Kloster St. Katharina (St. Gallen)

Kloster St. Katharina (St. Gallen)
Kloster St. Katharina

Das Kloster St. Katharina ist ein ehemaliges Dominikanerinnenkloster in der Stadt St. Gallen. Heute ist die ehemalige Klosterkirche und der Kreuzgang erhalten. Die Kirche wurde lange noch als reformierte Kirche von der Stadtmission benutzt, wurde aber 2007 der Privatbank Wegelin verkauft.[1]

Der Name des Klosters geht auf die Märtyrin Katharina von Alexandrien zurück.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wie auch andere Katharinen-Klöster geht auch dieses auf jene religiöse Bewegung zurück, die um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert entstand, als sich Frauen zusammenschlossen, um ein gottgefälliges Leben zu führen, ohne eine strenge Ordensbindung haben zu müssen. Durch einen Schutzbrief, den Abt Konrad im Jahre 1228 ausstellte, wissen wir, dass es zwar einige Gottesdienerinnen in der Stadt gab, die sich als Kongregation fühlten, aber noch in keiner Hausgemeinschaft lebten. In diesem Jahr stifteten zwei Bürger einen Hof am Schwarzwasserbach (Irabach), der den Frauen als dauernde Heimstätte dienen sollte. Bei diesen Bürgern handelte es sich um Bertoldus cocus (Kuchoimeister) und Ulrich Blarer, der ein Wohltäter des Heilig-Geist-Spitals von St. Gallen, war. Die Schenkung wurde von Abt Konrad bestätigt. Er stellte die Vereinigung unter seinen Schutz und das Patronat der Heiligen Gallus und Otmar. Wie aus einem Dokument vom 3. April 1244 hervorgeht, entsandte der nächste Abt von St. Gallen, Walter von Trauchberg, einige der Frauen nach Maggnau, wo sie ein Zisterzienserinnenkloster gründeten. Unter den Frauen des „fromen Hauses auf dem Brühl“ war auch die Meisterin Adelheit. Dies bedeute aber nicht das Ende des Konvents in der Stadt St. Gallen, denn schon 1263 erwähnt die nächste erhaltene Urkunde eine Priorin und einen Schwesternkonvent auf dem Brüel. Das Amt der Priorin belegt, dass das Leben der Schwestern einer Ordensregel folgte. Im Jahr 1266 nahm die Gemeinschaft die Ordensregel der Augustiner an. Als Spiritual wurde ein Dominikaner aus Konstanz berufen. Am 8. Mai 1368 konnten die Kirche und der Friedhof geweiht werden, und am 10. Juli 1368 erfolgte der Anschluss an den Dominikanerorden.

Beim Stadtbrand vom 20. April 1418 wurde das Kloster St. Katharina und die Kirche in Mitleidenschaft gezogen, wie stark, ist nicht überliefert. Im 15. Jahrhundert führten die Schwestern Reformen durch und führten die Klausur ein. Am 20. September wurde durch die Priorin Engel Varnbühler, einer Schwester des Bürgermeisters Ulrich Varnbühler, die feierlich verkündete Schliessung der Klausur vorgenommen. Am 10. April 1495 wurden die Kirche, der Chor, der Friedhof, der Kreuzgang und die Sakristei neu geweiht. Die Neuweihe ist mit keinem grösseren Bauvorhaben in Verbindung zu bringen und wird als verspätete Bekräftigung der inneren Erneuerung angesehen.

Während den Reformationswirren war der Zugriff der Stadt - die den neuen Glauben angenommene hatte - dadurch erleichtert, dass der Konvent seit 1368 das Stadtbürgerrecht besass. Dies hatte zur Folge, dass auf Anordnung des städtischen Rates am 18. Juni 1527 „al tafeln und bildern zu St. Katarinen umgeworfen und zerbrochen“ wurden, auch der Klöppel der Glocke wurde entfernt. Das Glockentürmchen wurde 1528 sagar ganz abgetragen. Von den Geräten, Bildern und Büchern konnte nur ein kleiner Teil in die Klöster Notkersegg und Grimmenstein verbracht werden. Nachdem der grosse Rat am 7. August vier Klostervögte berufen hatte, wurde am 27. Februar an die Stelle des früheren Lesemeisters der Reformator Dr. Christopf Schappeler als Prediger eingesetzt. Diesem war aufgetregen, die Klosterfrauen zu der neuen Lehre zu bewegen. Der Rat beschloss am 2. Mai 1528 das Kloster zu öffen und die Klausur aufzuheben. Da dabei den Frauen auch das Tragen der Ordentracht verboten wurde, traten viele Nonnen in andere Klöster über. Drei Nonnen aber gaben nicht auf, und unter der Führung der ehemaligen Buchmeisterin Regula Keller nahmen sie den Kampf gegen die Stadt auf. Die Schwestern wurden zeitweise sogar arrestiert. Erst am 22. Januar 1555 konnte vor den versammelten Boten der dreizehn Orte der Streit beendet werden. Der Kampf war für die Schwestern verloren, und drei Schwestern bezogen die Klause auf dem Nollenberg, was sich allerdings als ungeeigneter Ort erwies, worauf in Wil eine neue Heimstätte geschaffen wurde. Die Grundsteinlegung des neuen Klosters in Wil erfolgte am 7. März 1601, und die Klosterkirche konnte am 26. Juli 1607 geweiht werden.

Da die im Schiedsspruch von 1555 vorbehaltene Entscheidung durch ein Konzil nicht erfolgte, wurde 1594 die Schlichtung annulliert und das Kloster in St. Gallen kam in den Besitz der Stadt. Die Stadt richtete in den Gebäuden eine höhere Knabenschule ein, weshalb die Gebäude im Volksmund auch „Bubenkloster“ genannt wurde (nicht zu verwechseln mit der eigentlichen Klosterschule im Stiftsbezirk). Hier fand 1615 auch die Bibliothek von Vandian („Vadiana“) eine Bleibe, sie war zuvor in St. Mangen untergebracht worden. In der Kirche wurde ab 1685 der Gottesdienst auch in französischer Sprache abgehalten, dies ging auf eine Stiftung der Kaufmänischen Corporation zurück und war eine Folge davon, dass die Stadt eine grosse Zahl französischer Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) aufnahm. Die Schule und die Bibliothek verliessen 1855 das ehemaligen Klostergebäude und zogen in das von Felix Wilhelm Kubly neu gebaute Gebäude der Kantonsschule am Burggraben. In der Folge kam das Konventsgebäude in private Hände und wurde entsprechend umgebaut. Die Kirche wurde 1884 umgebaut, dient aber immer noch als Gotteshaus. Der Kreuzgang ist erhalten und wurde 1952 restauriert.

Seit 1855 wurde die Kirche von der Stadtmission der freien evangelischen Gemeinde genutzt, die in der Kirche ihre Gottesdienste abhielt. In den Nachbargebäuden, zu denen auch der Kreuzgang gehört, waren neben den Gemeinderäumen unter anderem eine Suppenküche und ein Brockenhaus untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich heute die St. Galler Freihandbibliothek. Durch Platzmangel entschloss man sich 2007 alle Gebäude für 2,3 Millionen Franken der Privatbank Wegelin zu verkaufen. Diese besitzt schon das Nachbargebäude und war vor allem an den Gemeinderäumen interessiert, um dorthin expandieren zu können. Die Kirche selbst soll als kultureller Raum der städtischen Gemeinschaft erhalten bleiben.

Siehe auch

Literatur

  • Erwin Poeschel: Die Stadt St. Gallen: erster Teil, Band 2 der Reihe Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Birkhäuser 1957, S. 136-152

Einzelnachweise

  1. kath.ch
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