Kloster Allerheiligen (Schweiz)

Kloster Allerheiligen (Schweiz)
Münster Allerheiligen, Ansicht vom Munot

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen war ein Benediktinerkloster und wurde von Eberhard VI. von Nellenburg 1049 gestiftet. Das Münster ist heute Evangelisch-reformierte Pfarrkirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Rekonstruktion der Grablege der Nellenburger im Münster
In der Mitte Graf Eberhard († 1078/79) als Gründer und Stifter des Klosters mit dem Kirchenmodell im Arm, nördlich seine Gemahlin, Gräfin Ita († nach 1100), Gründerin des Doppelklosters St. Agnes, und südlich ihr Sohn Burkhard († 1101/02) mit Bäumchen oder Halm mit Wurzelballen (festuca) in den Händen, welches die Schenkung symbolisiert.
Hof mit Halle vor dem Eingang zum Münster
Vorhalle beim Portal
Innenansicht des Münsters
Kreuzgang
Klostergarten

Am 22. November 1049 weihte Papst Leo IX. den Bauplatz zwischen Stadt und Rhein samt einem Altar. 1064 war der Bau des nellenburgischen Eigenklosters Ita und Eberhard von Nellenburg unter der Leitung des Baumeisters und Hofkaplans Luitpald vollendet. Vorbild dieser ersten Abtei waren Sakralbauten aus dem cluniazensischen Burgund.

Im Investiturstreit, der zwischen 1075 und 1122 tobenden Auseinandersetzung zwischen Kirche und weltlicher Macht um das Recht der Amtseinsetzung von Geistlichen, verzichtete der papsttreue Graf Burkhard von Nellenburg, der Sohn und Erbe Eberhards, 1080 auf all seine Rechte. Das Kloster wurde direkt dem Papst unterstellt und erhielt den beträchtlichen Grundbesitz der Familie, die freie Abtwahl und das Markt- und Münzrecht der Stadt Schaffhausen. Die Äbte wurde damit zu den neuen Stadtherren Schaffhausens.

Über den bestehenden Fundamenten wurde ab 1090 das heutige Münster errichtet, das nur noch aus drei Schiffen und einem Querhaus bestand. Die Bauarbeiten begannen im Chor und waren 1095 fertig gestellt. Das Münster gilt heute als der grösste romanische Sakralbau der Schweiz.

Das Kloster zählte zusammen mit dem Kloster Hirsau und Kloster St. Blasien zu den grossen Reformklöstern der cluniazensischen Reform des Heiligen Römischen Reichs.

Um 1122 kam das Kloster durch eine Schenkung des kinderlos gebliebenen Ritters Arnold von Hiltensweiler und seiner Gemahlin Junzila zu Besitzungen in Oberschwaben, die es mit einer Zellengründung und der späteren Gründung des Klosters Langnau festigte. Allerdings führte dortige Misswirtschaft und Geldmangel im Jahr 1389 schliesslich dazu, dass die Anwesen über eine Zwischenstufe alsbald in den Händen der Pauliner landen sollten.

1524 wurde die Abtei in ein Chorherrenstift umgewandelt und das Münster zur zweiten städtischen Hauptkirche von Schaffhausen. 1529 setzte sich in Schaffhausen die Reformation durch und das Kloster wurde aufgelöst.

Bei der Bombardierung von Schaffhausen durch US-Bomber am 1. April 1944 wurden Teile des Klosters, darunter die neue Abtei, zerstört, aber später wieder aufgebaut. In den Jahren 1950 bis 1973 wurde das Münster zu Allerheiligen mit Unterstützung des Bundes innen und aussen umfassend renoviert und unter Schutz der Eidgenossenschaft gestellt.

Die Klosteranlage umfasst heute die folgenden Sakralbauten:

  • Johanneskapelle (1049–1064)
  • Münster (1090–1095)
  • Münsterkapelle (ehemalige Marienkapelle oder Annakapelle, 1090–1095)
  • Erhardskapelle (um 1250, mit Grab des Stifters)
  • Michaelskapelle (um 1250)
  • Oswaldskapelle (1524)

Museum zu Allerheiligen

Die Stadt Schaffhausen erbaute das Museum zu Allerheiligen auf dem Areal des ehemaligen Klosters in den Jahren 1921 bis 1938, um den grossen kunst- und kulturhistorischen Sammlungen, die Vereine und Private über Jahrzehnte zusammengetragen hatten, einen Ort der Aufbewahrung und Präsentation zu geben. Ein grosser Teil davon ist in den historischen Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters untergebracht. Das Museum zeigt Ausstellungen zu den Themen Archäologie, Geschichte, Kunst und Naturkunde. Unter anderem ist eine Nachbildung der prähistorischen Wohnhöhle Kesslerloch zu sehen. Ausserdem sind Funde aus dem Abri Schweizersbild zu sehen.

Im Juni 2010 wurde der letzte von 3 Teilen einer neuen Dauerausstellung mit dem Titel Schaffhausen im Fluss: 1000 Jahre Kulturgeschichte eröffnet. Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Stadt Schaffhausen von ihrer Gründung bis in die Neuzeit.

Literatur

  • Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen. Kritische Neuedition und sprachliche Einordnung, hg. von Heinz Gallmann (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker. N.F.), Berlin [u.a.] 1994.
  • Schudel, Elisabeth, Allerheiligen in Schaffhausen, in: Helvetia Sacra. Abteilung III, Die Orden mit Benediktinerregel. Bd. 1 Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz, Bd. 3, Bern 1986, S. 1490 – 1535.

Weblinks

 Commons: Münster Schaffhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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