiff Südafrikas. Weitere Kirchen sind unter anderem die Kimberley Seventh-day Adventist Church und die St Mary's Roman Catholic Cathedral.

Weitere Gebäude

  • Africana Library (Bibliothek)
  • De Beers's Consolidated Mines Limited Head Office (ehemaliger Hauptsitz De Beers)
  • Harry Oppenheimer House (Diamanten werden hier bewertet)
  • Star of West Club (erste Kneipe Kimberleys)

Sport

Der ehemalige Trainer der Südafrikanischen Cricket-Nationalmannschaft, Micky Arthur, stammt wie die bekannten ehemaligen Cricket-Spieler Nipper Nickelson, Xenophon Balascas, Ken Viljoen, Ronnie Draper und Pat Symcox aus der Stadt. Das Stadion De Beers Diamond Oval (Kapazität: 11.000 Zuschauer) in Kimberley war außerdem einer der Austragungsorte des Cricket World Cup 2003.

Die GWK Griquas, ein Verein der südafrikanischen Rugby Union, ist im Hoffe Park Stadium (Kapazität: 18.000 Zuschauer) in der Stadt beheimatet.

Karen Muir, die in Kimberley geboren wurde, brach bei den Juniorenweltmeisterschaften im Schwimmen in Blackpool im Alter von nur 12 Jahren den Weltrekord in der 110-m-Rückenschwimmen-Distanz. Damit wurde sie die jüngste Athletin, die je einen Weltrekord gebrochen hatte. Diese Bestmarke hält sie bis heute.[19]

Söhne und Töchter der Stadt

  • Bevil Rudd (1894–1948), südafrikanischer Leichtathlet und Olympiasieger
  • Kurt Kolle (1898–1975), Psychiater und Buchautor
  • Jessie Vihrog (1907–1996), deutsche Schauspielerin
  • Gideon Nxumalo (1929–1970), Musiker, Komponist, Moderator

Einzelnachweise

  1. World Gazetteer: Republik Südafrika – die wichtigsten Städte. World Gazetteer. Abgerufen am 6. April 2010.
  2. http://maps.google.de/maps?hl=de&q=kimberley&rlz=1R2GGLL_deDE370&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wl
  3. http://old.weathersa.co.za/Climat/Climstats/KimberleyStats.jsp
  4. http://www.diamantwissen.de/deu/bighole.htm
  5. Sessional Papers By Great Britain Parliament. House of Commons 1902
  6. http://www.elections.org.za/NPEPWStaticReports/reports/ReportParameters.aspx?catid=5
  7. http://de.wikipedia.org/wiki/Kimberley-Prozess
  8. http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_South_African_airports_by_passenger_movements
  9. http://www.suedafrikatour.de/regionen/kimberley/index.htm
  10. Brian Roberts: Kimberley, turbulent city. 1976, ISBN 0-949968-62-5, Herausgeber: D. Philip, Historical Society of Kimberley and the Northern Cape.
  11. http://www.geschichte-suedafrika.eu/story/kimperley.htm
  12. http://books.google.com/books?id=57gyw36xwk8C
  13. Brian Roberts: Kimberley, turbulent city. 1976, Seite 173
  14. http://de.wikipedia.org/wiki/Volksblad
  15. Website des Big Hole (englisch), abgerufen am 25. Juni 2010
  16. http://www.suedafrikatour.de/regionen/kimberley/index.htm
  17. http://www.suedafrika.net/reisefuehrer/northern-cape/kimberley-suedafrika/kimberley-reisehinweise.html
  18. http://www.suedafrikatour.de/regionen/kimberley/index.htm
  19. Swimming in South Africa

Literatur

  • Alfred W. Stelzner: Die Diamantengruben von Kimberley. in: Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis Dresden e.V., Jahrgang 1893, S. 71-85 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Kimberley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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