Kloster Schulpforte

Kloster Schulpforte
Landesschule Pforta
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Logo der Landesschule Pforta
Schultyp Gymnasium
Gründung 1543
Ort Schulpforte
Bundesland Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 8′ 33″ N, 11° 45′ 8″ O51.142511.7522222222227Koordinaten: 51° 8′ 33″ N, 11° 45′ 8″ O
Schüler 300
Website www.landesschule-pforta.de

Die Landesschule Pforta ist ein Internatsgymnasium zur Förderung Begabter mit einer langen Tradition, die bis in das 16. Jahrhundert reicht. Die Schule befindet sich in den Gebäuden der vormaligen Zisterzienserabtei Pforta in Schulpforte, einem Ortsteil von Bad Kösen im Burgenlandkreis, einem Landkreis in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Zuge der Reformation ließ Herzog Heinrich der Fromme das Zisterzienserkloster 1540 schließen. Nach längeren Verhandlungen über die weitere Nutzung der Gebäude des säkularisierten Klosters gründete Herzog Moritz von Sachsen, ab 1547 Kurfürst, 1543 Schulpforta als eine von drei Landesschulen für Knaben. Die beiden Schwesterschulen waren das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra in Meißen und das Gymnasium St. Augustin in Grimma. 150 Jungen aus allen Schichten erhielten hier eine Hochschulausbildung. Der Besuch war schulgeldfrei. Zur materiellen Absicherung der Schule übertrug Herzog Moritz den ehemaligen Klosterbesitz der Stiftung Schulpforte. Von 1573 bis 1575 wurde die Schule umgebaut und erweitert.

Nach den Napoleonischen Kriegen musste Sachsen auf dem Wiener Kongress von 1815 Landesteile an Preußen abtreten, darunter auch das Gebiet von Schulpforta. 1850 erfolgte der Bau des Torhauses durch Friedrich August Stüler.

Im Dritten Reich wurde die Schule 1935 in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA, NAPOLA) umgewandelt. Sie diente diesem Zweck bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945.

Nach dem Kriegsende bis 1950 unternahm man zunächst den Versuch, die Schule mit dem Schulsystem der Weimarer Republik weiterzuführen. Durch die Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wurde der Stiftungsbesitz enteignet. Nach der Gründung der DDR wurde die Stiftung Schulpforte 1949 schließlich aufgehoben und die Einrichtung in eine Erweiterte Oberschule umgewandelt, die zur Hochschulreife führte. Gleichzeitig nahm die Schule erstmals Mädchen auf. Von 1958 bis 1990 hatte Schulpforta den Status einer Erweiterten (Heim)-Oberschule mit 360 Internatsplätzen. In den Jahren 1981 und 1982 richtete man Spezialklassen für Musik und Fremdsprachen ein.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Schulpforta 1990 das Internatsgymnasium Landesschule Pforta in der Trägerschaft des Bundeslandes Sachsen-Anhalt für zirka 400 Schüler. Die Klassen 9 bis 12 werden in den Ausbildungszweigen Sprachen, Musik und Naturwissenschaften unterrichtet. Durch die Änderung des Schulgesetzes in Sachsen-Anhalt und nach der damit verbundenen Wiedereinführung des Abiturs nach zwölf Jahren an allen Gymnasien des Landes, erreicht man auch an der Landesschule Pforta die allgemeine Hochschulreife nach zwölfjährigem Unterricht. Das Internat, in dem alle Schüler leben, und die damit verbundenen Aufgaben für die Gemeinschaft bestimmen weitgehend den Tagesablauf. 1992 erfolgte die Wiedererrichtung der Stiftung Schulpforta als gemeinnützige Stiftung öffentlichen Rechts.

Nachdem Karl Büchsenschütz, langjähriger Rector Portensis, zum Ende des Schuljahres 2005 pensioniert wurde, übernahm Dr. Däumer, der bisherige Leiter des Gymnasiums Laucha, am 1. August 2005 übergangsweise die Stelle des Rektors der Landesschule. Nach einem bundesweit offenen Bewerbungsverfahren wurde Bernd Westermeyer, bisher stellvertretender Schulleiter des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg, als Rector Portensis vorgestellt. Er trat sein Amt zum Beginn des Schuljahres 2007/08 an.

Internatsleben

Das alte Schulhaus
Fürstenhaus in Schulpforte (1573)
Torhaus in Schulpforte (1855)

Die Schüler übernehmen vom ersten Tag an in Schulpforta Verpflichtungen, wie den Famulus- und Keildienst (Famulusdienst: Nachmittägliches und abendliches Bewachen des Internatsgebäudes, Keildienst: Die Schule verfügt über keine elektrische Schulklingel, weshalb der Tagesrhythmus durch das sogenannte Keilen, also das Läuten der Keilglocke eingehalten wird). Regeln und Rechte sind hauptsächlich nach der Klassenstufe, erst sekundär nach dem Alter verteilt. Die Selbstverwaltung der Schüler ist hier, im Gegensatz zu anderen staatlichen Schulen, in höherem Maße Wirklichkeit. Zu den Bestandteilen des Internatslebens gehört auch der sogenannte Neunerschwoof, eine Art humorvolle traditionelle Einweihungsfeier für die neuen Internatsschüler.

Die Schüler werden in insgesamt sieben Internaten untergebracht. Das Internat II ist dabei ein reines Mädcheninternat, das Internat III ein Jungeninternat. In den restlichen – geschlechtlich gemischten – Internaten wohnen flur- bzw. etagenweise nur Jungs bzw. nur Mädchen. Die Funktionen der Internatsgebäude haben sich über die Jahrhunderte geändert. Zum Beispiel waren von Zeit zu Zeit nur die Internate I/IV von Schülern bewohnt, manche heutige Internatsgebäude vertraten dann andere, zum Teil verwaltungstechnische Funktionen. Zur Verfügung stehen in jedem Internat Vier-, Drei- und Zweibettzimmer. Es stehen zudem auch ein paar Einzelzimmer zur Verfügung.

Das Internatsleben bietet neben seinen Traditionen eine sehr intensive Lernathmosphäre, die von Solidarität, dem Lösen von Problemen durch Dialektik sowie kooperativer Kreativität geprägt ist, was jedem Schüler die optimale Entfaltung seiner Fähigkeiten erlauben soll.

Internatsorganisation vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert

Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude von 1868

Die reguläre Unterrichtszeit umfasste zunächst nur etwa die Hälfte der Arbeitszeit der Schüler und wurde immer wieder durch Repetierzeiten oder Arbeitszeiten unterbrochen. Diese bedeuteten, dass sich die Schüler in Gruppen von etwa 10 bis 18 Schülern auf den Stuben aufhielten, wo sie unter Aufsicht eines Primaners (12. oder 13. Klasse) arbeiteten, der in dieser Zeit seinerseits seine persönliche Arbeiten erledigte. Dabei waren die Schüler noch in Tischgruppen aufgeteilt, bei denen wiederum der Tischälteste für Ruhe zu sorgen hatte.

Friedrich Nietzsche

Unter den Primanern hatten einige als Inspektoren eine zusätzliche Verantwortung bei der Aufsicht in den Schlafsälen (jeweils für eine oder zwei Klassen), beim Mittagessen und in der Freizeit innerhalb der Schule. Diese Inspektoren hatten Strafbefugnis gegenüber allen Schülern bis zur Obersekunda (11. Klasse), auch wenn sie diese gegenüber den „Oberhähnen“ der 11. Klasse im Normalfall nicht wahrnahmen. Schwerere Strafen verhängte die Inspektorenversammlung. Nur bei schwerwiegenden Verstößen wurde der zuständige Lehrer (Hebdomadar) informiert, der solche Fälle auch vor die Lehrerkonferenz (Synode) bringen konnte.

Freizeit bedeutete im Normalfall, dass die Schüler das Gebäude zu verlassen und sich (auch bei Minusgraden unter 15 Grad) im Schulgelände aufzuhalten hatten. Das Recht, das Schulgelände zu verlassen, war lange Zeit auch den Primanern nur wenige Stunden in der Woche gestattet: normalerweise drei Stunden beziehungsweise vier Stunden für die, die sich besonders ausgezeichnet hatten. Unter dem Einfluss der Jugendbewegung und der Reformpädagogik wurde die Klausur langsam gelockert. Dies bedeutete, dass auch Schüler der unteren Klassen (8. und 9.) das Schulgelände verlassen durften, allerdings nur ein bis zwei Stunden pro Woche.

Schulerfolge

Rektor Walther

Die Schule kann in ihrer langen Geschichte auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken. So sind an später herausragenden Persönlichkeiten neben Friedrich Nietzsche (in Schulpforta von 1858 bis 1864) auch Friedrich Gottlieb Klopstock (in der Nähe der Landesschule Pforta an einem Nebenarm der Saale befindet sich die sogenannte Klopstockquelle), Johann Hermann Schein, Johann Gottlieb Fichte, Johann Friedrich Röhr, August Ferdinand Möbius, Leopold von Ranke, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Carl Richard Lepsius, Christian Gottfried Ehrenberg, Joachim Wilhelm von Brawe, Heinrich Hoffmann, Karl Lamprecht (dessen Grabstein sich auf dem dortigen Kirchfriedhof neben der Klosterkirche befindet), Theobald von Bethmann Hollweg, Georg Groddeck, Otto Koehler, Ernst Wilhelm Nay und Wolf von Niebelschütz Schüler dieser Schule gewesen. Bei Bundeswettbewerben in den Naturwissenschaften und den Sprachen liegen die Schüler Schulpfortas regelmäßig weit vorn. Die Chöre der Schule (auch der Ehemaligenchor) unter Leitung von Kersten Lachmann und Matthias Jende werden regelmäßig für ihre Leistungen ausgezeichnet. Sehr beliebt sind die regelmäßigen Konzerte beider Chöre, des Mädchenchores und des Jugendchores, in der Klosterkirche. In den letzten Jahren entstanden Kompositionen ehemaliger und aktueller Schüler, so zum Beispiel Raphael Michaelis mit seinem Zyklus Eine Reise mit Jesus oder auch das Melodram John Maynard von Thomas Krüger. Letzteres wurde in der Phönix-Theaterwelt Wittenberg aufgeführt.

Das Gelände der Schule ist am Tage frei zugänglich. Ebenso können die ehemalige Klosterkirche mit Friedhof und der Kreuzgang besichtigt werden.

Bibliothek

Die um 1570 gegründete Bibliothek der Schule besitzt heute mit 80.000 Titeln einen der umfangreichsten Altbestände unter den Schulbibliotheken Deutschlands. Zu ihren Bestand zählen Schulprogramme, Literatur zur Schule (einschließlich Handschriften), Werke ehemaliger Pforte-Schüler sowie eine umfangreiche Klopstock-Sammlung.

Orgel

Die Schule erhielt 1884 eine Orgel von Friedrich Ladegast, einem herausragenden Vertreter des romantischen Orgelbaus. Sein opus 106 umfasst 11 Register auf zwei Manualen und Pedal in einem neugotischen Gehäuse, das vermutlich von Carl Schäfer entworfen wurde. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung und zeitweiliger Einlagerung wurde die Orgel 2005 durch die Orgelbau-Werkstatt Rösel & Hercher wieder instand gesetzt.

Bekannte Lehrer

Die Schüler wurden auch durch bedeutende Lehrer unterrichtet wie Sethus Calvisius 1582–1594. – Johann Joachim Gottlob am Ende ist wenigstens als Lehrer des Dichters Klopstock bekannt. Der Lehrer und Literaturhistoriker Karl August Koberstein, der von 1820–1870 in Schulpforta unterrichtete, war der Großvater mütterlicherseits von Georg Groddeck und unter anderem Lehrer von Friedrich Nietzsche.

weitere Lehrer

Die Rektoren

  • Robert Pahncke komm. 1945–1946,
  • Ernst Habenstein 1947–1951,
  • Werner Ostrowitzki 1952–1954,
  • Stephan Baar 1955–1957,
  • Heinz Reinbothe 1958–1968,
  • Gerhard Arnhardt 1969–1979,
  • Werner Gaudig 1980–1986,
  • Heinz Erhardt 1987–1989,
  • Eberhard Horn 1990–1991,
  • Karl Büchsenschütz 1992–2005,
  • Hans-Jörg Däumer 2005–2007,
  • Bernd Westermeyer 1. August 2007–

Evangelische Landesschule zur Pforte

Im Jahr 1968 wurde die Evangelische Landesschule zur Pforte im westfälischen Meinerzhagen gegründet, die die Tradition der Fürstenschulen in Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschland fortführte. Aufnahmebedingung war jeweils eine entsprechende Begabung unabhängig von der Herkunft. Nach Wiedereinrichtung der Landesschule Pforta wurde die Schule Ende der 1990er Jahre geschlossen und das Gebäude 2005 abgerissen.

Literatur

  • Gerhard Arnhardt: Schulpforte. Eine Schule im Zeichen der humanistischen Bildungstradition. Verlag Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-217746-2.
  • Carl F. Bittcher: Pförtner Album. Verzeichnis sämtlicher Lehrer und Schüler der Königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843. Verlag Vogel, Leipzig 1843.
  • Karl Büchsenschütz: Damit es an gelahrten Leuten in unsern Landen nicht Mangel gewinne. In: Schulpforta, 450 Jahre Schulgeschichte. Edition Leipzig, Leipzig 1993, ISBN 3-361-0040-98
  • Ralf Georg Czapla: Schulpforta und die Bibelepik des 18. Jahrhunderts. Klopstocks Lehrer Johann Joachim Gottlob am Ende als Dichter und Theologe. In: Daphnis. Zeitschrift für mittlere deutsche Literatur 34 (2005), S. 287-326.
  • Petra Dorfmüller: rectores portenses. Leben und Werke der Rektoren der Landesschule Pforta von 1543 bis 1935. Sax-Verlag, Beucha 2006, ISBN 3-934544-96-7.
  • Petra Dorfmüller, Eckart Kissling: Schulpforte. Zisterzienserabtei Sankt Marien zur Pforte, Landesschule Pforta. Dt. Kunstverlag, München 2004, ISBN 3-422-06499-0.
  • Wieland Führ (Hrsg.): Vivat Porta. Bilder von Schulpforte aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Koberger Verlag, Nürnberg 1993.
  • Hans Heumann: Schulpforta. Tradition und Wandel einer Eliteschule. Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1994, ISBN 3-89683-016-3.
  • Max Hoffmann (Hrsg.): Pförtner Stammbuch 1543–1893 zur 350jährigen Stiftungsfeier der Königlichen Landesschule Pforta. Berlin (1893).
  • Karl Christian Gottlieb Schmidt, Friedrich Karl Kraft: Die Landesschule Pforte, ihrer gegenwärtigen und ehemaligen Verfassung nach dargestellt. Schleusingen, Selbstverlag 1814 (Digitalisat)
  • Sigrid Schütze-Rodemann: Pforta. Das Zisterzienserkloster, die Landesschule. Schnell & Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1419-9.
  • Hartmut Vahl: Napola Schulpforta. 1943–1945. Hamburg 2000.
  • Otto Wilde: Schulpforte, eine Brücke zwischen Ost und West. In: Hamburger Mittel- und Ostdeutsche Forschungen Bd. 2 (1960), S. 193-228.
  • Arno Werner: Musik und Musiker in der Landesschule Pforta. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, 8. Jahrg., H. 4. (1907), S. 535-550

Weblinks


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