Klaus Conrad (Psychiater)

Klaus Conrad (Psychiater)

Klaus Conrad (* 19. Juni 1905 in Reichenberg; † 5. Mai 1961 in Göttingen) war ein deutscher Neurologe und Psychiater mit wichtigen Beiträgen zur Neuropsychologie und Psychopathologie. Er war zuletzt ordentlicher Professor der Psychiatrie und Neurologie, Direktor der Universitäts-Nervenklinik in Göttingen seit 1958.

Klaus Conrad

Inhaltsverzeichnis

Leben

Klaus Conrad wurde als Sohn des Nationalökonomen Otto Conrad in Reichenberg geboren. Im Alter von 4 Jahren wechselte die Familie nach Wien. Nach Besuch des humanistischen Gymnasiums entschied er sich nach dem Abitur für die Medizin und legte 1929 in Wien das Staatsexamen ab. Ein Studiensemester in London schuf eine dauerhafte Verbindung zur angelsächsischen Welt; so gewannen später Henry Head und John Hughlings Jackson einen gewichtigen Einfluss auf sein wissenschaftliches Denken. Er begann seinen Weg an der Wiener Klinik unter Otto Pötzl (1877–1962), setzte ihn fort an der Magdeburger Nervenklinik. Nach einem Studienaufenthalt am Hôpital Salpêtrière in Paris kam er 1933 an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Psychiatrie in München, wo er Forschungen zur Erblichkeit der Epilepsie betrieb.[1] Bereits zu dieser Zeit war er Vertrauensmann des NS-Dozentenbundes. 1939 publizierte er im Handbuch der Erbbiologie einen Beitrag zum Thema Erbkreis der Epilepsie.[1] Im selben Jahr holte ihn Ernst Kretschmer als Oberarzt an die Universitätsnervenklinik nach Marburg, und Conrad wurde Mitglied des NS-Ärztebundes.[1] 1940 wurde er Mitglied der NSDAP.[1] Ein Jahr darauf hatte er noch kurz vor seiner Einberufung zum Dienst als Truppenarzt eine umfassende Monographie fertiggestellt, die das Problem Körperbau und Charakter von den neuen Gesichtspunkten der Gestalttheorie anpackte.

Als Leiter eines Sonderlazaretts für Hirnverletzte verfügte Conrad am Ende des Krieges über mehr als 800 sorgfältig selbst bearbeitete Fälle mit Hirnverletzungen, von denen über 200 aphasische Störungen hatten, die monatelang intensiv analysiert wurden. Immer wieder fand Conrad neue methodische Wege, um die gestaltpsychologischen Gesetzmäßigkeiten der verschiedenen Aphasieformen, der gestörten Wortfindung und der Alexie aufzuspüren. In seinen Strukturanalysen hirnpathologischer Fälle (1947–1949) legte er den Grund für eine hirnpathologisch fundierte allgemeine Psychopathologie auf gestalttheoretischer Grundlage.

1948 wurde Klaus Conrad an die Saar-Universität auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie berufen; 1958 wurde er als Nachfolger Ewalds Direktor der Universitäts-Nervenklinik in Göttingen. Im gleichen Jahr, auf der Jahresversammlung der Psychiater in Bad Nauheim, schlug er vor, die nosologische Trennung von Schizophrenie und Zyklothymie endgultig aufzugeben.

Sein Hauptwerk ist „Die beginnende Schizophrenie. Versuch einer Gestaltanalyse des Wahns“ (1958).[2] Die Studie beschreibt Frühstadien der Schizophrenie sowie regelhaft-typische schizophrene Verläufe. Aus dieser Monographie sind die Begriffe „Trema“, „Apophänie“ und „Überstieg“ in den psychiatrischen Sprachgebrauch übernommen worden.

Knapp ein Jahr vor seinem Tod erschien Die symptomatischen Psychosen im zweiten Band von Psychiatrie der Gegenwart. Conrad war davon überzeugt, dass nur auf dem Wege der Hirnpathologie ein Zugang zum Psychose-Problem möglich ist und führte damit die phänomenologische Psychopathologie wieder auf den medizinisch-naturwissenschaftlichen Boden hin.

1961 sollte Conrad Direktor des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie werden,[1] aber er starb vor Antritt des Postens.

Aus seiner Ehe mit Martha Conrad gingen vier Kinder hervor (Gisela, Bastian, Monika und Ursula).

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 95–96.
  2. Conrad, Klaus (1958) auf Wikiversity

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