Kloster Neuzelle

Kloster Neuzelle
Zisterzienserabtei Neuzelle
Klosterkirche St. Marien
Klosterkirche St. Marien
Lage DeutschlandDeutschland Deutschland
Brandenburg
Koordinaten: 52° 5′ N, 14° 39′ O52.09055555555614.652222222222Koordinaten: 52° 5′ 26″ N, 14° 39′ 8″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
682
Patrozinium Mariä Aufnahme in den Himmel
Gründungsjahr 1268
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1817
Mutterkloster Kloster Altzella
Primarabtei Kloster Morimond
Tochterklöster

keine

Das Kloster Neuzelle (Nova Cella) war eine in der Niederlausitz gelegene Zisterzienserabtei. Sie wurde im 13. Jahrhundert gegründet und bestand bis 1817, als sie von der preußischen Regierung säkularisiert wurde. Die Besitztümer wurden an das preußisch staatliche Stift Neuzelle überführt. Das Stift bestand bis 1955 und wurde 1996 als öffentlich-rechtliche Stiftung des Landes Brandenburg wiedergegründet.

Die Klosterkirche dient bis heute der katholischen Gemeinde des Ortes Neuzelle als Pfarrkirche. In der Klosterbrauerei wird die Brautradition der Zisterzienser fortgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gotischer Spitzbogen und Gewölbeansatz
Inneres der Klosterkirche
Klostergarten

Das Kloster wurde am 12. Oktober 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten im Gedenken an seine zwei Tage zuvor verstorbene Ehefrau Agnes gestiftet, um den von den Piasten erworbenen Landstrich zwischen Oder und Schlaube wirtschaftlich zu erschließen. Bei Kloster Neuzelle handelt es sich um eine Ausgründung des Mutterklosters Altzella (Cella) in Sachsen. Ein Konvent wurde erst 1281 dorthin entsandt.

Der Klosterkomplex wurde zwischen 1300 und 1330 auf einem in die Oderniederung ragenden Bergsporn errichtet, auf dem vorher ein Plateau geschaffen wurde. Die dreischiffige Hallenkirche der Abtei wurde mangels regionaler Steinbrüche als für die Gegend typischer Backsteinbau ausgeführt (Backsteingotik).

Im Mittelalter konnten die Mönche von Neuzelle umfangreichen Grundbesitz erwerben. Über 30 Dörfer in der Niederlausitz und einige auch in der Mark Brandenburg gehörten zur Klosterherrschaft. Auch das Städtchen Fürstenberg (Oder) (heute Teil von Eisenhüttenstadt) sowie die Burg Schiedlo an der Neißemündung waren im Besitz der Mönche. Im Jahre 1429 drang ein Zug Hussiten aus Böhmen ein und zerstörte neben der Stadt Guben auch das Kloster Neuzelle. Da sich die Mönche weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, wurden sie gemartert, ermordet oder verschleppt. Seither werden sie als Märtyrer verehrt, insbesondere Abt Petrus (1408–1429). Unter Abt Nicolaus II. von Bomsdorf (1432–1469) wurde das Kloster wieder aufgebaut, wozu vorübergehend einige Dörfer verkauft werden mussten. Die jungen Mönche studierten am Zisterzienserkolleg in Leipzig.

Als einziges Kloster in der Niederlausitz überstand Neuzelle die Reformation als eine katholische Insel in rein protestantischer Umgebung. Auch die bäuerlichen Untertanen des Stifts hatten sich um 1550 der Lehre Martin Luthers zugewandt. Die Mönche kamen nun überwiegend aus Nordböhmen sowie der katholischen Oberlausitz und studierten in Prag. Das Kloster wurde in die Böhmische Ordensprovinz aufgenommen. Als die Niederlausitz 1635 von den Habsburgern im Prager Frieden an die sächsischen Wettiner abgetreten wurde, musste der protestantische Kurfürst im so genannten Traditionsrezess den Fortbestand von Neuzelle garantieren. Das Stift Neuzelle gehörte zu den Niederlausitzer Landständen und war bis zu seiner Auflösung im Landtag vertreten.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde die Klosteranlage schwer beschädigt und erst zwei Jahre nach dem Westfälischen Frieden kehrten die Mönche 1650 wieder zurück. Abt Bernardus ließ zwischen 1655 und 1658 die wiederaufgebauten Gebäude von italienischen Künstlern mit Fresken und Stuckaturen versehen. Sein Nachfolger ließ die Klosteranlage konsequent im Stil des süddeutschen Barocks umgestalten. Die prächtige Barockisierung des Gebäudes ließ die Raumstruktur der dreischiffigen Hallenkirche mit ihren eng gesetzten Pfeilern und den schmalen Seitenschiffen jedoch unangetastet. Fast alle heute noch bestehenden Gebäude der Anlage stammen überwiegend aus der Zeit des Barock. Die Neuzeller Klosterkirche ist der bedeutendste Sakralbau der Niederlausitz.

Als Folge des Wiener Kongresses wurde die ehemals sächsische Niederlausitz preußisch, und die Neuzeller Abtei wurde 1817 durch König Friedrich Wilhelm III. als eines der letzten Zisterzienserklöster auf deutschem Boden säkularisiert. Im 19. Jahrhundert war dem Waisenhaus des Klosters auch ein Lehrerseminar angeschlossen.[1] Die Klostergebäude wurden fortan vom staatlichen Stift Neuzelle verwaltet. Während die ehemalige Konventskirche katholisch blieb und 1947 Wallfahrtskirche zum Heiligtum Unserer Lieben Frau wurde, wurde die ehemalige Leutekirche Zum Heiligen Kreuz evangelische Pfarrkirche (im Zuge der Einrichtung eines Lehrerseminars in den Klausurgebäuden). 1955 wurde das Stift Neuzelle aufgelöst, 1996 als Stiftung Stift Neuzelle neu gegründet.

Die jetzige Orgel der Stiftskirche wurde 1906 von dem Orgelbauer Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) erbaut. Das Kegelladeninstrument hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Traktur ist pneumatisch.[2]

2004 wurden der barocke Klostergarten und die Orangerie nach aufwändiger Rekonstruktion wiedereröffnet.

Einzelnachweise

  1. Waisenhaus und Lehrerseminar
  2. Informationen zur Orgel der Stiftskirche

Literatur

  • Ernst Badstübner: Kloster Neuzelle Deutscher Kunstverlag, München 1985, 2002.
  • Wilhelm Oelmann: Das Stift Neuzelle. Untersuchungen zur Quellenkunde und Besitzgeschichte eines ostdeutschen Zisterzienserklosters. Greifswald 1937.
  • Wilhelm Oelmann: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Stift Neuzelle. Landshut 1950.
  • Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 14. Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3.
  • Winfried Töpler: Zisterzienser-Abtei Neuzelle. (= Die Blauen Bücher). Königstein i. Ts. 3., erweiterte u. aktualisierte Auflage 2010, ISBN 978-3-7845-1025-5.
  • Alexander Niemann: Gartenanlage des Klosters Neuzelle. In: Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. Hrsg. Bund Heimat und Umwelt in Deutschland. Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 57f.

Weblinks


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