- Knickebein (Funkfeuer)
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FuG28a "Knickebein" war ein für Kampfflugzeuge der deutschen Luftwaffe zu Beginn des Zweiten Weltkriegs verwendetes deutsches Funk-Leitstrahl-System. Es wurde von der Firma Telefunken aus dem X-Verfahren weiterentwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Knickebein war konzipiert wurden, um einfacher als das X-Verfahren bedienbar zu sein. Weiterhin sollten aus Kostengründen die schon in Flugzeugen vorhandenen Funklandeanlagen (FuG-16/17) im Frequenzbereich 30–33 MHz benutzt werden können.
Im Gegensatz zum X-Verfahren wurden nun der Frequenzbereich und die Bordfunkgeräte für ein von der C. Lorenz AG entwickeltes ziviles Landesystem verwendet. Zusätzlich erforderlich war das Auswertegerät 28 (AW28), das die empfangenen Funksignale an den Autopilot des Flugzeuges übertrug. Hergestellt wurde es von der Firma Heliowatt Werke Elektrizitäts-Aktiengesellschaft im Werk Schweidnitz in Schlesien.
→ Details zum Einsatz finden sich unter dem X-Verfahren
Knickebein-Systeme wurden in der Anfangsphase der deutschen Offensive bei Nachtangiffen eingesetzt. Einzelne Zielgebiete konnten mit diesem Verfahren mit einer für Flächenziele ausreichenden Genauigkeit von +/– 1500 m Zielkreis bei einer Kampfentfernung von 250 km angeflogen werden.
Sendestellen
Für die nächtlichen Luftangriffe auf England wurden zunächst drei Knickebein-Sendestellen in Kleve, auf dem Stollberg und bei Maulburg auf eine zu bombardierende Stadt ausgerichtet, später kamen weitere hinzu. An folgenden Standorten wurden Sendestellen aufgebaut:
Nr. Ø [m] Standort Land Koordinaten Ortsbeschreibung K1 30 Klepp N 58° 46′ 12″ N, 5° 37′ 11″ O58.7700755.619711 22 km süd-südwestlich von Stavanger K2 95 Stollberg D 3 km nord-nordwestlich von Bredstedt K3 30 Julianadorp NL 52° 54′ 48″ N, 4° 43′ 0″ O52.9132764.716804 5 km süd-südwestlich von Den Helder K4 95 Kleve-Materborn D 51° 46′ 2″ N, 6° 6′ 6″ O51.7672026.101532 58 km nordwestlich von Duisburg K5 30 Bergen op Zoom NL 50 km süd-südwestlich von Rotterdam K6 30 Mont Violette F 50° 37′ 2″ N, 1° 40′ 57″ O50.6173271.682367 13 km süd-südöstlich von Boulogne-sur-Mer K7 30 Greny F 16 km ost-nordöstlich von Dieppe K8 30 Mont Pinçon F 30 km südwestlich von Caen K9 30 Beaumont-Hague F 16 km west-nordwestlich von Cherbourg K10 30 Sortosville-en-Beaumont F 49° 25′ 6″ N, 1° 42′ 33″ W49.418274248889-1.7090606688889 25 km süd-südwestlich von Cherbourg K11 30 Saint-Fiacre bei Plestin-les-Grèves F 17 km ost-nordöstlich von Morlaix K12 95 Maulburg D 47° 38′ 2″ N, 7° 45′ 48″ O47.6339917.7633 8 km ost-nordöstlich von Lörrach K13 30 Noto I 27 km südwestlich von Syrakus (nicht fertig gebaut) Gegenmaßnahmen
Das Knickebein-Verfahren konnte in England, hauptsächlich durch Reginald Victor Jones, entschlüsselt und bereits 1940 erfolgreich dadurch gestört werden, dass englische Radiostationen ebenfalls das von den Knickebein-Anlagen verwendete Punkt-Morse-Signal aussendeten, was zu Irritationen bei den deutschen Fliegern und in deren Folge zu Flugbahnen außerhalb der eigentlichen Leitstrahlen führte.
Zum Schutz gegen die englischen Störmaßnahmen wurde in Folge der Tarnbetrieb aufgenommen. Beispielsweise wurden die Sender aktiviert, ohne dass ein Angriff stattfand oder die Sender wurden erst kurz vor Angriffsbeginn eingeschaltet, und das Flugziel konnte nicht rechtzeitig ermittelt werden. Alternativ wurden viele Sender in Betrieb genommen, so dass wiederum nicht das genaue Ziel ermittelt werden konnte.
Allerdings befanden sich nach der verlorenen Luftschlacht um England und dem Ende des Unternehmens Seelöwe die meisten Kampfflugzeuge ohnehin an der Ostfront.
Siehe auch
Literatur
- B. Johnson: Streng geheim – Wissenschaft und Technik im 2. Weltkrieg
- R. V. Jones: Most Secret War: British Scientific Intelligence 1939–1945, First published 1978 Hamish Hamilton. Coronet paperback edition 1979 ISBN 0-340-24169-1.
- Fritz Trenkle: Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945.
Weblinks
Commons: Knickebein (Funkfeuer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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